JUST-Redaktion|

Mon­tan­uni: Neues CD-Labor für Fort­ge­schrit­te­ne Alu­mi­ni­um-Legie­run­gen

Die Ver­rin­ge­rung des Gewichts von Bau­tei­len im Trans­port­we­sen ist ein wesent­li­cher Beitrag, um die CO2-Kli­ma­zie­le zu errei­chen. In dem heute eröff­ne­ten CD-Labor sollen neue Alu­mi­ni­um­le­gie­run­gen für kom­ple­xe Leicht­bau­tei­le für die Mas­sen­fer­ti­gung ent­wi­ckelt werden.

Das zen­tra­le Thema des Chris­ti­an Doppler Labors für Fort­ge­schrit­te­ne Alu­mi­ni­um-Legie­run­gen ist die Gewähr­leis­tung einer nach­hal­ti­ge­ren Mobi­li­tät. „Die glo­ba­len Not­wen­dig­kei­ten zur Reduk­ti­on der CO2-Emis­sio­nen und zur Ein­spa­rung von Energie führen zu einem enormen Druck, die Mög­lich­kei­ten des Werk­stoff­leicht­baus aus­zu­bau­en“, erklärt assoz.Prof. Dr. Stefan Pogat­scher vom Lehr­stuhl für Nicht­ei­sen­me­tall­ur­gie.

Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Digi­ta­li­sie­rung und Wirt­schafts­stand­ort fördert Zukunfts­the­men „For­schung an Alu­mi­ni­um­le­gie­run­gen, die in der Fer­ti­gung weich und im Einsatz hoch­fest sind, ist ein wich­ti­ger Beitrag zur Ent­wick­lung der Leicht­bau­wei­se im Trans­port­we­sen. Durch die Zusam­men­ar­beit von Wis­sen­schaft und Wirt­schaft im CD-Labor ent­steht neues Wissen und damit auch die Grund­la­ge für die weitere Expan­si­on eines wich­ti­gen hei­mi­schen Unter­neh­mens im Luft­fahrt­be­reich“, sagt Bun­des­mi­nis­te­rin für Digi­ta­li­sie­rung und Wirt­schafts­stand­ort Dr. Mar­ga­re­te Schram­böck.

In Chris­ti­an Doppler Labors wird anwen­dungs­ori­en­tier­te Grund­la­gen­for­schung auf hohem Niveau betrie­ben, her­vor­ra­gen­de Wis­sen­schaf­ter koope­rie­ren dazu mit inno­va­ti­ven Unter­neh­men. Für die För­de­rung dieser Zusam­men­ar­beit gilt die Chris­ti­an Doppler For­schungs­ge­sell­schaft inter­na­tio­nal als Best-Prac­ti­ce-Bei­spiel. Chris­ti­an Doppler Labors werden von der öffent­li­chen Hand und den betei­lig­ten Unter­neh­men gemein­sam finan­ziert. Wich­tigs­ter öffent­li­cher För­der­ge­ber ist das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Digi­ta­li­sie­rung und Wirt­schafts­stand­ort (BMDW).

Mobi­li­tät ener­gie­ef­fi­zi­en­ter machen

Beson­ders Leicht­me­tal­le, wie Alu­mi­ni­um, in Form von Alu­mi­ni­um-Knet­le­gie­run­gen – im Gegen­satz zu Guss­le­gie­run­gen – eignen sich zur Bear­bei­tung durch plas­ti­sche Ver­for­mung (z. B. Tief­zie­hen). In der Luft­fahrt sind Alu­mi­ni­um-Legie­run­gen schon länger eta­bliert, wohin­ge­gen im Fahr­zeug­bau in der Ver­gan­gen­heit Alu­mi­ni­um-Knet­werk­stof­fe meist nur in teuren Fahr­zeu­gen Anwen­dun­gen fanden. Die gesetz­li­chen Regu­la­ti­ve fordern jedoch den stei­gen­den Einsatz auch in der Mas­sen­fer­ti­gung von Fahr­zeu­gen der Mit­tel­klas­se, um CO2-Emis­sio­nen in wesent­li­chen Mengen ein­däm­men zu können.

