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Wein­gar­ten Eden

Ja, die Stei­er­mark ist ein Para­dies. Das denkt man sich spä­tes­tens, wenn man durch die ver­schie­de­nen Regio­nen fährt, die von Bergen über Seen bis hin zur hüge­li­gen Wein­land­schaft reichen. Letz­te­re bietet alles, was das Herz begehrt: traum­haf­te Pan­ora­men, herz­li­che Men­schen und Weine, die inter­na­tio­nal für Auf­se­hen sorgen. Will­kom­men auf einer Reise von West nach Ost!

Wein, Kernöl, Käfer­boh­nen, Kürbis, Äpfel und vieles mehr – die Stei­er­mark ist ein kuli­na­ri­sches Schla­raf­fen­land. Gäste von nah und fern (heuer eher von nah) reisen Jahr für Jahr an, um sich im stei­ri­schen Wein­land wun­der­schö­ne Momente zu besche­ren. Dazu tragen natür­lich in erster Linie die Men­schen bei, die von Herzen Gast­ge­ber sind, ande­rer­seits aber auch die tollen Pro­duk­te und die Post­kar­ten-Land­schaf­ten. Sanft reihen sich Hügel an Hügel, in kräf­ti­gen Linien tragen die Reb­zei­len zum Erschei­nungs­bild bei und von so manchem Kogel sieht man bis weit in das slo­we­ni­sche Nach­bar­ge­biet. Von der West­stei­er­mark über die Süd­stei­er­mark bis hin zum Vul­kan­land im Osten kommt man aus dem Staunen und Genie­ßen nicht heraus. Gut so.

Schil­cher-Lover

Die West­stei­er­mark, eines der drei stei­ri­schen DAC-Wein­bau­ge­bie­te, liegt süd­west­lich von Graz und hat sich mit den Orts­wein­ge­bie­ten aus Ligist, Stainz, Deutsch­lands­berg und Eibis­wald vor allem auf die Reb­sor­ten Sau­vi­gnon Blanc und Blauer Wild­ba­cher spe­zia­li­siert. Letz­te­re wird in der Regel als der bekann­te „Schil­cher“ aus­ge­baut.

Die Wein­gär­ten auf einer Anbau­flä­che von 124 Hektar befin­den sich an den Aus­läu­fern der Koralpe. In Deutsch­lands­berg stehen die Reben auch in den tiefst­ge­le­ge­nen Wein­gär­ten (380 Meter bis zu 600 Meter Seehöhe) der Region. Die mäch­ti­ge, mit­tel­al­ter­li­che und in der frühen Neuzeit baulich ergänz­te Burg Deutsch­lands­berg inmit­ten der Wein­ber­ge und am nahen Wald ist ein wild­ro­man­ti­sches Aus­flugs­ziel. In der West­stei­er­mark befin­den sich vor­wie­gend Gneis­bö­den, ent­stan­den aus kris­tal­li­nem Schie­fergneis­ge­stein (nörd­li­cher Bereich) und lehmige Sand- und Schot­ter­bö­den (süd­li­cher Bereich).

Der Schil­cher wird hier sowohl klas­sisch aus­ge­baut als auch als gereif­ter Rie­den­wein – eine sehr span­nen­de Erfah­rung übri­gens! Der Duft nach Wald­erd­bee­ren, Ribi­seln oder Schwar­zen Johan­nis­bee­ren erweckt Kind­heits­er­in­ne­run­gen, die resche Säure ver­langt nach einem guten Stück wür­zi­gem Käse oder einer ordent­li­chen Jause. Wussten Sie übri­gens, dass Schil­cher vor allem ein Export­schla­ger für Nor­we­gen ist? Hier liebt man diesen wun­der­schön hellrot leuch­ten­den und säu­re­be­ton­ten Wein zu (fet­te­rem) Fisch.

Die Spitze der Weine bilden auch in der West­stei­er­mark die Rieden. Drei beson­ders cha­rak­ter­vol­le sind dabei die Rieden Langegg, Greis­dorf und Hoch­grail vom Weingut Lang­mann. Letz­te­re wurde sogar 2019 in der ORF-Sendung „9 Plätze, 9 Schätze“ zum Lan­des­sie­ger der Stei­er­mark und damit zu einem der schöns­ten Orte des Landes gekürt. Weitere bekann­te Reben sind Lamberg, Engel­wein­gar­ten, Lestein Neuberg, Nie­der­greil, Mit­ter­egg, Hohen­feld oder Son­nen­hü­gel.

