Zusammen ist man weniger allein

Warum das 21. Jahrhundert ein Zeitalter der Vernetzung wird: nicht nur der Dinge, sondern verstärkt auch der Menschen und der Unternehmen.

Es ist ein weltweiter Wandel spürbar, nicht erst, seit es das Wort „netzwerken“ gibt und uns Facebook und Co erlauben, überall und jederzeit mit Familienmitgliedern, Freunden und Geschäftspartnern aus aller Welt verbunden zu sein. Dieser Wandel macht auch vor dem Geschäftsleben nicht halt, das Ende des Konkurrenzdenkens ist eingeläutet: Die Entstehung von Global Economy, Kooperation und Kollaboration schreitet voran!

Jeder bekommt ein Stück vom Kuchen!

Naturgemäß führt jede gesellschaftliche Änderung dazu, dass es Gewinner und Verlierer gibt. In der Welt unserer Eltern und vielleicht auch Großeltern ging es sowohl im Wirtschaftsleben als auch in der Wissensgesellschaft darum, die Nische, die einzigartige Erfolgsstrategie oder das Insiderwissen für sich zu pachten. Jeder hatte darauf zu schauen, sein Stück vom Kuchen zu ergattern, denn das Erbe der Kriegszeit bedeutete sowohl für die Speisekammer als auch für die Mindsets: Es ist nicht genug für alle da. Und wer am schnellsten läuft, entkommt dem Granatenfeuer. Heute, eine Generation später, ist unsere Gesellschaft nicht mehr von Mangeldenken geprägt, sondern von Überfluss. Wer sein Mindset nicht entsprechend anpasst, wird langfristig mit Sicherheit auf der Verliererseite landen.

Der Traum von einem harmonischen Miteinander, von der großen, weltumspannenden Familie, ist nicht neu. In der Politik ist es die postnationale Utopie in Form eines Staatenbundes wie der Europäischen Union. In der Gesellschaftstheorie ist es die pazifistische Utopie einer Gesellschaft, in der jeder zum besten Wohl aller Menschen handelt und seine eigenen Egoismen zurückstellt. Zuweilen versuchen Religionsgemeinschaften das Monopol für sich zu pachten, den Harmoniebedürftigten die Aufnahme in die große Familie zu versprechen. Doch egal, ob Politik, Wirtschaft, Religion oder Familie – letztendlich entspricht es einem Grundbedürfnis jedes Menschen, seinen unangefochtenen Platz im „System“ zu erlangen, wo er seine Stärken und Fähigkeiten bestmöglich entfalten kann.

Die magische Kraft des Kollektivs

Längst hat das Prinzip der Kollaboration unseren Alltag durchdrungen: Car­Sharing, Airbnb und zahlreiche Online­Collaboration­Tools bringen teils wildfremde Menschen einander näher und sorgen für ein gemeinsames Arbeitsumfeld, auch bei räumlicher Entfernung. Im Bildungsbereich steht Teamwork auf der Tagesordnung. In der Forschung boomen kollaborative Ansätze. Selbst in den Kognitionswissenschaften steht zunehmend die schöpferische Kraft des Kollektivs im Mittelpunkt, der kreative Geist des Einzelnen ist als Untersuchungsgegenstand nur mehr bedingt tauglich. In einer Welt, in der die Menge des verfügbaren Wissens explosionsartig gestiegen ist, kann Einzelkämpfertum auch gar nicht mehr funktionieren. Eine automatische Folge der Entwicklungist Spezialisierung. Und wenn Spezialisten auf dem Markt bestehen wollen, funktioniert das nur im Kollektiv, wie etwa in Agenturen, auf Vermarktungsplattformen und in Berufsgemeinschaften.

Das Netzwerk der Netzwerke

Als Netzwerke treten im Wirtschaftsleben oft Zusammenschlüsse von Einzelunternehmern auf, wie etwa die Mompreneurs in der USA. Auch in Österreich tun sich berufstätige Mütter beispielsweise unter der Marke „Wunderweiber“ zusammen, um einander zu unterstützen. Selbstständige bilden im Zusammenschluss Experts Groups, wie etwa „Kooperation & Netzwerke“, deren Bundessprecherin Erika Krenn­Neuwirth überzeugt ist: „Die zukünftigen Herausforderungen durch umfassende Digitalisierung von Services, Dienstleistungen und Produkten sowie durch volatile Märkte fordern von UnternehmerInnen eine Öffnung für branchen­ und fachübergreifende Zusammenarbeit, um Gewinne zu realisieren.“

Immer öfter machen Unternehmen gemeinsame Sache – was mit den Clustern begann, zeigt sich als Vereinswesen in ganz Österreich. Die neuen Unternehmer sehen im Mitbewerb nicht die Konkurrenz, sondern den Bruder, der die gleichen Herausforderungen, Wünsche und Ziele hat, an denen es gemeinsam zu arbeiten gilt. Zusammenschlüsse sorgen nicht nur für Gemeinschaftsgefühl, sondern dienen auch dem fachlichen Austausch und sorgen für gewinnbringendes Miteinander, das sich bisweilen sogar in handfesten Umsatzzahlen widerspiegelt.

Eine neue Sichtweise

Wenn man die Kultur des Mangels ersetzt durch eine Einstellung, dass für alle genug Kuchen da ist, ist Konkurrenzdenken nicht nötig. Das Umdenken in der Gesellschaft führt zwangsläufig auch zu einem Gesinnungswandel im Wirtschaftsleben – idealerweise zu einer Welt des Miteinanders.

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