JUST-Redaktion|

Was­ser­stoff-For­schungs­in­fra­struk­tur in der Stei­er­mark wird weiter aus­ge­baut

Stär­kung der Spit­zen­for­schung zum Was­ser­stoff durch neue Inves­ti­tio­nen an der TU Graz und der MU Leoben

Die öster­rei­chi­sche Bun­des­re­gie­rung hat als eine der Maß­nah­men für ein kli­ma­neu­tra­les Öster­reich im Regie­rungs­pro­gramm den Ausbau der Was­ser­stoff­tech­no­lo­gie for­ciert. Öster­reich soll Was­ser­stoff-Nation Nummer eins werden. Dem­entspre­chend wird auch ver­stärkt in die öster­rei­chi­sche Was­ser­stoff-For­schungs­in­fra­struk­tur inves­tiert.

Stei­er­mark ist For­schungs­re­gi­on Nummer eins

Die Stei­er­mark hat nicht nur euro­pa­weit eine der höchs­ten F&E‑Quoten, sondern ist auch im Bereich Was­ser­stoff eine der for­schungs­ak­tivs­ten Regio­nen Öster­reichs. Sie ist im Bereich Was­ser­stoff unter den Top 5 der for­schungs­stärks­ten Regio­nen in Europa. Es sind 60 Prozent der Was­ser­stoff-For­schen­den Öster­reichs in der grünen Mark tätig. Die weiß-grüne Spit­zen­for­schung in diesem Bereich wird nun an der TU Graz und an der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben deut­lich gestärkt.

17 Mil­lio­nen Euro zusätz­lich für stei­ri­sche Was­ser­stoff-For­schung

Mit einer Ergän­zung zu den Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen wurden der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz (TU Graz) und der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben (MUL) weitere finan­zi­el­le Mittel für die Was­ser­stoff­for­schung zur Ver­fü­gung gestellt. Ins­ge­samt sind das 17 Mio. Euro an fri­schem Geld. Davon bekommt die TU Graz 10 Mil­lio­nen Euro und die MUL 7 Mil­lio­nen Euro als Ein­mal­zah­lung für Infra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen.

„Als Bun­des­re­gie­rung haben wir uns ein kli­ma­neu­tra­les Öster­reich zum Ziel gesetzt und dabei ist Was­ser­stoff als alter­na­ti­ver Ener­gie­trä­ger ein wich­ti­ges Werk­zeug. Wir inves­tie­ren daher mit wei­te­ren Mitteln für die Was­ser­stoff­for­schung in eine nach­hal­ti­ge Zukunft. Unsere Top-For­schungs­re­gi­on Stei­er­mark ist bereits jetzt eine der for­schungs­ak­tivs­ten im Bereich Was­ser­stoff. Mit einer Ergän­zung zu den Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen stärken wir den Stand­ort noch weiter und inves­tie­ren zusätz­li­che 17 Mil­lio­nen in die Was­ser­stoff­for­schung an der TU Graz und der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben“, so Bildungs‑, Wis­sen­schafts- und For­schungs­mi­nis­ter Martin Pola­schek.

Lan­des­haupt­mann Chris­to­pher Drexler: „Die Stei­er­mark ist ein Land der For­schung und Ent­wick­lung. Mein Ziel ist es, dass wir in mög­lichst vielen Berei­chen an der Spitze Europas stehen und unsere Spit­zen­po­si­tio­nen weiter aus­bau­en — etwa bei der Was­ser­stoff­for­schung. Denn nur durch Tech­no­lo­gie­of­fen­heit wird uns der Weg zur CO2-Neu­tra­li­tät gelin­gen. Die Inves­ti­tio­nen des Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums in die Infra­struk­tur der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz und der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben sind ein bedeu­ten­der Beitrag, um die Poten­tia­le unserer stei­ri­schen Unis in diesem wich­ti­gen For­schungs­feld noch besser nutzen zu können. So kann es uns gelin­gen, eine Mus­ter­re­gi­on zu werden, die Kli­ma­schutz mit wirt­schaft­li­cher Dynamik ver­bin­det.“