Herz des Sau­vi­gnons blanc

Fährt man von der Region Eibis­wald weiter Rich­tung Osten, befin­det man sich bereits in der süd­stei­ri­schen Gemein­de Leutschach, dem süd­lichs­ten Orts­wein­bau­ge­biet der Stei­er­mark. Die Wein­gär­ten Leutschachs (613 Hektar Anbau­flä­che) stehen zwi­schen 380 und 570 Höhen­me­ter im Hang. In Leutschach über­wie­gen süd­aus­ge­rich­te­te Kes­sel­la­gen mit öst­li­chen sowie west­li­chen Aus­läu­fern und Hang­nei­gun­gen von bis zu 75 Prozent. Das Anbau­ge­biet prägen warme Auf­win­de, welche auf kühle Luft­strö­me der west­lich gele­ge­nen Koralpe treffen. Diese kli­ma­ti­sche Situa­ti­on ergibt hohe Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­de zwi­schen Tag und Nacht und führt fast zu einem kom­plet­ten Fehlen jeg­li­chen Nebels. Die Böden bestehen vor­wie­gend aus schwe­ren Kalk­mer­gel­bö­den (Opok), teil­wei­se durch­zo­gen von Schot­ter­bän­ken. Typi­sche Sorten sind hier der Sau­vi­gnon Blanc und der Mus­ka­tel­ler. Bekann­te Rieden sind zum Bei­spiel Pöss­nitz­berg, Jäger­berg, Saffran, Cza­mil­lon­berg oder Ober­glanz.

Fährt man weiter nörd­lich erreicht man einer­seits das Gebiet Eich­berg (einer Hügel­ket­te auf 450 bis 600 Meter Seehöhe, die von steilen, expo­nier­ten Lagen mit hohen Kuppen gekenn­zeich­net ist, mit Rieden wie Muri oder Knily), ande­rer­seits Kitzeck-Sausal, das durch seine kargen Schie­fer­bö­den eine ganz beson­de­re Wein­re­gi­on ist. Bei Schie­fer denkt man zuerst an die Wachau oder an die Mosel – doch auch das Sausal bringt durch diese Ein­zig­ar­tig­keit groß­ar­ti­ge Ries­lin­ge, aber auch Sau­vi­gnons Blancs hervor. Straffe Mine­ra­li­tät, Sal­zig­keit und Würze zeich­nen diese Ter­ro­ir­wei­ne aus. Bekann­te Rieden sind Gais­riegl, Mel­la­cher, Einöd, Wil­helms­hö­he, Edel­schuh, Hoch­stein­riegl, The­re­si­en­hö­he oder Gola. Kitzeck ist mit 564 m Seehöhe übri­gens auch der höchst­ge­le­ge­ne Wein­bau­ort Öster­reichs, Steil­la­gen (teil­wei­se über 90 %!) machen die Bewirt­schaf­tung schwer. Unzäh­li­ge Stunden Hand­ar­beit stecken deshalb in Weinen aus dieser Region.

Weiter geht es nach Gamlitz, der wohl berühm­tes­ten der stei­ri­schen Wein­bau­re­gio­nen. Wun­der­schön zeigt sich hier die sanft hüge­li­ge Land­schaft mit steilen Wein­gär­ten, Streu­obst­wie­sen und kleinen Misch­wäl­dern. Oft kommt man aus dem Bestau­nen der Pan­ora­men nicht mehr heraus, wenn sich die sym­me­tri­schen Reb­zei­len land­schaft­li­che Best-of-Duelle liefern. Nicht umsonst war die Süd­stei­er­mark eine der Top 3 Lieb­lings­ur­laubs­re­gio­nen der Öste­rei­cher 2020. Die 693 Hektar Wein­gär­ten liegen zwi­schen 320 und 550 Meter Seehöhe und bestehen vor­wie­gend aus Sand- und Schot­ter­bö­den. Die Leit­sor­ten sind auch hier der Sau­vi­gnon Blanc und der Mus­ka­tel­ler, aber auch Moril­lon und Welsch­ries­ling. Etwa auf Rieden wie Kra­nach­berg, Gam­litz­berg, Ser­nau­berg, Stein­bach, Flam­berg, Hoch­sulz oder Zop­pel­berg.

