Martin Walpot|

Glücks­mo­men­te machen gute Figur

Der international erfolgreiche österreichische Künstler Mario Dalpra versteht sich als Globetrotter zwischen Kunststilen, Symbolen und Farben aus aller Welt.
Fotocredit:: Dalpra
Fotocredit: Dalpra
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Seine fluiden Skulp­tu­ren aus Bronze und Alu­mi­ni­um und aus­drucks­star­ken Bilder mit ihren
far­ben­fro­hen Sym­bo­len werden in Aus­stel­lun­gen und Gale­rien in Europa, den USA, Latein­ame­ri­ka,
Aus­tra­li­en und Asien gezeigt. Sie alle haben eines gemein: jene flüch­ti­gen Momente des Glücks,
die Mario Dalpra von seinen Reisen mit­bringt, für den Betrach­ter ein­zu­fan­gen und die viel­fäl­ti­ge Schön­heit der Welt humo­ris­tisch – und mit­un­ter ernst – neu zu inter­pre­tie­ren.

Künst­ler aller Epochen haben ver­sucht, flüch­ti­ge Glücks­mo­men­te bild­lich und gestal­te­risch ganz auf ihre Weise ein­zu­fan­gen. Ein zeit­ge­nös­si­scher Künst­ler, dem das beson­ders aus­drucks­stark und auf viel­fäl­ti­ge Art gelingt, ist Mario Dalpra. Sowohl seine fluiden Skulp­tu­ren aus Bronze und Alu­mi­ni­um – figu­ra­tiv und in ihrer Abs­trak­ti­on jeder aka­de­mi­schen Pro­por­ti­ons­re­gel ent­sa­gend – als auch seine mit­un­ter groß­for­ma­ti­gen Bilder mit ihren cha­rak­te­ris­ti­schen Über­ma­lun­gen und far­ben­fro­hen Sym­bo­len wurden stark von den welt­um­span­nen­den Reisen des Künst­lers geprägt. Trotz seiner öster­rei­chi­schen Wurzeln – Mario Dalpra wurde 1960 in Vor­arl­berg geboren – ist er ein ewig Rei­sen­der: „In den 1980er-Jahren, nach meiner Aus­bil­dung an der Aka­de­mie der bil­den­den Künste in Wien bei Arnulf Rainer, begann eine Rei­se­tä­tig­keit, die bis heute anhält“, schmun­zelt Dalpra, der sich als Suchen­der nach flüch­ti­gen Momen­ten der Freude bezeich­net: „Am aller­meis­ten haben mich wun­der­ba­re Situa­tio­nen und unter­schied­li­che Kul­tu­ren mit ihren kräf­ti­gen Farben geprägt, die man nicht ken­nen­lernt, wenn man nicht reist, und die einem sonst nicht zeigen würden, wie schön die Welt in ihrer Viel­falt sein kann.“

Kunst­sti­le, Sym­bo­li­ken und Farben aus aller Welt

Eine eigene Schön­heit – und kunst­ge­schicht­li­che Bedeut­sam­keit – gewinnt Dalpras Ouevre über dessen werk­do­ku­men­ta­ri­schen Cha­rak­ter: In den Werkse­ri­en, die aus einem mehr als dreißig Jahre bestän­di­gen Kunst­schaf­fen her­vor­ge­hen, nimmt Mario Dalpra kul­tur­ge­schicht­li­che Ein­flüs­se, Tech­ni­ken und Kunst­sti­le seiner Rei­se­desti­na­tio­nen auf und inter­pre­tiert Sym­bo­li­ken, Formen und Farben aus aller Welt in seinem Kunst­schaf­fen neu: „Mit 29 Jahren bereis­te ich Aus­tra­li­en, blieb sieben Jahre und erkun­de­te ab 1997 ebenso Indo­ne­si­en, Nord- und Süd­ame­ri­ka, Indien, Japan und Neu­see­land“, verrät der Kos­mo­po­lit. Kunst­sym­bo­le und Farben der Abori­gi­nes, archai­sche Formen und Tattoos der Mao­ri­kul­tur hatten großen Ein­fluss auf Mario Dalpras Kunst und prägen seine Werke bis heute. In Indo­ne­si­en, neben Wien der zweite Wohn­sitz des Künst­lers, expe­ri­men­tier­te Mario Dalpra im Jahr 2011 erst­mals mit wei­che­ren, flie­ßen­de­ren Formen in Bronze und Alu­mi­ni­um. Ihre glän­zen­den, polier­ten Ober­flä­chen prägen seither den Wie­der­erken­nungs­wert seiner Kunst, die sich mit Iden­ti­tät und einer Dua­li­tät aus – ober­fläch­li­cher – Per­fek­ti­on und Imper­fek­ti­on aus­ein­an­der­setzt. „Ein Ereig­nis in meiner frühen Kind­heit, von dem ich Ver­bren­nun­gen davon­trug, hat mich lange beschäf­tigt. In ersten Zeich­nun­gen wollte ich noch per­fek­te Ober­flä­chen schaf­fen, Ober­flä­chen, die schön sind“, sagt Dalpra, „doch wenn man genauer hin­sieht, weisen Skulp­tu­ren beim Fer­ti­gungs­pro­zess ent­stan­de­ne Lackier­trop­fen oder meine Bilder geron­ne­ne Farb­ver­läu­fe auf. In gewis­ser Weise habe ich über meine Kunst mein Trauma bewäl­tigt, indem sie mir zeigte, dass nichts wirk­lich perfekt ist.“

