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Mon­tan­uni: Ener­gie­spei­cher schnel­ler laden

Super­kon­den­sa­to­ren sind, ähnlich wie Bat­te­rien, moderne Ener­gie­spei­cher für die wie­der­hol­te Spei­che­rung von elek­tri­scher Energie. Sie weisen im Ver­gleich zu Bat­te­rien zwar gerin­ge­re Ener­gie­dich­ten auf, können aber viel schnel­ler und öfter geladen und ent­la­den werden (mehr als eine Million Zyklen). Aber was macht Super­kon­den­sa­to­ren eigent­lich so schnell? Und wie könnte, ohne an Lade­ge­schwin­dig­keit zu ver­lie­ren, mehr Energie gespei­chert werden? Diese Fra­ge­stel­lun­gen ver­su­chen Wis­sen­schaft­ler der Arbeits­grup­pe von Univ.-Prof. Dr. Oskar Paris am Insti­tut für Physik der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben unter Betei­li­gung von Wis­sen­schaft­lern der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz und dem Insti­tut für neue Mate­ria­li­en in Saar­brü­cken in ihrer neu­es­ten Publi­ka­ti­on im Fach­blatt Nature Com­mu­ni­ca­ti­ons zu beant­wor­ten.

Super­kon­den­sa­to­ren im Alltag

Super­kon­den­sa­to­ren werden z. B. von in Graz ver­keh­ren­den Stadt­bus­sen inner­halb weniger Sekun­den an jeder Hal­te­stel­le, während des Ein- und Austei­gens der Fahr­gäs­te, auf­ge­la­den. Auch werden sie immer häu­fi­ger als effi­zi­en­te Puf­fer­spei­cher, z. B. für die schnel­le Zwi­schen­spei­che­rung von Brems­ener­gie in Fahr­zeu­gen oder ganz all­ge­mein in Ener­gie­ma­nage­ment­sys­te­men in der E‑Mobilität oder bei der Spei­che­rung erneu­er­ba­rer Ener­gie­quel­len ein­ge­setzt. Sämt­li­che ver­wen­de­ten Mate­ria­li­en und Roh­stof­fe sind über­dies grund­sätz­lich umwelt­freund­lich, nicht ent­flamm­bar, kos­ten­güns­tig und aus­rei­chend ver­füg­bar.

„Die hohe Geschwin­dig­keit ist eine Folge des ein­fa­chen phy­si­ka­li­schen Prin­zips der Ladungs­spei­che­rung an einer elek­tri­schen Dop­pel­schicht“, erläu­tert Paris. „Ent­ge­gen­ge­setz­te Ladun­gen von Elek­tro­nen und Ionen ziehen sich an der Grenz­flä­che zwi­schen einer Koh­len­stoff­elek­tro­de und einem Elek­tro­ly­ten elek­tro­sta­tisch an, und dabei werden die Ionen in win­zigs­te Nano­po­ren der hoch­po­rö­sen Elek­tro­de trans­por­tiert. Die Größe und Anord­nung dieser Poren im Ver­hält­nis zur Größe der Ionen beein­flusst nicht nur die Menge an gespei­cher­ter Energie, sondern ganz ent­schei­dend auch die Geschwin­dig­keit des Lade­vor­gan­ges“.

Um die dabei ablau­fen­den Vor­gän­ge und Mecha­nis­men besser zu ver­ste­hen, ent­wi­ckel­ten die Leo­be­ner For­scher eine neue expe­ri­men­tel­le Methode. „Wir messen einfach die Absorp­ti­on von Rönt­gen­strah­lung in der Elek­tro­de während des Ladens und Ent­la­dens, und sind damit in der Lage, direkt auf die Anzahl von positiv und negativ gela­de­nen Ionen in der Elek­tro­de rück­zu­rech­nen – und dies mit einer zeit­li­chen Auf­lö­sung von wenigen Sekun­den“, beschreibt der Erst­au­tor Dipl.-Ing. Dr.mont. Chris­ti­an Prehal die im Rahmen seiner Leo­be­ner Dok­tor­ar­beit ent­wi­ckel­te Metho­dik.

Ent­ge­gen bis­he­ri­ger Exper­ten­mei­nun­gen lassen die Rönt­gen­mes­sun­gen erken­nen, dass selbst lange nach Been­di­gung des eigent­li­chen Ladungs­aus­gleichs zwi­schen Elek­tro­de und Elek­tro­lyt noch eine Zunahme der Ionen in den nano­po­rö­sen Elek­tro­den erfolgt. „Unsere Ergeb­nis­se zeigen die Nicht-Gleich­ge­wichts­na­tur des Lade­vor­gangs in Super­kon­den­sa­to­ren, selbst bei sehr lang­sa­men Lade­zy­klen. Diese Erkennt­nis rückt die Ladungs­spei­che­rung in Super­kon­den­sa­to­ren in ein völlig neues Licht und wir können nun ver­su­chen durch die geziel­te Wahl geeig­ne­ter Ionen oder maß­ge­schnei­der­ter nano­po­rö­ser Elek­tro­den die Per­for­mance weiter zu ver­bes­sern“, erläu­tert Prehal abschlie­ßend.

Foto: Vier der fünf Autoren v.l: Dr. Chris­ti­an Prehal, Dipl.-Ing. Chris­ti­an Kocwara, Univ.-Prof. Dr. Oskar Paris, Assoz.Prof. Dr. Heinz Amen­it­sch
Foto­credit: Mon­tan­uni Leoben

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