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Hang zur Erde

Zehn Wein­gü­ter mit starken Per­sön­lich­kei­ten, indi­vi­du­el­len Geschich­ten und höchst eigen­stän­di­gen Weinen, vereint in einer Kon­stan­te mit drei Buch­sta­ben: stk.

Diese Zeilen erzäh­len von der Essenz des Wein­gar­tens, von Indi­vi­dua­lis­ten und der Wohl­ge­stalt des hand­ge­pflück­ten, nach­hal­ti­gen Erwirt­schaf­tens. Die Hänge der Süd­stei­er­mark mit ihrem unbe­re­chen­ba­ren, alpin-medi­ter­ra­nen Klima sind schon lange Heimat inter­na­tio­nal aus­ge­zeich­ne­ter Weine. Die zehn Winzer der STK – kurz für Verein der Stei­ri­schen Terroir- & Klassik-Wein­gü­ter – stehen für höchste Qua­li­täts­stan­dards, steten Inno­va­ti­ons­geist und den täg­li­chen Kampf mit dem unweg­sa­men Gelände, immer dem gemein­sa­men Ziel ver­pflich­tet: ein­ma­li­ge Weine zu pro­du­zie­ren.

Im Span­nungs­feld zwi­schen harter Arbeit in den Wein­gär­ten und dem Streben nach vino­phi­ler Außer­ge­wöhn­lich­keit arbei­ten die „STK-Grün­der­vä­ter“ Alois Gross, Albert Neu­meis­ter, Erich und Walter Polz, Willi Sattler, Manfred Tement, Fritz und Katha­ri­na Tin­nacher und Georg Winkler-Her­m­a­den und seit 2010 ebenso der eta­blier­te Winzer-„Nachwuchs“ Erwin Sabathi, Hannes Sabathi und Wolf­gang Maitz zusam­men. Das alpin-medi­ter­ra­ne Klima und eine außer­ge­wöhn­li­che Boden­viel­falt mit Sand, Mergel, Schot­ter, Muschel­kalk, Schie­fer und vul­ka­ni­schen Böden machen ihr Schaf­fen so indi­vi­du­ell und außer­ge­wöhn­lich. Die STK-Winzer prägten dafür u.a. die Begrif­fe „Stei­ri­sche Klassik“ und „Lagen­wein“.

T für Terroir & Tog­e­ther

„Den Weinen fehlte Iden­ti­tät und wir waren uns darin einig, dass man das Poten­zi­al einer Region nicht als Ein­zel­kämp­fer ent­wi­ckeln kann. Das geht nur gemein­sam“, so der Tenor von Tement, Polz, Sattler und Co, die in den 1990ern die Ver­ei­ni­gung aus der Taufe hoben. „Und nun ernten wir das Lob für die Arbeit der Gene­ra­tio­nen vor uns.“ So hat das einer der jün­ge­ren STK-Winzer sou­ve­rän beschrie­ben. Ein Satz, der nicht nur viel über das Wein­ma­chen und die Ent­wick­lun­gen im süd­li­chen und süd­öst­li­chen Terroir der Stei­er­mark aussagt, sondern auch Wesent­li­ches über die cha­rak­ter­vol­le Ver­ei­ni­gung STK und die zehn dazu­ge­hö­ri­gen Winzer erzählt. Es geht hier neben Wein eben auch ganz klar um Mut, Auf­rich­tig­keit, Freund­schaft und um die starke Ver­wur­ze­lung in der Region.

