Günther Holler-Schus­ter|

Sag mir, wo die Pilze sind, wo sind sie geblie­ben?

Im Jahr 2009 hat Herbert Brandl begonnen, Monotypien herzustellen. Die sehr einfache Drucktechnik – der Künstler malt auf einer Platte aus Plexiglas, die dann auf einen Bildträger gedruckt wird – führt zu einem Vorgang, der zwischen Malerei und technischer Bildproduktion steht.
Fotocredit: Chavanne/Pechmann
Fotocredit: Niki Pommer
Fotocredit: Niki Pommer
Fotocredit: Chavanne/Pechmann
Fotocredit: Rudi Molacek

Die tech­ni­schen Not­wen­dig­kei­ten sind sehr redu­ziert und das Arbei­ten kann wei­test­ge­hend unmit­tel­bar gesche­hen. Die Dynamik des Mal­vor­gangs lässt sich in Mono­ty­pien größt­mög­lich und unmit­tel­bar errei­chen. Brandl wurde in seinen Mono­ty­pien bis heute immer freier und spon­ta­ner im Farb­auf­trag und in der Form­fin­dung.

Die Vor­gangs­wei­se dabei ist sehr nahe an seiner übli­chen Mal­me­tho­de. Die nicht sau­gen­de Ober­flä­che der Acryl­glas­plat­te lässt die Unmit­tel­bar­keit der ges­ti­schen Malerei zu, bevor der Druck erfolgt. Das Resul­tat ist ein ein­zi­ges Blatt pro Druck­vor­gang. Es muss schnell und exakt gear­bei­tet werden, was enorme Sicher­heit und Vir­tuo­si­tät vor­aus­setzt.

Für Herbert Brandl, der schub­wei­se arbei­tet, ist die Mono­ty­pie ein geeig­ne­tes Ver­fah­ren, da sich dabei keine Auf­la­gen, sondern Serien ergeben. Das Seri­el­le, das an das Sequen­zi­el­le des Films erin­nert, ist in diesem Medium evident. Auf­tra­gen und Weg­wi­schen sind beim Gestal­tungs­pro­zess bestim­mend. Die Ple­xi­glas­plat­te lässt das Wischen auf der Ober­flä­che leicht zu. Die Leer­stel­le auf der Platte ist im End­ergeb­nis bestimmt vom Weiß des Papiers. Fülle und Leere hat die chi­ne­si­sche Malerei als eines ihrer zen­trals­ten Grund­prin­zi­pi­en.

Inhalt­lich hat sich der Künst­ler diesmal auf zwei The­men­be­rei­che ein­ge­las­sen – Land­schaft und Pilze. Herbert Brandls Mono­ty­pien, wie seine Malerei grund­sätz­lich, schei­nen dabei eine innere Logik des Wach­sens zu besit­zen. Seine Kunst stellt zwar oft dar, ist aber auch selbst Zeugnis eines Ent­ste­hungs­pro­zes­ses.

Von dem groß­for­ma­ti­gen Gemälde eines Stein­pil­zes aus­ge­hend ent­stan­den jüngst Dar­stel­lun­gen von Pilzen. Diese höchst kom­ple­xen Orga­nis­men wirken in ihrer male­ri­schen For­mu­lie­rung dagegen einfach. Monu­men­tal und iso­liert sind die Stein­pil­ze ins Bild gesetzt – wie Por­träts. Der Künst­ler schenkt ihnen beson­de­re Auf­merk­sam­keit. Der vom Titel aus­ge­hen­de, sen­ti­men­tal-kri­ti­sche Unter­ton lässt den Gedan­ken an unseren bedroh­ten Lebens­raum zu bzw. ist auch ein Hinweis auf die all­ge­mei­ne Ver­gäng­lich­keit.

Herbert Brandls Aus­stel­lung in der Galerie Rei­nisch Con­tem­po­ra­ry lässt auf engem Raum ein unheim­lich weites Pan­ora­ma an male­ri­scher Dra­ma­tik zu. Die Bilder sind sowohl Ein­zel­er­eig­nis­se als auch ein Gesamt­erleb­nis durch den instal­la­ti­ven Cha­rak­ter und das Zusam­men­spiel der Werke. Selten erreicht Malerei der­ar­ti­ge Wahr­neh­mungs­sphä­ren wie im Werk von Brandl.

Aus­stel­lung bis 30. Novem­ber 2024
Galerie Rei­nisch Con­tem­po­ra­ry, Haupt­platz 6, 8010 Graz
www.reinisch-graz.com

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