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Years of good life? Mehr davon!

Es ist ein Mega­trend in der For­schung: der Prozess der Auto­pha­gie – die Selbst­er­neue­rung unserer Zellen. Sper­mi­din spielt dabei eine essen­zi­el­le Rolle, um sie effi­zi­ent anzu­kur­beln und rückt gleich­zei­tig Reverse-Aging in den Fokus. Dem Konzept der Lon­ge­vi­ty gehört die Zukunft.

Schon der Chirurg und Phy­sio­lo­ge Alexis Carrel, der 1912 den Nobel­preis für Medizin erhal­ten hat, kon­sta­tier­te der­einst: „Lang­le­big­keit ist nur erstre­bens­wert, wenn sie das Jung­sein ver­län­gert, nicht aber das Altsein hin­aus­zieht.“ Der medi­zi­ni­sche und tech­no­lo­gi­sche Fort­schritt hat die Lebens­er­war­tung in den letzten 120 Jahren für Frauen wie auch für Männer prak­tisch ver­dop­pelt, aller­dings stand dabei viel­fach die Heilung von Krank­hei­ten und weniger die Erhal­tung der Gesund­heit im Fokus.

Jetzt voll­zieht sich ein Para­dig­men­wech­sel, das Konzept der Lon­ge­vi­ty zieht immer weitere Kreise. Lon­ge­vi­ty zielt nicht in erster Linie auf die Ver­län­ge­rung der Lebens­span­ne ab, sondern betont viel­mehr die Gesund­heits­span­ne und damit jene Jahre, in denen man fit, vital und selbst­be­stimmt lebt. Dass es nicht nur ums längere Leben, sondern um mög­lichst viele „years of good life“ geht, genau an diesem Punkt setzt auch das stei­ri­sche Unter­neh­men Lon­ge­vi­ty Labs+ an.

Beschä­dig­te Zellen eli­mi­nie­ren

Das Team rund um Herbert Pock und Vedran Bijelac widmet sich in enger Koope­ra­ti­on mit Uni­ver­si­tä­ten dem Thema der Zell- und Alters­for­schung. „Mich hat die Tiefe der For­schung über­zeugt“, sagt Herbert Pock, der eigent­lich Maschi­nen­bau und Wirt­schaft stu­diert hat und an der Schnitt­stel­le von Wirt­schaft und Wis­sen­schaft tätig war, bevor er mit dem Fach­ge­biet von Frank Madeo an der Uni­ver­si­tät Graz enger in Berüh­rung kam und zum Grün­dungs­mit­glied des Unter­neh­mens wurde.

Unsere lebens­wich­ti­gen Zellen altern in jeder Sekunde, teil­wei­se sterben bis zu 50 Mil­li­ar­den Zellen an einem Tag. Die gute Nach­richt: Beschä­dig­te Zellen kann der Orga­nis­mus gezielt selbst eli­mi­nie­ren. Die Erkennt­nis­se von Madeos For­schung zum regu­lier­ten Zelltod am Insti­tut für Mole­ku­la­re Bio­wis­sen­schaf­ten haben bereits für große Beach­tung gesorgt. Der Wis­sen­schaft­ler gehört inzwi­schen zu den meist­zi­tier­ten Alters­for­schern welt­weit. An diesem Punkt kommt auch Sper­mi­din ins Spiel, dessen pro­tek­ti­ve Wirkung auf altern­den Zellen er ent­deckt hat.

Top 3 der Zukunfts­sub­stan­zen

Sper­mi­din ist ein Poly­amin, es wird vom Körper selbst gebil­det, kann aber auch über die Nahrung zuge­führt werden. Die Sub­stanz kommt in den Kör­per­zel­len aller Lebe­we­sen sowie in zahl­rei­chen Lebens­mit­teln wie Wei­zen­kei­men, Nüssen, Brok­ko­li und Soja vor. Sper­mi­din kann die Auto­pha­gie in Gang setzen – und damit jenen Prozess, bei dem die Zelle alte oder defekte Zell­be­stand­tei­le abbaut, die sich im Laufe des Lebens ansam­meln.

2016 erhielt der japa­ni­sche For­scher Yoshi­no­ri Ohsumi für seine Erkennt­nis­se zum Auto­pha­gie­pro­zess den Nobel­preis für Medizin. Seitdem ist das Inter­es­se daran durch die Decke gegan­gen. „2020 hat die Uni­ver­si­ty of Ams­ter­dam eine Studie zu den zukunfts­träch­tigs­ten Sub­stan­zen im Sinne der Lon­ge­vi­ty ver­öf­fent­licht. Sper­mi­din war unter den Top 3“, sagt Bijelac. Mehr als 13.000 Studien zum Thema Sper­mi­din wurden bereits durch­ge­führt, „der globale Hype wird unser aller Leben nach­hal­tig ver­än­dern“.

