JUST-Redaktion|

Das Fleisch der Zukunft kommt aus dem Labor

Knapp neun Mil­li­ar­den Men­schen werden im Jahr 2050 auf der Erde leben. Die wach­sen­de Welt­be­völ­ke­rung lässt auch die Nach­fra­ge nach Fleisch massiv steigen.

Die tra­di­tio­nel­le Fleisch­pro­duk­ti­on stößt zuneh­mend an ihre Grenzen: Im Jahr 2019 wurden 4,8 Mil­li­ar­den Hektar für land­wirt­schaft­li­che Zwecke genutzt, zwei Drittel davon wurden für die Vieh­wirt­schaft ver­wen­det.

Grazer For­sche­rin­nen des Aus­tri­an Centre of Indus­tri­al Bio­tech­no­lo­gy (acib) und des Insti­tu­tes für Mole­ku­la­re Bio­tech­no­lo­gie an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz for­schen deshalb an einer neuen, umwelt­freund­li­che­ren Fleisch­al­ter­na­ti­ve. Mit bio­tech­no­lo­gi­schen Metho­den her­ge­stellt, könnte diese schon in den nächs­ten Jahren ins Super­markt­re­gal kommen. Das Ver­fah­ren setzt auf die Pro­duk­ti­on von „echtem“ Fleisch aus win­zi­gen, scho­nend gewon­ne­nen Fleisch­pro­ben. Das natür­li­che Gewebe wird in einem bio­lo­gi­schen Ver­fah­ren ver­mehrt. „Aus einer wenige Mil­li­me­ter großen Probe können so bis zu 2 Tonnen Fleisch gewon­nen werden“, berich­tet die Wis­sen­schaft­le­rin Alek­san­dra Fuchs. „Mit dem bio­lo­gi­schen Ver­fah­ren wird das natür­li­che Wachs­tum von Fett- und Mus­kel­zel­len nach­ge­bil­det. Die Zellen wachsen dann zu Mus­kel­fa­sern zusam­men.“

„Die Tech­no­lo­gie, tie­ri­sches Gewebe im Labor her­zu­stel­len, wurde ursprüng­lich von der ange­wand­ten Mediz­in­for­schung ent­wi­ckelt und hat bereits in der Nah­rungs­mit­tel­her­stel­lung Einzug gehal­ten. Wir kon­zen­trie­ren uns derzeit auf zwei Anwen­dun­gen: einer­seits auf die Her­stel­lung alter­na­ti­ver Fleisch­pro­duk­te und ande­rer­seits auf die Pro­duk­ti­on tie­ri­scher Pro­te­ine, welche für alter­na­ti­ve Fleisch­pro­duk­te benö­tigt werden“, verrät Vik­to­ri­ja Vidimce-Ris­teski, die eben­falls am Projekt arbei­tet.

Die bisher größte Her­aus­for­de­rung beim Her­stel­lungs­pro­zess von natür­li­chen Fleisch­al­ter­na­ti­ven ist das Medium, in dem die Fasern gezüch­tet werden. Im Bio­pro­zess über­nimmt dieses die Funk­ti­on des Blutes: Es ver­sorgt alle Zellen mit den lebens­wich­ti­gen Mine­ra­li­en und anderen Nähr­stof­fen. Den acib-For­sche­rin­nen ist es gelun­gen, auf bislang nötiges und aus Kälbern gewon­ne­nes Rin­der­se­rum gänz­lich zu ver­zich­ten. Das neue, scho­nen­de Ver­fah­ren ist aber nicht nur in ethi­scher, sondern auch in wirt­schaft­li­cher Hin­sicht deut­lich über­le­gen.

Über acib: Das 2010 gegrün­de­te Aus­tri­an Centre of Indus­tri­al Bio­tech­no­lo­gy (acib) ent­wi­ckelt neue, umwelt­freund­li­che­re und öko­no­mi­sche­re Pro­zes­se für die Biotech‑, Chemie- und Phar­ma­in­dus­trie und ver­wen­det dafür die Metho­den der Natur als Vorbild. Geför­dert wird das K2-Zentrum im Rahmen des COMET-Pro­gramms durch den Bund sowie die Länder Stei­er­mark, Wien, Nie­der­ös­ter­reich und Tirol. Das COMET-Pro­gramm wird durch die FFG abge­wi­ckelt.

Mehr Infor­ma­tio­nen:
www.acib.at

Foto: Alek­san­dra Fuchs (links) und Vik­to­ri­ja Vidimce-Ris­teski mit dem im Labor gewach­se­nen Fleich.

Foto­credit: acib GmbH

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