Die Formen der Frau als Ursprung

Dalpras Figuren bezie­hen ihre Energie aus ihrer Aus­gangs­form, „die voll­kom­mens­te Form, die Form der Frau, die es voll­bringt, wie­der­um neuem Leben eine Form zu geben“, so Dalpra, der seinen Figuren eine sinn­li­che Schön­heit ver­leiht, die sich von gän­gi­gen Schön­heits­vor­stel­lun­gen löst. Bei der bewuss­ten Ver­zer­rung seiner Skulp­tu­ren lässt sich Mario Dalpra von den wel­len­för­mi­gen Bewe­gun­gen anderer Medien leiten: „Das Berüh­ren von Ener­gien, die durch Musik ent­ste­hen, aber auch die tan­zen­de Kraft von Capoei­ra-Tänzern, die mich in Bra­si­li­en inspi­rier­ten, über­set­ze ich form­ge­bend in Skulp­tu­ren, die etwas „Beru­hi­gen­des, Ent­span­nen­des und Erfreu­en­des“ ver­mit­teln sollen.

Humor und Ernst­haf­tig­keit als Teil der Kunst

Für jede Skulp­tur fertigt er eine Skizze an, bevor ein erstes „räum­li­ches Modell“ aus Sty­ro­por und Wachs ent­steht, um die Pro­por­tio­nen für die spätere, eigent­li­che Guss­form aus Gips und Sand abschät­zen zu können. Nach dem Guss ent­schließt sich Dalpra, welche Ober­flä­chen­struk­tur den mit dem Werk ver­bun­de­nen Cha­rak­ter unter­streicht. „Ist es eine eher ernste, nach­denk­li­che Figur, wie ich meine Werkse­rie „Over­loa­ded Mind-Skulp­tu­ren“ beschrei­ben würde, halte ich sie farb­neu­tral, wobei humo­ris­ti­sche Figuren wie meine „Han­go­ver Sculp­tures“ in fröh­li­chen, glän­zen­den Farben gehal­ten sind. Bei meinen Gemäl­den ist es natür­lich genauso“, sagt Dalpra, der, wie er verrät, „relativ dis­zi­pli­niert so lange arbei­tet, bis er zufrie­den ist. So ent­stan­den kürz­lich dreißig neue Werke, die in Gale­rien und auf unzäh­li­gen Aus­stel­lun­gen in Europa, den USA, Latein­ame­ri­ka, Aus­tra­li­en und Asien aus­ge­stellt werden. Dar­un­ter eine Galerie in Taiwan, die im Dezem­ber Arbei­ten des Künst­lers zeigt“, freut sich Mario Dalpra über neue Inspi­ra­ti­on und den nächs­ten, flüch­ti­gen Glücks­mo­ment.

Mario Dalpra, geboren 1960 in Vor­arl­berg. Lebt und arbei­tet in Wien, Indien und ­Indo­ne­si­en. 1982 absol­vier­te er die Meis­ter­klas­se von Arnulf Rainer an der Aka­de­mie der bil­den­den Künste Wien. Es folgten Reisen rund um die Welt. Seit den 1980er-Jahren beschäf­tigt sich Dalpra mit der Ästhe­tik von Ober­flä­chen, die er immer wieder neu gestal­tet und in denen sich bio­gra­fi­sche ­Erleb­nis­se ebenso wider­spie­geln wie Ein­drü­cke seiner zahl­rei­chen Reisen. Sein aktu­el­les Schaf­fen teilt sich in Gemälde, gra­fisch und farb­lich vari­an­ten­reich, während seine Skulp­tu­ren, meist hoch­po­lier­te Bronzen und Alu­mi­ni­um­plas­ti­ken, ver­zerr­te, ­figu­ra­tiv-abs­trak­te Körper zeigen.

www.mariodalpra.info

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