ams AG inves­tiert Mil­lio­nen in For­schung

138,6 Mio. Euro investierte die in Premstätten bei Graz ansässige, weltweit agierende ams AG im abgelaufenen Geschäftsjahr in Forschung und Entwicklung.
Univ.Prof.Dipl.Ing.Dr.techn.Dr.h.c. Wilfried Eichlseder ist Rektor Montan Universität Leoben.
Univ.Prof.Dipl.Ing.Dr.techn.Dr.h.c. Wilfried Eichlseder ist Rektor Montan Universität Leoben. Fotocredit: beigestellt.

Den Vor­sprung durch tech­no­lo­gi­sche Inves­ti­tio­nen lässt sich die ams AG einiges kosten. Konkret: 138,6 Mil­lio­nen Euro im ver­gan­ge­nen Geschäfts­jahr. Heuer sollen es bereits über 200 Mio. Euro sein. Die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben und ihre aus­ge­la­ger­ten F&E‑Gesellschaften sind dabei wich­ti­ge Koope­ra­ti­ons­part­ner im glo­ba­len For­schungs­netz­werk des Sen­sor­her­stel­lers. Die Jagd nach dem tech­no­lo­gi­schen Vor­sprung – ein Par­force­ritt in Per­ma­nenz. Selbst wenn sich ein Unter­neh­men der Tech­no­lo­gie­füh­rer­schaft sicher sein darf, wäre es fatal, sich zurück­zu­leh­nen. Im nächs­ten Augen­blick schon kann ein Mit­be­wer­ber zum (dis­rup­ti­ven) Ent­wick­lungs­sprung anset­zen. Nicht nur inner­halb der eigenen Tech­no­lo­gie gilt es, die Spit­zen­po­si­ti­on zu behaup­ten, auch mög­li­che neue Para­dig­men dürfen nicht über­se­hen werden.

Design Centers

Die ams AG, erläu­tert Alex­an­der Everke, CEO des bör­sen­no­tier­ten Unter­neh­mens, setze in ihrer F&E‑Strategie auf ein über den gesam­ten Globus gespann­tes Netz­werk soge­nann­ter „Design Center“. Der Name resul­tie­re aus der His­to­rie des Unter­neh­mens und leite sich vom Mikro­chip-Design ab. Die Design Center – 21 an der Zahl, teil­wei­se an den eins­ti­gen Stand­or­ten akqui­rier­ter Unter­neh­men – sind in die jewei­li­ge regio­na­le Branchen‑, Markt- und For­schungs­um­ge­bung ein­ge­bet­tet. Diese dezen­tra­le Anord­nung mit ihrer Nähe zum jewei­li­gen For­schungs­um­feld erhöhe die Reak­ti­ons­schnel­lig­keit und biete die Mög­lich­keit, den F&E‑Fokus sehr spe­zi­fisch auf die Erfor­der­nis­se der jewei­li­gen Märkte zu lenken.

Der über­ge­ord­ne­ten F&E‑Unit im stei­ri­schen Head­quar­ters – knapp 300 der ins­ge­samt fast 1050 Design-Center-Fach­leu­te sind hier tätig, das „stei­ri­sche“ F&E‑Budget belief sich 2016 auf mehr als 90 Mio. Euro – obliegt es, die dezen­tra­len Netz­werk­kno­ten auf das stra­te­gi­sche  Unter­neh­mens­ziel zu bezie­hen.

Es ist wohl auch dieser Balance zwi­schen über­grei­fen­der For­schungs­dis­zi­plin und regio­na­ler Ent­wick­lungs­frei­heit  zuzu­schrei­ben, dass die ams AG füh­ren­de Tech­no­lo­gie­kon­zer­ne, dar­un­ter z. B. Samsung, zu ihren Kunden zählen und in vielen Berei­chen die Tech­no­lo­gie­füh­rer­schaft, bei Licht­sen­so­ren auch die Welt­markt­füh­rer­schaft für sich in Anspruch nehmen kann.

For­schungs­netz­werk der ams AG

Ent­spre­chend pro­mi­nent besetzt ist das Netz­werk uni­ver­si­tä­rer wie außer­uni­ver­si­tä­rer For­schungs­part­ner, mit denen die ams AG in den ver­schie­dens­ten, vor­wie­gend inter­na­tio­nal besetz­ten For­schungs­pro­jek­ten koope­riert.

Allein im DACH-Raum reicht dieses von der Fraun­ho­fer Gesell­schaft, der größten Orga­ni­sa­ti­on für anwen­dungs­ori­en­tier­te For­schung Europas, über die ver­schie­dens­ten nicht­uni­ver­si­tä­ren orschungs­ge­sell­schaf­ten, Excel­lence-Ver­bün­de und Tech­no­lo­gie­in­sti­tu­te bis zu Insti­tu­ten nam­haf­ter Uni­ver­si­tä­ten und Fach­hoch­schu­len.

