Comet-Zentren helfen gegen Corona

Die 25 österreichischen Comet-Zentren sind eine überaus wichtige Ressource für die heimische Forschung und Entwicklung. Von Vorarlberg bis Wien werden in den Zentren Schlüsselbereiche auf höchstem Niveau erforscht. Die Comet-Zentren sind auch der Startpunkt vieler unternehmerischer Karrieren im Wissenschaftsbereich. So zum Beispiel auch für den durch die Covid-19-Pandemie einer breiten Öffentlichkeit bekannt gewordenen Simulationsforscher Niki Popper.

Niki Popper wurde von einer Tageszeitung eben erst zum Österreicher des Jahres 2021 auf dem Gebiet der Forschung gewählt. Die Kategorie wird von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG gesponsert. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Ohne FFG gäbe es die Marke „Niki Popper“ zumindest in Sachen Corona vielleicht so gar nicht.

Bereits Mitte 2014 startete unter dem Schirm des Comet-Programms das Projekt DEXHELPP. Themenschwerpunkte waren der künftige Einsatz von Methoden aus den Bereichen Datensicherheit, Datenanalyse, Statistik, Modellbildung, Simulation, Visualisierung und Public Health bei der Unterstützung von Entscheidungsprozessen im Gesundheitssystem. Konsortialführer von DEXHELPP waren Felix Breitenecker, Professor an der Technischen Universität Wien, und Niki Popper. Als Unternehmenspartner trat die Gesundheit Österreich GmbH in Erscheinung, ebenso wie der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und Poppers dwh GmbH. Eine wissenschaftliche Kooperation gab es mit der TU Wien, der privaten Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik UMIT und dem Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung.

Ziel von DEXHELPP war damals die Entwicklung neuer Methoden, Modelle und Technologien um Planung und Steuerung im Gesundheitssystem zu unterstützen. Auf dem Programm standen Analysen des Status quo, Prognosen der zukünftigen Entwicklung sowie der Vergleich auf unterschiedlichen Annahmen zu Einwicklungen oder Interventionen basierender zukünftiger Szenarien. Also genau das, was ab März 2020 im Verlauf der Corona-Pandemie so enorm wichtig wurde. „Solche Technologien zu entwickeln ist aktuell von höchster Priorität, um den Widerspruch zunehmend beschränkter Ressourcen bei der Finanzierung des Gesundheitssystems einerseits und der Entwicklung neuer, oft teurer medizinischer Therapien und Technologien andererseits zu lösen“, stand im ursprünglichen Plan, der mit Kosten von knapp vier Millionen € projektiert wurde.

„Die Simulationen, die zur Vorhersage der Entwicklung der Covid-19-Pandemie in Wien durchgeführt wurden, fußen unter anderem auf dem individuen­basierten Simulationsmodell, das im Rahmen dieses Comet-Projektes entwickelt wurde. Ohne die Finanzierung durch die FFG könnten in dieser Pandemie keine Szenarien für die Gesundheitsversorgung errechnet und keine Handlungsempfehlungen für Gesundheitsdienstleister und Politik gegeben werden“, ist man bei der Forschungsförderungsgesellschaft stolz.

Poppers Vorhersagen werden erst durch ein riesiges Bevölkerungsmodell möglich. Dieses „virtuelle Österreich“ kann mit verschiedenen Szenarien gefüttert werden, so können verschiedene Strategien im Computer auf ihre Auswirkungen und Wirksamkeit getestet werden, bevor sich die Politik für eine entscheidet.

„Die Covid-19-Pandemie hat Entscheidungsträger aus Politik und Gesundheitswesen vor beispiellose Herausforderungen gestellt. Primäres Ziel war und ist dabei die Grenzen der Gesundheitssysteme nicht zu überschreiten, um eine entsprechende Versorgung der Bevölkerung gewährleisten zu können. Dies wurde zum Teil mit extremen Maßnahmen bis hin zum totalen Lockdown erreicht – mit entsprechenden ökonomischen und sozialen Nebenwirkungen. Durch jahrelange Expertise und Forschung verfügt die Forschungsplattform DEXHELPP über Werkzeuge, mit denen sowohl die Effizienz und Wirksamkeit einzelner Maßnahmen bzw. von Maßnahmenpaketen als auch deren Auswirkungen auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen des Gesundheitssystems berechnet werden können. Dadurch konnten wir binnen weniger Tage und Wochen Entscheidungsträger in Österreich mit fundierten Informationen eine sichere Entscheidungsgrundlage bieten“, sagt Popper.

Die Aktivitäten des Comet-Programms gehen natürlich über die Simulationswissenschaft weit hinaus. Digitalisierung, Informations- und Kommunikationstechnologien, Energie, Umwelt, Lebenswissenschaften, Mobilität sowie Material und Produktion stehen im Fokus der Forschungstätigkeiten.

Die Steiermark hat den höchsten Anteil an Comet-Zentren. Neun der 25 Comet-Zentren befinden sich in Graz, Leoben und Weiz. Drei davon sind sogenannte K2-Zentren, besonders große Forschungseinrichtungen, von denen es insgesamt fünf in Österreich gibt. Mit ACIB für Biotechnoologie und Biopharmazie, dem Materials Center Leoben für Materialforschung und dem Virtual Vehicle Research für digitalisierte Mobilität werden extrem innovative Bereich abgedeckt. Die beiden anderen K2-Zentren, das LCM in Oberösterreich und die AC2T Research GmbH in Niederösterreich, beschäftigen sich mit den Themen Symbiotik und Mechatronik respektive der Reibungs-, Verschleiß- und Schmierstoffforschung.

Comet wird von der Republik Österreich – konkret dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) –, den beteiligten Bundesländern sowie den beteiligten Unternehmen und Forschungsorganisationen finanziert. Ihre Forschungstätigkeit folgt einem von Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam definierten Plan. Das Programmmanagement erfolgt durch die FFG.

„Wir sehen klar, dass die Comet-Zentren die richtigen Forschungsimpulse für die Wirtschaft setzen und neue Produkt-, Prozess- und Dienstleistungsinnovationen initiieren. Die Comet-Zentren haben sich zu gut sichtbaren Forschungseinrichtungen entwickelt und spielen erfolgreich in der internationalen Liga mit. Das sind Spitzenleistungen, auf die ganz Österreich stolz sein kann. Forschung wirkt“, unterstreichen die FFG-Geschäftsführer Henrietta Egerth und Klaus Pseiner.

Fotocredit: Virtual Vehicle

„Science“ wird mit finanzieller Unterstützung in völliger Unabhängigkeit unter der redaktionellen Leitung von Andreas Kolb gestaltet.

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