Der Selbst­rei­ni­gungs­pro­zess im Körper wird auch durch Fasten aus­ge­löst, wir­kungs­voll dafür sind Ess­pau­sen zwi­schen 14 und 20 Stunden. „Fasten fällt aller­dings vielen nicht so leicht. Von 100 Per­so­nen schaf­fen es nur sieben, ihre Ernäh­rung nach­hal­tig umzu­stel­len und regel­mä­ßi­ge Fas­ten­pe­ri­oden in den Alltag zu inte­grie­ren“, sagt Bijelac. Sper­mi­din gilt als Fas­ten­mime­ti­kum, es ahmt Effekte des Fastens nach.

Wei­zen­keim im Fokus

Da der Sper­mid­in­spie­gel mit dem Alter sinkt, hat das Team von Lon­ge­vi­ty Labs+ 2019 mit sper­mi­di­ne­Li­fe ein Novel-Food-zer­ti­fi­zier­tes Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel aus Wei­zen­kei­men auf den Markt gebracht. Dafür wurde eine eigene Extrak­ti­ons­me­tho­de ent­wi­ckelt, die einen hohen Sper­mi­din­ge­halt mittels eines mehr­stu­fi­gen Kon­troll­ver­fah­rens gewähr­leis­tet. Denn die Kon­zen­tra­ti­on der Sub­stanz in Lebens­mit­teln ist starken Schwan­kun­gen unter­wor­fen. „Sper­mi­din ist ein sehr deli­ka­tes Molekül“, unter­streicht Bijelac die Kom­ple­xi­tät im Pro­duk­ti­ons­pro­zess, „niemand vor uns hat es geschafft, den Sper­mi­din­ge­halt über­haupt zu stan­dar­di­sie­ren.“

Da für die Wirkung von Sper­mi­din alle Kör­per­zel­len infrage kommen, ist sowohl das For­schungs­in­ter­es­se breit als auch das Pro­dukt­port­fo­lio in der Wei­ter­ent­wick­lung begrif­fen, „wir haben dafür den Rück­halt der Wis­sen­schaft mit einem hoch­ka­rä­ti­gen Beirat“, so Pock. „Ein großes For­schungs­the­ma sind neben dem Immun­sys­tem auch kar­dio­vas­ku­lä­re und neu­ro­de­ge­nera­ti­ve Erkran­kun­gen wie Demenz oder Tremor“, sagt er. Beson­ders stolz ist man im Team darüber, dass für Studien viel­fach mit dem Extrakt der Steirer gear­bei­tet wird, so auch an der Ber­li­ner Charité oder an der Oxford Uni­ver­si­ty, um prä­kli­ni­sche Modelle in die Human­for­schung zu über­tra­gen. „Derzeit laufen mit unserem Extrakt neun Studien gleich­zei­tig“, so Bijelac.

Strikte Mor­gen­rou­ti­ne

Mit dem Fokus auf Sper­mi­din haben sich also viele neue Per­spek­ti­ven ergeben. „Wir können auf Basis der Erkennt­nis­se nicht nur wie bislang mittels Ernäh­rung und Bewe­gung Gutes für unsere Gesund­heit tun, sondern nun auch aktiv auf unsere Zellen Ein­fluss nehmen“, sagt Herbert Pock. 2020 wurde die Toch­ter­fir­ma Lon­ge­vi­ty Labs Inc. in den USA gegrün­det und Sper­mi­din auf dem ame­ri­ka­ni­schen Markt ein­ge­führt, „dass die Ent­de­ckung der Sub­stanz in Europa erfolgt ist, macht uns stolz“. Während das Thema Lon­ge­vi­ty in den USA bereits seit län­ge­rer Zeit breiten Zuspruch findet, ist es in Europa erst ange­kom­men.

Und wie leben die Longevity-Labs+-Gründer dieses Gesund­heits­be­wusst­sein im Alltag? Vedran Bijelac pflegt seit knapp zwei Jahren eine strikte Mor­gen­rou­ti­ne mit Medi­ta­ti­on, Wim-Hof-Atem­tech­ni­ken und eis­kal­tem Duschen. Das erste Essen genießt er erst am frühen Nach­mit­tag, das zweite und letzte abends um 19 oder 20 Uhr. „Der erste Monat ist hart, danach wird es ein­fa­cher“, schmun­zelt er. Herbert Pock geht dagegen einen prag­ma­ti­sche­ren Weg, er wählt situa­ti­ons­elas­tisch die gesün­de­re Vari­an­te – Fisch statt Fleisch, Stiegen statt Lift. „Für Leute wie mich ist Sper­mi­din als schnel­le Lösung absolut ideal.“

Foto: Mit dem Extrakt des stei­ri­schen Unter­neh­mens laufen derzeit neun Studien gleich­zei­tig, zeigt sich Vedran Bijelac stolz.

Foto­credit: Stephan Frie­sin­ger

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