„For­schung, Ent­wick­lung und Inno­va­ti­on sind die Grund­la­ge, um die Grüne Trans­for­ma­ti­on erfolg­reich meis­tern zu können. Gerade auf Was­ser­stoff basie­ren­de Tech­no­lo­gien bieten hier eine Viel­zahl an Chancen. Hei­mi­sche Hoch­schu­len, For­schungs­zen­tren und Unter­neh­men beschäf­ti­gen sich in zahl­rei­chen Pro­jek­ten damit, die Nut­zungs­mög­lich­kei­ten von Was­ser­stoff laufend zu ver­bes­sern und aus­zu­wei­ten. Der mit Unter­stüt­zung des Bundes mög­li­che Ausbau der For­schungs­in­fra­struk­tur wird unsere Posi­ti­on als Vor­zei­ge­re­gi­on in diesem Bereich weiter stärken“, so Wirt­schafts- und Wis­sen­schafts­lan­des­rä­tin Barbara Eib­in­ger-Miedl.

„Der TU Graz-Campus ist Öster­reichs größtes Zentrum der Was­ser­stoff-For­schung und deckt die gesamte Wert­schöp­fungs­ket­te der erneu­er­ba­ren Was­ser­stoff­wirt­schaft von Erzeu­gung über Spei­che­rung und Ver­tei­lung bis zur Anwen­dung ab. Die nun mög­li­chen wei­te­ren Infra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen an der TU Graz werden die For­schungs­pro­jek­te und die Markt­um­set­zung dieser neuen Tech­no­lo­gien deut­lich beschleu­ni­gen“, so der Rektor der TU Graz, Harald Kainz.

„Wir müssen den enormen Her­aus­for­de­run­gen, ins­be­son­de­re im Bereich Klima- und Umwelt­schutz sowie Res­sour­cen­si­cher­heit und Nach­hal­tig­keit, mit kon­kre­ten Lösun­gen begeg­nen, und daher ent­wi­ckelt die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben bereits seit dem Jahr 2020 im Rahmen einer Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung mit nam­haf­ten Indus­trie­part­nern viel­ver­spre­chen­de, zukunfts­wei­sen­de Wasser- und Koh­len­stoff-Tech­no­lo­gien, durch die es möglich sein wird, Wasser- und Koh­len­stoff CO2-neutral aus einer Hand zu gewin­nen“, erklärt der Rektor der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben, Wil­fried Eichl­se­der. „Die heute gewähr­te Finan­zie­rungs­zu­sa­ge ermög­licht es uns, dieses Thema prio­ri­tär zu behan­deln und an raschen Umset­zungs­mög­lich­kei­ten zu arbei­ten.“

Was­ser­stoff­for­schung an der TU Graz:

Die TU Graz forscht seit mehr als 50 Jahren erfolg­reich in den Berei­chen Elek­tro­che­mie und Was­ser­stoff. Sehr wesent­lich war die Beru­fung von Karl Kor­desch, einem Pionier in der Ener­gie­for­schung, der bereits 1970 mit einem selbst kon­stru­ier­ten Was­ser­stoff­au­to für Auf­se­hen sorgte.

Heute ist der TU Graz Campus mit 160 Köpfen in der Was­ser­stoff­for­schung und einer ein­zig­ar­ti­gen Labor- und For­schungs­in­fra­struk­tur nicht nur bei weitem Öster­reichs größtes Zentrum der Was­ser­stoff-For­schung, sondern auch in der euro­päi­schen Spit­zen­grup­pe in den Top 5 Was­ser­stoff-Regio­nen.

Die TU Graz deckt dabei die gesamte Wert­schöp­fungs­ket­te der erneu­er­ba­ren Was­ser­stoff­wirt­schaft von Erzeu­gung über Spei­che­rung und Ver­tei­lung bis zur Anwen­dung ab.

Orga­ni­siert ist die For­schung zum Thema Was­ser­stoff im Center of Hydro­gen Rese­arch, das die Exper­ti­se von mehr als 160 Wis­sen­schaf­te­rin­nen und Wis­sen­schaf­tern bündelt, die an den Insti­tu­ten und For­schungs­zen­tren der TU Graz in zahl­rei­chen Ver­tie­fungs­fel­dern Was­ser­stoff­for­schung betrei­ben.