„Mich hat die über Gene­ra­tio­nen dau­ern­de Freund­schaft und die Phi­lo­so­phie der STK-Winzer zum Bei­tritt ver­an­lasst“, erin­nert sich Wolf­gang Maitz. Wenn man die Wein­gär­ten der zehn Wein­bau­ern betrach­tet, liegen sie da wie große, fried­li­che Buckel­wa­le, aus denen ein Saft kommt, der ganz beson­ders geschätzt wird. Aber was fas­zi­niert Men­schen eigent­lich so am Wein, mehr als an Bier oder Most? Geht es dabei um seine Fähig­keit zu altern, die uns ein Stück weg­trägt von der gefürch­te­ten End­lich­keit des Lebens? Geht es um die Cha­rak­ter­zü­ge eines altern­den Weins, der, wie ein Mensch, womög­lich im Laufe der Zeit inter­es­san­ter, aus­ge­gli­che­ner, runder, kom­ple­xer wird? Erwin Sabathi zieht eine erste Par­al­le­le: „Ein guter Wein­stock ist wie ein alter Herr. Früher war er ein Sport­ler, fit und jung, doch heute ist er gesetz­ter, über­leg­ter und tief­grün­di­ger.“ Spricht da etwa jemand von sich selbst?!

Weder grund­los noch boden­los

Viel­leicht sitzen wir beim Genuss edler Reben­kunst aber auch der Asso­zia­ti­on mit einem ganz bestimm­ten Ort, einem ganz bestimm­ten Moment auf und können deshalb nicht genug davon bekom­men. Bei den neun männ­li­chen STK-Winzern und ihrem bislang ein­zi­gen weib­li­chen Mit­glied, Katha­ri­na Tin­nacher, poppt in Sachen Wein zu aller­erst das tiefe Bewusst­sein für den rauen Boden­cha­rak­ter auf. Denn die Ver­bun­den­heit mit­ein­an­der ist in erster Linie die Fort­set­zung der Erd­ver­bun­den­heit, die authen­tisch agie­ren­de Wein­bau­ern im Herzen tragen. „Wein zählt wohl auch zu einem der letzten sinn­li­chen Zugänge, den wir zu einem ver­gan­ge­nen Jahr haben. Kein Foto­al­bum kann die Erin­ne­rung und das Emp­fin­den bei Sonnen- und den Regen­ta­gen, während Stürmen und Hagel wie­der­ge­ben. Wein schon“, lächelt Tin­nacher. Das täg­li­che Ringen mit der Natur zählt eben zu den wesent­li­chen Bestand­tei­len auf der Winzer-Agenda. Boden­stän­dig­keit und ursprüng­li­che Sub­stanz paaren sich in der Süd- und Süd­ost­stei­er­mark mit moder­nen Zugän­gen der neuen Gene­ra­ti­on.

Der Keller ist hier längst zur High­tech-Arbeits­stät­te avan­ciert und trotz­dem kann er weder guten noch schlech­ten Boden jemals erset­zen. „Den eigenen Boden lernst du nur zu Hause kennen“, gibt Tin­nacher zu ver­ste­hen. Und das bringt uns wieder ganz nah heran an die Wurzeln, an die Heimat und die Tra­di­ti­on. Ste­tig­keit und Wei­ter­ga­be sind auch für den Winzer Georg Winkler-Her­m­a­den keine Bürde der Ver­gan­gen­heit, sondern im engen Fami­li­en­bund gelebte Ehren­sa­che: „Geht die Geschich­te des Weins und jener ver­lo­ren, die ihn machen, dann geht das ganze Gut den Bach runter“, so Winkler-Her­m­a­dens deut­li­che Worte und Chris­toph Neu­meis­ter schickt nach: „Wein ist nicht die Lei­den­schaft des Winzers, er ist das Destil­lat seiner Lei­den­schaf­ten.“ Wie viel Lei­den­schaft und Indi­vi­dua­li­tät in Weinen stecken kann, bringt Hannes Sabathi auf den Punkt: „Mein Wein“, sagt er, „ist ein biss­chen so wie ich: Er ist kom­pli­ziert.“ Wir ver­ste­hen das als Auf­for­de­rung, ihn zu ent­schlüs­seln. Zum Bei­spiel beim großen STK-Winzer-Dinner im Novem­ber im Eck­stein. Zudem schenkt das Eck­stein-Team aus­ge­wähl­te Weine aller STK-Mit­glie­der glas­wei­se aus.

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