Offroad-Intelligenz: Der Range Rover Sport

Wer sich mit dem Range Rover Sport tatsächlich einmal ins Gelände begibt, meistert dies zweifellos mit Bravur. Zusätzlich dazu fährt das Auto rein elektrisch.
Der Range Rover Sport weiß sich zu präsentieren. Foto Credits: Range Rover
Der Range Rover Sport weiß sich zu präsentieren. Foto Credits: Range Rover

Mark Higgins sagt „das geht“, also geht es wahrscheinlich. Ich zweifle trotzdem. Auch ohne Master in Physik ist mir klar, dass die 2,7 Tonnen Leergewicht des neuen Range Rover Sport eigentlich keinen Hügel hinauffahren wollen, und schon gar nicht elektrisch, rein elektrisch, mit 143 Strom- statt 510 Systemleistungs-PS. Dass sich Mark als James Bond Stuntfahrer dem Limit lieber von oben als von unten nähert, soll mir recht sein. Aber ich, ein Normalo, kein Geländeakrobat? Niemals. Andererseits: Ein Rückzieher wäre jetzt auch sehr peinlich.

Liebling, ich habe ein Elektro-Auto verschluckt

Ich klammere mich an der Annahme fest, dass nicht nur ich, sondern auch Range Rover einen gewissen Ruf zu verlieren hätte, während mir Mark vor dem Abflug noch die technischen Daten durchgibt. Aus den Vollen hätten sie bei diesem Plug-In-Hybrid geschöpft: 510 PS Systemleistung, 700 Newtonmeter Drehmoment, 5,4 Sekunden von Null auf Hundert, und eine Batterie, die anderswo ein ganzes Elektroauto befeuert. 38,2 Kilowattstunden warten im Boden des Fahrzeugs, damit fährt man im WLTP-Messverfahren 113 Kilometer weit. Oder 88 Kilometer im echten Leben, wie die Marke selbst präzisiert.

Und: Sogar der anspruchsvolle Offroad-Parcours in Barcelona soll sich kraftstofffrei ausgehen, trotz Steigungen von 32 Prozent und Geschwindigkeiten von bis zu 90 km/h.

Mark Higgins ist hauptberuflich James Bond Stuntfahrer. Für heute ist er unser Range Rover Guide.
Mark Higgins ist hauptberuflich James Bond Stuntfahrer. Für heute ist er unser Range Rover Guide. Foto Credits: Range Rover

Geht, geht, geht mich nix an

Warum Mark aber derart entspannt im Ledergestühl lehnt, während ich nicht vollends überzeugt auf den Hügel zurase, erschließt sich mir erst, als wir die ersten Meter der Steigung erklimmen. Ich bin im Grunde überflüssig. Der Fahrer muss im neuen Range Rover Sport nur Befehle erteilen, die Arbeit erledigt das Auto von selbst. „Range Rover: Fahr da rauf“. Der Range Rover fährt da rauf.

Das Terrain Response 2 System – so nennen die Briten ihren Offroad-Assistenten – erkennt automatisch, auf welchem Untergrund man sich gerade befindet, das Fahrwerk wird entsprechend angepasst. Noch viel ärger ist der Adaptive Offroad-Assistent: Als erstes Modell der Marke kann der neue Sport fast selbstständig durch das Gelände fahren. Beschleunigen, bremsen, hinauf, hinunter… dazu braucht mich das Auto nicht. Nur das Lenken haben sie mir noch übrig gelassen – um nicht endgültig den Beweis anzutreten, dass der Blechhaufen es in Summe bereits besser kann.

Der Range Rover Sport im Gelände.
Während der Range Rover Sport von selbst den Hügel hochklettert, hat man Zeit, sich mit seiner Höhenangst auseinandersetzen … Oder man fährt selbst. Ihre Entscheidung. Foto Credits: Range Rover

Nicht nur für Elektomobilität-Fans

Natürlich darf man von assistiertem Fahren halten, was man möchte, wenn die Elektromobilität aber gerade nicht auf dem Prüfstand ist, steht so viel fest: Es ist beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit ein fast-drei-Tonnen-Gefährt durch einen Offroad-Parcours gleitet, selbstfahrend im Elektromodus. Ob man auch in freier Wildbahn die Zügel aus der Hand geben würde, sei einmal dahingestellt – Range Rover möchte mit dieser Vorstellung wohl in der Fußnote vermerken, dass man sich an der verschneiten Auffahrt zum Alpen-Chalet ganz sicherlich nicht verkühlen; dass man die Zusehenden sogar verblüffen wird, wenn man mitten am Hang an den Assistenten übergibt und mit den Füßen aus dem Fenster auf den Parkplatz kraxelt.

Mehr wird gar nicht nötig sein. Die meiste Lebenszeit verbringen solche Fahrzeuge auf flachem Parkett, zwischen Wohnsitz und irgendeinem zu engen Parkplatz pendelnd, und vielleicht einmal den Pferdeanhänger schleppend, wenn’s der Tochter beliebt.

Der Range Rover Sport ist trotzdem nichts für schwache Nerven

Richtig wilde Abenteuer würden wir dem Range Rover Sport jedenfalls nicht zumuten, dafür ist er schlicht und ergreifend zu schade. Seine elegante Silhouette passt besser in den Speckgürtel als zwischen zwei schroffe Felsen, das Fahrerlebnis ist auch auf Asphalt ein Genuss. Man gleitet durch die Landschaft wie in Watte gebettet – entspannt, entkoppelt, angenehm distanziert.

Der Range Rover Sport im Gelände.
Der Fahrer muss im neuen Range Rover Sport nur Befehle erteilen, die Arbeit erledigt das Auto von selbst. Foto Credits: Range Rover.

Man könnte sogar schnell fahren, wenn man wollte, aber ich will das ganz sicher nicht. Gediegen dem Horizont entgegen, völlig lautlos im Elektromodus – so lässt ein Range Rover das Herz aufgehen. Vorausgesetzt, man überlebt den Blick in die Preisliste. 139.664 Euro für den P510e. Ohne Optionen.

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