DIE FORSCHUNGSFÖRDERUNGSGESELLSCHAFT, KURZ FFG, ist ein verlässlicher Motor der österreichischen Innovation, Forschung und Technologieentwicklung. Im letzten Jahr standen der Gesellschaft, die sich zu 100 Prozent im Eigentum der Republik Österreich befindet, knapp 2 Milliarden Euro an Fördergeldern zur Verfügung.
Die Funktionsperiode der bisherigen Geschäftsführung lief mit Ende August dieses Jahres aus, seit September leiten nun zwei Top-Expertinnen die Geschicke der FFG. Karin Tausz folgt Klaus Pseiner, der sich in den Ruhestand verabschiedete, Henrietta Egerth-Stadtlhuber wurde vom Ministerium für Arbeit und Wirtschaft wiederbestellt. Bundesministerin Leonore Gewessler zeigte sich hochzufrieden: „Es freut mich, dass in Zukunft gleich zwei Frauen mit exzellenten Qualitäten an der Spitze der FFG stehen werden.“
Die neue Doppelspitze sieht sich als Innovationscoaches und nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Mit der Überbürokratisierung, ob bei „gut gemeinten“ Initiativen wie dem Lieferkettengesetz oder dem europäischen Beihilfenrecht, aber auch bei Rahmenrichtlinien für Förderungen, Auflagen und Dokumentationspflichten stünde man sich als Land sowie in Europa zunehmend selbst im Weg, finden Henrietta Egerth und Karin Tausz. Die Langzeit-Geschäftsführerin Egerth ortet einen allgemein vorherrschenden Mangel an Vertrauen in die Unternehmen: „Wir meinen sehr viele Dinge gut“, erklärt sie und nennt als Beispiel die ESGs, die Kriterien zu Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung Allerdings „damit, wie diese Dinge bei den Unternehmen ankommen, lähmen wir uns komplett“. Angst vor Missbrauch und Betrug wäre ein Hemmschuh, allerdings ließen sich diese anhand der bisherigen Erfahrungen der FFG nicht rechtfertigen. Da der Wettbewerbsdruck ständig steige, so die Expertin, müsse die Wirtschaft auch immer schneller agieren. Die Rahmenbedingungen wie die Überevaluierung würden die Geschwindigkeit der öffentlichen Hand und ihrer Unterstützer, der Förderagenturen, jedoch lähmen.
Henrietta Egerth-Stadlhuber entwickelte die Förderungsgesellschaft von der klassischen F&E‑Förderung zu einer umfassenden Innovationsdrehscheibe für Wirtschaft und Wissenschaft weiter und hat damit die österreichische Forschungslandschaft maßgeblich mitgeprägt. Sie ist mehrjährige Universitätsrätin und berät als Mitglied von Wissenschafts- und Forschungsräten einzelner Bundesländer die Landesregierungen zu Fragen der Forschungs- und Technologiepolitik. Ihre neu in die Geschäftsführung bestellte Kollegin Karin Tausz ist eine geschickte Strategin, Managerin und Innovatorin mit starker Branchenkenntnis im Mobilitätssektor. Sie bringt Erfahrungen in Forschungseinrichtungen mit und besitzt die Fähigkeit, unterschiedliche Stakeholder für ein gemeinsames Ziel zu begeistern. Aktuell leitet Tausz noch den Bereich Unternehmensentwicklung in der ÖBB-Infrastruktur AG, seit 2020 ist sie Aufsichtsratsvorsitzende der Austro Control und Aufsichtsrätin der Brenner-Basistunnel BBT SE.
Dass die beiden Top-Expertinnen für frischen Wind sorgen werden, wird mehr als deutlich. „Wir sind sehr gut in der projektorientierten Förderung aufgestellt, wollen aber noch stärker in Richtung systematische, strategische Förderung und zu erzielende Wirkung gehen“, erklärt Karin Tausz. Eine Profitananlyse sei angedacht, die eingesetzten F&E‑Strategien bzw. die mit diesen verbundenen Förderprogramme wären in ihrer Wirkung mittel- bis langfristig zu überprüfen und nachzujustieren. Dabei gehe es nicht um die Wirkung auf Einzelprojektebene, sondern neben dem Gesamtportfolio auch um die Frage, welche Projekte man mit dem jeweiligen Angebot anzieht und ob diese in Summe zur Erreichung der Ziele beitragen könnten.
Auch der Bereich der Verwertung, Stichwort Klimawende, wird nun in den Fokus gerückt. „Wenn wir verlangen, dass sich die Gesellschaft verändert, müssen wir als Role Model auch vorangehen, agil agieren, und wir könnten durchaus noch stärker in die Rolle der Innovationscoaches hineingehen“, bekräftigt Tausz. Es gäbe Überlegungen, die Dienstleistungen der FFG auszubauen, um Antragsteller bis zum Projekterfolg begleiten zu können. Auch bei Ausschreibungen bestünde trotz Krise nach wie vor „auf hohem Niveau eine Steigerung der Nachfrage“, „vor allem auch von kleinen und mittelständischen Unternehmen und Start-ups“, so Egerth. Gerade in Krisenzeiten könne anhand der Förderungen eine stabilisierende Wirkung erzielt werden und ein Beitrag zur Resilienz, erklärt Tausz.
Geschäftsführerin Henrietta Egerth-Stadlhuber sieht es auch als ihre Aufgabe darauf hinzuweisen, dass der Budgettopf voller sein sollte. Die wachsende Themenvielfalt bei Förderungen, die über die FFG abgedeckt werden, und dazu noch die Inflationsentwicklung könne man nicht alleine tragen. „Wir haben mit unseren Eigentümer-Ressorts durchaus Unterstützung in dieser Angelegenheit. Inwiefern sich das in einem Gesamtbudget der Republik ausgeht, ist immer noch Verhandlungssache“, sagt die Expertin. Sondermittel, wie sie etwa aus der neuen „Klima- und Transformationsoffensive“ des Wirtschaftsministeriums anfallen – bis 2026 stehen auf diesem Weg 300 Millionen Euro zur Verfügung, 48,7 Millionen Euro wurden bereits über die FFG für F&E‑Förderungen vergeben – „entspannen nur bedingt das, was man an Basisaufgaben hat“.



