Ganzheitlich krisenfest

Als wäre unser Alltag nicht ohnehin schon herausfordernd genug. Die coronabedingten Einschränkungen, jüngste Terrorerfahrungen und die alljährlich hektische Vorweihnachtszeit führen viele Menschen heuer an die Grenzen ihrer Energie und Belastbarkeit. Resilienz heißt die Schlüsselkompetenz, die uns befähigt, jede Krise bestmöglich zu meistern.

So wie Viren und Bakterien keine Chance haben, wenn das körpereigene Immunsystem intakt ist, können wir auch Krisen unbeschadet bewältigen oder gar gestärkt aus ihnen hervorgehen, wenn unsere psychische Widerstandsfähigkeit stark und stabil ist. Die Schlüsselkompetenz dazu nennt sich Resilienz. Ihre individuelle Ausprägung entscheidet darüber, wie einschneidende Veränderungen und Schicksalsschläge, aber auch Stresssituationen und berufliche wie private Talfahrten letztendlich bewältigt werden. Andreas Herz, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark, Fachverbandsobmann des FV Personenberatung und -betreuung sowie renommierter Autor, Managementtrainer und Coach weiß dies nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. Vor 38 Jahren wurde bei ihm Krebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Nach einem mehrjährigen Kampf gegen den Tumor und Metastasen in unterschiedlichen Körperregionen fand er wieder ins Leben zurück und ging aus dieser existenziellen Krise gestärkt hervor. Mit seinem Konzept und seinen Fachvorträgen avancierte er zu einem der führenden Experten im Aufbau und in der Entwicklung von Resilienz. Für ihn bedeutet diese lebenswichtige „Ausstattung“ des Menschen vor allem eines: „widrige Umstände über eine längere Zeit auszuhalten, ohne daran zu erkranken“.

Widerstandsfähigkeit UND Ressouren

Grundsätzlich steht Resilienz für die Fähigkeit, selbst in schweren Lebenskrisen nicht in Selbstmitleid zu versinken, sondern wie ein Stehaufmanderl wieder auf die Beine zu kommen, lösungsorientiert und optimistisch zu bleiben und sich der eigenen, immer vorhandenen inneren Ressourcen bewusst zu werden. „In der aktuellen Situation geht es vor allem um drei Bereiche der persönlichen Resilienz – um die physische, die soziale und die mentale Widerstandsfähigkeit“, erklärt Herz. Und die kann jeder von uns gezielt stärken. „Es geht erstens darum, auf das leibliche Wohlergehen zu achten – mit körperlicher Bewegung und ausgewogener Ernährung, denn Sport im Freien sowie daheim ist nach wie vor erlaubt. Zweitens ist die soziale Komponente nun sehr wichtig, den man merkt gerade in diesen Zeiten, wie essenziell die Bindung zu anderen Menschen ist. Auch wenn soziale Kontakte derzeit physisch eingeschränkt sind, digital, also online oder per Telefon, kann und sollte man sie aufrechterhalten. Hier gilt es, alle zulässigen Kanäle und Möglichkeiten zu nutzen. Drittens geht es um die mentale Stärke und die hat konkret mit der Art, wie jemand denkt, zu tun. Denn so manche Denkweise kann nicht nur Probleme fördern, sondern gar auch erst entstehen lassen.“ Hier empfiehlt der Experte, sich in Dankbarkeit zu üben und sich das bewusst zu machen, was man hat, statt sich damit zu beschäftigen, was verboten oder (derzeit) nicht möglich ist. Herz: „Ich kann vielleicht keinen Kaffee in einem Lokal trinken, aber ich kann den eigenen dennoch in der Sonne auf einer Bank draußen genießen.“

Zusätzlich zur physischen und psychischen Resilienz ist es auch und gerade in Krisenzeiten wichtig, das zu stärken, was in uns Menschen ohnehin von Anfang an vorhanden ist: die Fähigkeit, zu vertrauen und Selbstbewusstsein zu entwickeln, die Lust daran, Neues auszuprobieren und selbstverantwortlich zu handeln, die Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, den Mut, um Hilfe zu bitten – und vor allem darum, im Hier und Jetzt die Freude am Leben zu finden und zu bewahren.

Mehr Informationen:

www.herzresilienz.com

 

Foto: Tyler Tomasek/ istockphoto

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