Die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben (MUL) mit ihren For­schungs­ge­sell­schaf­ten „Mate­ri­al Center Leoben“ (MCL) und „Polymer Com­pe­tence Center Leoben“ (PCCL) biete, so CEO Everke, in diesem Kontext ein ein­zig­ar­ti­ges mate­ri­al­wis­sen­schaft­li­ches Know-how in Kom­bi­na­ti­on mit erst­klas­si­ger Aus­stat­tung für Mate­ri­al­cha­rak­te­ri­sie­rung. „Das ermög­licht tie­fer­ge­hen­de Unter­su­chun­gen in Berei­chen wie Halb­lei­ter­fer­ti­gung, Ver­bin­dungs­tech­no­lo­gien und moderne Pack­a­ging-Ver­fah­ren, aber auch die Erfor­schung und Ent­wick­lung neuer Sen­sor­ma­te­ria­li­en.“

Nano­tech­no­lo­gie

Drei The­men­be­rei­che seien es vor allem, die in Koope­ra­ti­ons­pro­jek­ten zwi­schen ams AG und MUL, MCL sowie PCCL bear­bei­tet würden. Erstens die Cha­rak­te­ri­sie­rung von Mate­ria­li­en und dünnen Schich­ten mittels State-of-the-Art-Metho­den sowie eigens ent­wi­ckel­ter neuer Mess­me­tho­den. Dies ermög­li­che Ein­bli­cke bis etwa in den 10-Nano­me­ter-Bereich, was zu wich­ti­gen Erkennt­nis­sen über Mate­ria­li­en und Struk­tu­ren führe.

Zwei­tens die Erfor­schung und Ent­wick­lung neuer Sen­sor­ma­te­ria­li­en und che­mi­scher Sen­so­ren im Nano-Grö­ßen­be­reich sowie deren 3D-CMOS-Inte­gra­ti­on (CMOS = com­ple­men­ta­ry metal-oxide-semi­con­duc­tor). Letz­te­res einer der Berei­che, in denen die ams AG durch ihre hoch­mo­der­ne Fer­ti­gungs­li­nie welt­weit führend ist. Und drit­tens – wie im mit 6 Mio. Euro dotier­ten K‑Forschungsprojekt „Poly­Therm“ am PCCL – um die Erfor­schung der Eigen­schaf­ten bestimm­ter Poly­me­re und Mul­ti­schicht­ma­te­ria­li­en sowie die Ent­wick­lung von Simu­la­ti­ons­mo­del­len, um das Ver­hal­ten von Sen­so­ren unter ver­schie­de­nen Umwelt- und Belas­tungs­si­tua­tio­nen, aber auch in unter­schied­li­chen mikro­elek­tro­ni­schen Inte­gra­ti­ons­kon­zep­ten und Pack­a­ging-Umge­bun­gen zu unter­su­chen.

Das alles, um Sen­so­ren, wie sie heute etwa in Smart­phones, in der Sicherheits‑, Gebäude- oder Medizin‑, aber auch Ver­kehrs­tech­nik (Stich­wort: auto­no­mes Fahren) immer umfas­sen­der ein­ge­setzt werden, auf der einen Seite effi­zi­en­ter und güns­ti­ger her­stel­len, auf der anderen Seite aber auch wei­ter­ent­wi­ckeln und opti­mie­ren zu können: etwa immer mehr Sen­so­ren auf immer klei­ne­ren Ein­hei­ten zu inte­grie­ren, Abmes­sun­gen und Ener­gie­ver­brauch zu mini­mie­ren, Sen­si­bi­li­tät, Belast­bar­keit und Zuver­läs­sig­keit jedoch zu erhöhen; oder bislang getrenn­te sen­so­ri­sche Para­dig­men in einem Sensor zu ver­ei­nen.