Weiter östlich in der Süd­stei­er­mark befin­det sich Ehren­hau­sen, eine Region mit schwe­ren Kalk­bö­den, auf denen sich Sau­vi­gnon Blanc und Moril­lon am wohls­ten fühlen. Übri­gens: Moril­lon heißt der Char­don­nay nur in der Stei­er­mark, eine regio­na­le Bezeich­nung dieser inter­na­tio­na­len Reb­sor­te sozu­sa­gen. Bekann­te Rieden sind hier Grass­nitz­berg, Hoch­grass­nitz­berg, Obegg (alle der Familie Polz gehö­rend), Zieregg, Nuss­berg oder Hochster­metz­berg.

Der süd­stei­ri­sche Sau­vi­gnon Blanc schaff­te es übri­gens schon mehr­ma­lig in die inter­na­tio­na­le Presse. Haupt­ver­ant­wort­lich ist dafür der 5‑fache „Welt­meis­ter­ti­tel“ beim Con­cours Mondial du Sau­vi­gnon, den die Wein­gü­ter Rein­hard Muster, Walter Skoff, Kodo­lit­sch, Ewald Zwey­tick und Drei­sieb­ner Stamm­haus in den letzten Jahren für sich gewin­nen konnten. Die inter­na­tio­na­le Fal­staff-Sau­vi­gnon-Blanc-Trophy 2020 ging an das Weingut Pon­gratz. Es muss also nicht immer eine Reise nach Frank­reich sein, um Welt­klas­se­wei­ne zu trinken.

Und noch etwas: Sagen Sie niemals „stei­ri­sche Toskana“ zu unserer Süd­stei­er­mark! Darauf reagie­ren die Ein­hei­mi­schen sehr emp­find­lich, zumal viele behaup­ten, hier sei es schöner als in Italien.

Mit der Kraft der Erde

Das dritte und letzte DAC-Wein­bau­ge­biet ist das Vul­kan­land, das seinem Namen alle Ehre macht. Zwi­schen Ther­mal­quel­len, alten Burgen und Schlös­sern sowie Obst­plan­ta­gen erheben sich sanfte Wein­ber­ge. 325 Hektar beträgt die Gesamt­an­bau­flä­che der Regio­nen St. Peter, Straden, Tie­schen, Glei­chen­berg, Klöch, St. Anna, Kap­fen­stein, Rie­gers­burg und Ost­stei­er­mark. Die Böden bestehen vor­wie­gend aus ver­wit­ter­tem Vul­kan­ge­stein (Basalt und Tuff) und Sedi­ment­bö­den (Schot­ter, Sand und Ton). Das ist die per­fek­te Basis für tolle Bur­gun­der­reb­sor­ten, die gut gereift durch­aus mit Kol­le­gen aus Frank­reich mit­hal­ten können. Weiß­bur­gun­der und Moril­lon spielen somit die Haupt­rol­le, genauso natür­lich wie Sau­vi­gnon Blanc. Klöch ist hin­ge­gen für seinen Tra­mi­ner bekannt, der mit seinem unver­wech­sel­ba­ren Rosen­aro­ma zu den aus­drucks­stärks­ten Weinen Europas zählt. Top-Rieden aus dem Vul­kan­land sind Neu­setz­berg, Hoch­strandl, Stra­de­ner Rosen­berg, Buch, Schem­ming, Anna­berg oder Tamberg. Wun­der­schö­ne Pan­ora­men machen sich auch hier breit. Und auch wenn es zurzeit schwie­rig ist, sich diese live anzu­se­hen: Holen Sie sich zumin­dest die Weine der ein­zig­ar­ti­gen Wein­bau­re­gi­on Stei­er­mark nach Hause und genie­ßen Sie!

Foto­credit: Harry Schif­fer

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