Hefestämme gegen den Klimawandel

Der Kampf gegen den Klimawandel und Ernährungssicherheit – wie geht das zusammen? Eine Antwort versuchen Forscher der Universität für Bodenkultur in Wien zu finden, indem sie Hefen entwickeln, die einerseits CO2 binden, andererseits als proteinreiches Futtermittel für Tiere verwendet werden können. Jetzt hat das Projekt den Gründerpreis Phönix gewonnen.

Die Produktion von Fleisch erfordert proteinreiches Futter, das derzeit in erster Linie aus Soja gewonnen wird. Soja und Sojapräparate muss die EU in großem Stil importieren: Rund 70 Prozent der benötigten Menge kommen von außerhalb Europas. Für den Anbau wird Regenwald gerodet, der Transport der Produkte verursacht einen enormen Ausstoß an Treibhausgasen.

Unter dem Projekttitel Carbofeed suchen die Wissenschafter der Uni für Bodenkultur eine alternative Proteinquelle für die Tierzucht. Seit zwei Jahren entwickeln sie Hefestämme, die Kohlendioxid und Methanol als Nahrungsquelle nutzen. Dabei binden sie das CO2. Aus den Hefen wird eine Biomasse hergestellt, die als Sojaersatz eingesetzt werden kann.

Ziel des von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützten Projekts ist es, einen industriellen Prozess für die Hefebiomasseproduktion zu entwickeln. Dafür sollen bestehende Industrieanlagen genutzt werden, sodass keine großen Investitionskosten anfallen. Außerdem sollen eine höhere Ausbeute und geringere Herstellungskosten gegenüber herkömmlichen Verfahren zur Biomassegewinnung erzielt werden.

Neben der klimaschonenden Produktion der Futtermittel ist das Prinzip der regionalen Lebensmittelversorgungssicherheit im Fokus der Forscher. Im Vergleich zu Soja würden auch keine Pestizide bei der Proteingewinnung aus Hefen zur Anwendung kommen. Zusätzlich könnte eine Kerntechnologie entstehen, die zukünftig die CO2-neutrale Herstellung mikrobieller Produkte ermöglichen könnte.

Vor Kurzem wurde Carbofeed mit dem Gründerpreis Phönix in der Kategorie Prototyp ausgezeichnet. Der Preis wird von der Austria Wirtschaftsservice GmbH in Kooperation mit der FFG und der Industriellenvereinigung vergeben.

Gefördert wird das Projekt aus dem Programm Spin-off Fellowships der FFG. Dieses wurde bereits 2017 vom Wissenschafts- und Forschungsministerium nach dem Vorbild des ETH Pioneer Fellowship der ETH Zürich geschaffen. Das Programm verfolgt das Prinzip „vom Uni-Projekt zum marktreifen Produkt“ und kurbelt Unternehmensgründungen von jungen Forschern an, sieben Firmen wurden bisher so gegründet. 24 Projekte wurden und werden mit 8,7 Millionen Euro unterstützt.

Kontakt:
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG
FFG Förderservice
T. +43 5 7755-0

foerderservice@ffg.at
www.ffg.at

Fotocredit: Unsplash Honas Koeln

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