Tech­no­lo­gi­scher USP

„Je mehr wir wissen und je umfas­sen­der unser tech­no­lo­gi­sches Know-how ist“, erläu­tert Alex­an­der Everke, „desto tiefer und weiter defi­nie­ren wir selbst unseren Ent­wick­lungs­ho­ri­zont, desto mehr Glieder der Wert­schöp­fungs­ket­te holen wir in unseren eigenen Kom­pe­tenz­be­reich herein und desto deut­li­cher können wir unseren tech­no­lo­gi­schen USP her­aus­ar­bei­ten, der uns letzten Endes unsere Füh­rungs­rol­le sichert.“

Vor­aus­set­zung dafür sei auch die Betei­li­gung an For­schungs­pro­jek­ten und die Koope­ra­ti­on mit Wis­sens­trä­gern wie der MUL und ihren For­schungs­ge­sell­schaf­ten. Die regio­na­le Nähe zum For­schungs­part­ner bringe dabei durch­aus auch Vor­tei­le. „Die direkte Kom­mu­ni­ka­ti­on“, erklärt Verena Vescoli, Senior Vice Pre­si­dent R&D der ams AG, „ermög­licht einen inten­si­ve­ren Aus­tausch zwi­schen den Pro­jekt­part­nern und ein rasche­res Ein­ge­hen auf akute Fra­ge­stel­lun­gen.“ Dabei seien, ergänzt ams-AG-CFO Michael Wachs­ler-Mar­ko­witsch, durch­aus ver­schie­de­ne Kul­tu­ren mit­ein­an­der in Ein­klang zu bringen. „Die Indus­trie hat oft drin­gen­de­re Zeit­vor­ga­ben als eine For­schungs­ein­rich­tung. Wir wollen rasch zu neuen, inno­va­ti­ven Pro­duk­ten kommen, arbei­ten sehr konkret und fordern von unseren Part­nern im All­ge­mei­nen schnel­le und klare Ergeb­nis­se und Ant­wor­ten auf unsere Fragen und Pro­blem­stel­lun­gen. Diese Ein­stel­lung ist mit For­schung auf hohem Niveau nicht immer leicht zu ver­ein­ba­ren, beide Welten müssen sich daher bei Indus­trie­for­schungs­the­men ent­ge­gen­kom­men.“

For­schungs­an­sporn

Für die For­schen­den, führt der Rektor der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben, Wil­fried Eichl­se­der, ins Treffen, sei genau dieser Anwen­dungs­ho­ri­zont – die kon­kre­te Umset­zung von For­schungs­er­geb­nis­sen – eine will­kom­me­ne Begleit­erschei­nung von For­schungs­ko­ope­ra­tio­nen mit Indus­trie­part­nern.

In Kom­bi­na­ti­on mit dem Dritt­mit­tel­in­put ent­ste­he dabei gleich­sam eine Winwin-Kon­stel­la­ti­on, die allen Betei­lig­ten zugu­te­kom­me: „Ohne diese Pro­jek­te wäre For­schung nicht in diesem Umfang möglich. Dies kommt wie­der­um der Wirt­schaft zugute, daneben aber auch unseren Stu­die­ren­den, die häufig in diese Pro­jek­te ein­ge­bun­den werden.“ Die Erkennt­nis­se aus den anwen­dungs­ori­en­tier­ten Pro­jek­ten würden zudem sofort wieder in die jewei­li­gen For­schungs­fel­der zurück­flie­ßen. Auch seien die Fra­ge­stel­lun­gen aus der Indus­trie zusätz­li­cher Ansporn für die For­schen­den. Die  Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben sieht sich dabei als Treiber der Wirt­schaft. „Überall dort, wo über­durch­schnitt­lich viel in For­schung und Ent­wick­lung inves­tiert wird, wächst die Wirt­schaft schnel­ler und nach­hal­ti­ger – denn eine hohe tech­no­lo­gi­sche Leis­tungs­kraft der Wirt­schaft basiert auf Exzel­lenz in der Wis­sen­schaft“, erklärt Eichl­se­der. Koope­ra­tio­nen mit der Indus­trie würden in einem hohen Maße dazu bei­tra­gen, in der For­schung gewon­ne­nes neues Wissen über Inno­va­ti­ons­pro­zes­se in neue Pro­duk­te, Ver­fah­ren und Dienst­leis­tun­gen zu trans­fe­rie­ren.

Neue Fer­ti­gungs­tech­no­lo­gien

„Die Mon­tan­uni und die in Leoben ange­sie­del­ten For­schungs­ge­sell­schaf­ten“, beschreibt der Rektor die Stärken der mon­ta­nis­ti­schen F&E‑Infrastruktur, „haben eine lange Tra­di­ti­on und große Erfah­rung im Bereich der Werk­stof­fe von Metal­len über Keramik bis zu Poly­me­ren sowie des Recy­clings. Auch wei­te­ren The­men­fel­dern, so Eichl­se­der, stehe die Mon­tan­uni auf­ge­schlos­sen gegen­über. Er denke dabei etwa an neue Metho­den der Fer­ti­gung wie „Addi­ti­ve Manu­fac­tu­ring“ oder Recy­cling-Ver­fah­ren. In beiden Berei­chen sei noch hoher For­schungs­be­darf gegeben. Dazu kämen weitere Themen wie etwa der Zugang zu Roh­stof­fen.

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