Alu­mi­ni­um­werk­stof­fe können jedoch den schwe­re­ren Stahl derzeit in der Mas­sen­an­wen­dung nicht einfach erset­zen, da das Ver­hält­nis von Fes­tig­keit zu Form­bar­keit bei Alu­mi­ni­um-Legie­run­gen noch ungüns­ti­ger ist. „Kom­ple­xe Leicht­bau- und Design­tei­le erfor­dern eine hohe Form­bar­keit des Mate­ri­als bei gleich­zei­ti­ger Fes­tig­keit, um z.B. bei Unfäl­len oder Hagel­schau­ern mög­lichst wenig Schaden zu nehmen“, erläu­tert Pogat­scher. Die meisten indus­tri­ell rele­van­ten metall­phy­si­ka­li­schen Mecha­nis­men, welche die Fes­tig­keit stei­gern, ver­rin­gern gleich­zei­tig die Duk­ti­li­tät bzw. die Form­bar­keit (Fes­tig­keits-Duk­ti­li­täts-Para­dig­ma).

Suche nach neuen Alu­mi­ni­um-Legie­run­gen

Im CD-Labor für Fort­ge­schrit­te­ne Alu­mi­ni­um-Legie­run­gen werden zwei Ansätze ver­folgt, um in diesem Punkt ent­schei­den­de Ver­bes­se­run­gen zu errei­chen. Zum einen erfolgt die Ent­wick­lung „schalt­ba­rer“ Legie­run­gen. Diese sollen im Pro­zess­ab­lauf während der Form­ge­bung eine geringe Fes­tig­keit und im End­zu­stand eine hohe Fes­tig­keit auf­wei­sen. Ziel ist es, eine beson­ders hohe Kon­trol­le über den Schalt­pro­zess von einem gut form­ba­ren und weichen zu einem sehr festen Zustand zu erlan­gen und diesen Ansatz auf ver­schie­de­ne Knet­le­gie­rungs­klas­sen anzu­wen­den.

Das Ver­ständ­nis der zugrun­de­lie­gen­den kine­ti­schen Vor­gän­ge soll über expe­ri­men­tel­le Beob­ach­tung bis hin zur Simu­la­ti­on der Bewe­gung ein­zel­ner Atome erwei­tert werden. Zum anderen wird ver­sucht, die Fes­tig­keit und die Duk­ti­li­tät mit indus­tri­ell anwend­ba­ren Mitteln zu ver­bes­sern. Dies geschieht durch eine Kom­bi­na­ti­on der Vor­tei­le unter­schied­li­cher Klassen von Alu­mi­ni­um-Knet­le­gie­run­gen, welche opti­ma­le Form­bar­keit bzw. Fes­tig­keit auf­wei­sen, und mittels einer Mikro­struk­tur­op­ti­mie­rung. „Es wird nach neuen Alu­mi­ni­um-Legie­run­gen gesucht, welche eine gestei­ger­te Fes­tig­keits-Duk­ti­li­täts-Kom­bi­na­ti­on erreich­bar machen.

Auf diese Weise sollen kos­ten­güns­ti­ge und somit für die Mas­sen­fer­ti­gung geeig­ne­te Legie­run­gen iden­ti­fi­ziert werden, welche den hohen Anfor­de­run­gen an ihre Form­bar­keit bzw. Duk­ti­li­tät bei gleich­zei­tig hoher Fes­tig­keit gerecht werden“, meint Pogat­scher abschlie­ßend.

Weitere Infor­ma­tio­nen
Assoz.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Stefan Pogat­scher
Lehr­stuhl für Nicht­ei­sen­me­tall­ur­gie
E‑Mail: stefan.pogatscher@unileoben.ac.at
Tel.: 03842/402‑5228

Foto: v.l.n.r.: Stadt­rat Wil­li­bald Mautner, Priv.-Doz. Dr. Helmut Kauf­mann, Tech­nik­vor­stand AMAG, CD-Labor-Leiter assoz.Prof. Dr. Stefan Pogat­scher, Rektor Wil­fried Eichl­se­der,  Univ.Prof. Dr. Rein­hart Köger­ler (Prä­si­dent der Chris­ti­an Doppler For­schungs­ge­sell­schaft)

Foto­credit: Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben

Weitere Beiträge