Zum Center of Hydro­gen Rese­arch der TU Graz gehören

  • das Was­ser­stoff-Kom­pe­tenz­zen­trum HyCentA, wo sich Öster­reichs erste Was­ser­stoff­tank­stel­le findet,
  • das Large Engines Com­pe­tence Center LEC, wo man sich mit nach­hal­ti­gen und ener­gie­ef­fi­zi­en­ten Groß­mo­to­ren etwa für die Schiff­fahrt befasst,
  • das Kom­pe­tenz­zen­trum BEST, wo es unter anderem um Was­ser­stoff aus Bio­mas­se geht.
  • das Insti­tut für Che­mi­sche Ver­fah­rens­tech­nik und Umwelt­tech­nik, wo es um Brenn­stoff­zel­len und Was­ser­stoff­geht; hier wurde welt­weit erst­ma­lig hoch­rei­ner Was­ser­stoff aus Biogas direkt bei einer Bio­gas­an­la­ge mit einem neuen Che­mi­cal Looping Prozess erzeugt,
  • das Insti­tut für Wär­me­tech­nik mit den Themen Hoch­tem­pe­ra­tur-Elek­tro­ly­se und Was­ser­stoff­bren­nern für die Indus­trie,
  • und das Insti­tut für Ther­mo­dy­na­mik und Nach­hal­ti­ge Antriebs­sys­te­me, das sich unter anderem mit der Rolle von Was­ser­stoff in Mobi­li­täts­lö­sun­gen der Zukunft beschäf­tigt.

Dazu kommen koope­ra­ti­ve F&E‑Aktivitäten in zahl­rei­chen öster­rei­chi­schen Leit­be­trie­ben wie Voest­al­pi­ne, AVL List, Verbund, Energie Stei­er­mark, MAGNA etc., die an ihren stei­ri­schen Stand­or­ten in der Ent­wick­lung von Pro­duk­ten und Anwen­dun­gen zum Thema Was­ser­stoff enga­giert sind.

Neue Inves­ti­tio­nen:

Die geplan­ten Infra­struk­tur­in­ves­ti­tio­nen werden gerade den Bereich der Grund­la­gen­for­schung erheb­lich stärken und die Posi­ti­on in Europa fes­ti­gen. Durch eine Abstim­mung der For­schungs­agen­den und Nutzung von infra­struk­tu­rel­len Syn­er­gien zwi­schen TU Graz und Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben wird die For­schungs­stär­ke erheb­lich gehoben.

Die nun mög­li­chen Inves­ti­tio­nen an der TU Graz kon­zen­trie­ren sich auf die Erzeu­gung (Elek­tro­ly­se aus Pho­to­vol­ta­ik) und Ver­wer­tung von grünem Was­ser­stoff, sowie die Ent­wick­lung neuer Mate­ria­li­en und Kata­ly­sa­to­ren für ther­mo­che­mi­sche und elek­tro­che­mi­sche Pro­zes­se zur Erzeu­gung von “sau­be­rem Was­ser­stoff” (Was­ser­stoff­er­zeu­gung, Che­mi­cal Looping Pro­zes­se und Elek­tro­ly­se­zel­len) und werden die For­schungs­pro­jek­te und die Markt­um­set­zung dieser neuen Tech­no­lo­gien deut­lich beschleu­ni­gen.

Was­ser­stoff­for­schung an der MU Leoben:

Die Bereit­stel­lung von CO2-neu­tra­ler oder CO2-mini­mier­ter Energie und deren effi­zi­en­te nach­hal­ti­ge Spei­che­rung wird ebenso wie das Recy­cling und die Nutzung natür­li­cher Res­sour­cen und Abfälle als zen­tra­ler Beitrag für den not­wen­di­gen Wandel hin zu einer nach­hal­ti­gen und umwelt­scho­nen­den Gesell­schaft betrach­tet. Dieser Ziel­set­zung hat sich die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben in ihrem Ent­wick­lungs­plan 2030+ ver­schrie­ben und sieht dabei die The­ma­tik rund um sau­be­ren, in indus­tri­ell rele­van­ten Mengen leist­ba­ren Was­ser­stoff als einen der Schwer­punkt­be­rei­che, um das Ziel der Kli­ma­neu­tra­li­tät bis 2050 zu errei­chen.

