JUST-Redaktion|

Rest­stof­fe sind eine ergie­bi­ge Eisen­quel­le

Bei der Eisen- und Stahl­er­zeu­gung fallen eine Menge fester und flüs­si­ger Rest­stof­fe wie Stäube, Schläm­me oder Schla­cken an. Viele von ihnen ent­hal­ten noch Eisen, das in den Pro­duk­ti­ons­pro­zess zurück­ge­führt werden könnte. Am Kom­pe­tenz­zen­trum K1-MET GmbH mit den Stand­or­ten Linz und Leoben unter­su­chen Wis­sen­schaft­ler in Koope­ra­ti­on mit Part­nern aus Indus­trie und Wis­sen­schaft, wie man dies bewerk­stel­li­gen kann. Eine Anlage zur Behand­lung von Stahl­werks­staub ist im Labor­maß­stab in Betrieb.

Bei der Ver­hüt­tung des Eisen­er­zes und der nach­fol­gen­den Wei­ter­ver­ar­bei­tung des Roh­ei­sens zu Stahl fallen abzüg­lich der Hoch­ofen­schla­cke, welche als Zuschlag­stoff in der Zement­in­dus­trie ein­ge­setzt wird und hin­sicht­lich Eisen­rück­ge­win­nung keine Rolle spielt, in Europa jähr­lich rund 35 Mil­lio­nen Tonnen an metall­ur­gi­schen Rest­stof­fen an, die bis zu 85 Prozent Eisen ent­hal­ten. Das ent­spricht einem Eisen­po­ten­zi­al von rund 15 Mil­lio­nen Tonnen, das aus den Rest­stoff­frak­tio­nen wie­der­ge­won­nen werden könnte.

Eine voll­stän­di­ge Rück­füh­rung der Rest­stof­fe ohne Vor­be­hand­lung ist aller­dings nicht einfach. „Der Grund dafür liegt in diver­sen Begleit­ele­men­ten abseits des Eisens, welche eine direkte Rück­füh­rung einiger Rest­stof­fe nicht ermög­li­chen. Ein Bei­spiel ist Zink, welches zum Bei­spiel im Stahl­werks­staub ent­hal­ten ist und bis zu 15 Gewichts­pro­zent aus­macht“, schil­dert Johan­nes Rieger, Area Manager Raw Mate­ri­als and Recy­cling & Metall­ur­gi­cal Pro­ces­ses bei der K1-MET GmbH. Wird ein zink­rei­cher Staub als sekun­dä­re Eisen­quel­le im Hoch­ofen genutzt, wirkt sich das nach­tei­lig auf den Hoch­ofen­pro­zess aus: So ent­steht ein erhöh­ter Bedarf an Reduk­ti­ons­mit­teln wie Koks, außer­dem kommt es zu Anba­ckun­gen am Feu­er­fest­man­tel.

Im Fall von Stahl­werks­staub wird derzeit im Rahmen des von der FFG geför­der­ten COMET-Kom­pe­tenz­zen­tren-Pro­gramms K1-MET in Koope­ra­ti­on mit Part­nern aus Indus­trie und Wis­sen­schaft ein Ver­fah­ren ent­wi­ckelt, um diesen pyro­me­tall­ur­gisch zu behan­deln. „Konkret setzen wir einen Hoch­tem­pe­ra­tur­pro­zess mit Reak­tor­tem­pe­ra­tu­ren bis zu 1700° Celsius ein, um das Wert­me­tall Eisen selek­tiv aus dem Staub abzu­tren­nen und so zurück­zu­ge­win­nen“, erklärt Rieger. Bereits am Laufen ist eine Labor­an­la­ge, die über eine Kapa­zi­tät von 250 Kilo­gramm Rest­stof­fen pro Stunde verfügt. „Bis Mitte nächs­ten Jahres wollen wir den nächs­ten Ups­ca­ling­schritt abge­schlos­sen haben und das Konzept für eine semi­in­dus­tri­el­le Anlage mit einem Durch­satz von einer Tonne pro Stunde ent­wer­fen.“

Derzeit werden zink­rei­che Rest­stof­fe aus der Eisen- und Stahl­er­zeu­gung meist extern auf­be­rei­tet. Dabei ist es dort das Ziel, das Zink zu gewin­nen und an die Zink­in­dus­trie zu ver­kau­fen. „Die Auf­be­rei­tung kostet die Stahl­pro­du­zen­ten viel Geld, außer­dem geht das wert­vol­le Eisen ver­lo­ren“, sagt Rieger. „Eisen ist global gesehen ja nur an wenigen Orten in kon­zen­trier­ter Form vor­han­den, Europa muss viel Erz impor­tie­ren. Zumin­dest einen Teil dieser Importe könnte man sich durch unsere Methode sparen.“

Darüber hinaus, so der Wis­sen­schaft­ler, sei eine Kreis­lauf­wirt­schaft eine wesent­li­che Säule bei den Bestre­bun­gen, eine nach­hal­ti­ge Stahl­in­dus­trie zu errei­chen und so einen Beitrag zu den Kli­ma­zie­len gemäß dem EU-Green-Deal zu leisten, dessen Haupt­ziel in einer CO2-Neu­tra­li­tät bis 2050 fest­ge­schrie­ben ist.

Begon­nen hat man am K1-MET schon 2015 an der The­ma­tik zu arbei­ten – Vor­ar­bei­ten bei den Pro­jekt­part­nern star­te­ten schon im Jahr 2010. Rund zehn Mit­ar­bei­ter – inklu­si­ve der Exper­ten aus der Part­ner­in­dus­trie – haben sich seither mit der Rück­ge­win­nung von Eisen aus Rest­stof­fen befasst. Das für nächs­tes Jahr geplan­te Konzept einer indus­tri­ell ein­setz­ba­ren Anlage ist aber noch nicht das Ende der Fah­nen­stan­ge. Rieger: „Danach werden wir uns wohl mit dem Recy­cling von Schrott aus­ein­an­der­set­zen und dies in den nächs­ten Jahren unter­su­chen. Denn auch im Schrott ist Zink vor­han­den, das ent­fernt werden muss.“

Mehr Infor­ma­tio­nen:
www.k1-met.com

Foto: Johan­nes Rieger

Foto­credit: Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben (Lehr­stuhl Thermoprozesstechnik)/K1-MET GmbH

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