Diese Aus­gangs­ba­sis ver­an­lass­te die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben auf­bau­end auf ihren Kom­pe­ten­zen, den For­schungs- und Inno­va­ti­ons­clus­ters „HY-CARE” — Hydro­gen and Carbon Rese­arch Center Austria, ein­zu­rich­ten, in dem die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben jene Akti­vi­tä­ten koor­di­niert und bündelt, die sich dem Her­stel­len, der Spei­che­rung und der indus­tri­el­len Nutzung von CO2-nega­ti­vem bzw. CO2-neu­tra­lem Was­ser­stoff und der Ver­wer­tung von hoch­wer­ti­gem Koh­len­stoff widmen. Zusätz­lich umfas­sen die Was­ser­stoff­ak­ti­vi­tä­ten auch For­schungs­fra­gen zur Inter­ak­ti­on von Was­ser­stoff und Werk­stof­fen.

Damit for­ciert und fokus­siert die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben ihre Akti­vi­tä­ten für eine Ener­gie­wen­de in Öster­reich und Europa und leistet gleich­zei­tig einen Beitrag zu einem Inno­va­ti­ons­schub für die Öster­rei­chi­sche Indus­trie. Gleich­zei­tig wird dadurch die regio­na­le Wert­schöp­fung gestärkt und die Import­ab­hän­gig­keit von Energie und Roh­stof­fen ver­rin­gert.

Viele der vor­ste­hend ange­führ­ten Akti­vi­tä­ten werden im Verbund meh­re­rer Depart­ments und Lehr­stüh­le durch­ge­führt und bauen auf den lang­jäh­ri­gen Exper­ti­sen der Mon­tan­uni­ver­si­tät im Bereich von Hoch­tem­pe­ra­tur­pro­zes­sen, der Ver­fah­rens­tech­nik, der Geo­lo­gie, der Mate­ri­al­for­schung und Funk­tio­na­li­sie­rung von Werk­stof­fen auf.

Aktuell werden zu den genann­ten Berei­chen mehr als 20 Dis­ser­ta­tio­nen im Zeit­raum 2021–2024 zum einen aus den Eigen­mit­teln der Mon­tan­uni­ver­si­tät finan­ziert und darüber hinaus weitere aus Pro­jek­ten im Rahmen von Horizon Europe (Climate-Energy-Mobi­li­ty) und hei­mi­schen Fond­aus­schrei­bun­gen. In Summe befas­sen sich aktuell an der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben etwa rund 100 Per­so­nen mit For­schungs- und Ent­wick­lungs­fra­gen rund um die Themen Was­ser­stoff­pro­duk­ti­on, ‑spei­che­rung und ‑nutzung.

Die seitens des Wis­sen­schafts­mi­nis­te­ri­ums zur Ver­fü­gung gestell­ten Son­der­mit­tel für die Was­ser­stoff­for­schung an der MU Leoben werden in das Up-scaling der aktu­el­len Was­ser­stoff For­schungs­ar­bei­ten inves­tiert um inno­va­ti­ve Ver­fah­ren schnel­ler in die indus­tri­el­le Anwen­dung zu bringen.

Mit dem HY-CARE-Center erschließt die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben aber auch völlig neue For­schungs­ge­bie­te, zum einen hin­sicht­lich der Ent­wick­lung nach­hal­ti­ger Res­sour­cen für CO2-redu­zier­te Bau­stof­fe und die Land­wirt­schaft und zum anderen auch hin­sicht­lich der Pro­duk­ti­on von Koh­len­stoff für High-Tech-Anwen­dun­gen. Als beson­ders attrak­ti­ves Bei­spiel sei dabei z.B. auf die Was­ser­stoff­spei­che­rung in nano­po­rö­sen Koh­len­stoff­kör­pern als Chance für die Anwen­dung von Was­ser­stoff im Bereich der Mobi­li­tät ver­wie­sen.

Foto v.l: Rektor Harald Kainz, LR Barbara Eib­in­ger-Miedl, Minis­ter Martin Pola­schek, LH Chris­to­pher Drexler und Rektor Wil­fried Eichl­se­der

Foto­credit: TU Graz/Frankl

 

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