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Umwelt- und Natur­schutz­lan­des­rä­tIn­nen tagten in der Stei­er­mark

Die stei­ri­sche Lan­des­haupt­stadt Graz war gestern und heute Aus­tra­gungs­ort der Kon­fe­ren­zen der öster­reich­wei­ten Umwelt- und Natur­schutz­lan­des­rä­tIn­nen. In einer Pres­se­kon­fe­renz prä­sen­tier­ten als Gast­ge­ber der stei­ri­sche Umwelt- und Natur­schutz­lan­des­rat Anton Lang und Nach­hal­tig­keits­lan­des­rat Johann Seit­in­ger gemein­sam mit dem Vor­arl­ber­ger Umwelt- und Natur­schutz­re­fe­rent Johan­nes Rauch (in Ver­tre­tung der zustän­di­gen Lan­des­rä­tin Ingrid Felipe Saint Hilaire aus Tirol) sowie der Salz­bur­ger Natur­schutz­lan­des­rä­tin Maria Hutter und dem eben­falls für Salz­burg zustän­di­gen Umwelt­lan­des­rat Hein­rich Schell­horn Ergeb­nis­se der beiden Kon­fe­ren­zen.

Die wich­ti­gen Themen Atom­kraft, Geschwin­dig­keits­be­schrän­kun­gen auf Auto­bah­nen, Res­sour­cen- und Abfall­ver­mei­dung und Maß­nah­men gegen Insek­ten­ster­ben sowie der Schutz der Vögel standen unter anderem im Mit­tel­punkt des dies­jäh­ri­gen Tref­fens der öster­rei­chi­schen Umwelt- sowie der Natur­schutz­lan­des­rä­tIn­nen, welches diesmal unter dem Vorsitz des stei­ri­schen Umwelt­lan­des­ra­tes Anton Lang über die Bühne ging.

Klare Worte fand der Gast­ge­ber LR Anton Lang gleich zu Beginn der Pres­se­kon­fe­renz: „Ambi­tio­nier­te regio­na­le Umwelt- und Klima- und Ener­gie­po­li­tik hat im Land Stei­er­mark aus fol­gen­den Gründen höchste Prio­ri­tät: Erstens weil eine umwelt­freund­li­che Ener­gie­ver­sor­gung eine lebens­wer­te Stei­er­mark für heute und die nächs­ten Gene­ra­tio­nen sicher­stellt und zwei­tens weil der stei­gen­de Ener­gie­ver­brauch eine große Belas­tung für das Klima und die Umwelt dar­stellt, mit deren nega­ti­ven Folgen wir in viel­fa­cher Hin­sicht kon­fron­tiert sind. Eine nach­hal­ti­ge Ener­gie­zu­kunft und der effi­zi­en­te Umgang mit Energie redu­ziert einer­seits die Abhän­gig­keit von fos­si­len Impor­ten und ver­bes­sert die CO2-Bilanz der Stei­er­mark wesent­lich. Darüber hinaus schaf­fen Inves­ti­tio­nen in die breite Palette von erneu­er­ba­ren Ener­gie­for­men hei­mi­sche Wert­schöp­fung und Arbeits­plät­ze.“ Die Stei­er­mark möchte als eine der euro­päi­schen Vor­zei­ge­re­gio­nen mit seiner Umwelt- und Kli­ma­po­li­tik auch wei­ter­hin über ihre Grenzen hinaus auf­zei­gen.

Nein zur Atom­kraft

14 lau­fen­de Atom­kraft­wer­ke (AKW) liegen in unmit­tel­ba­rer Nähe rund um Öster­reich. Jedes ein­zel­ne AKW stellt ein Sicher­heits­ri­si­ko für die öster­rei­chi­sche Bevöl­ke­rung dar. Die benach­bar­ten Atom­kraft­wer­ke liegen zwi­schen 40 und 200 km von der öster­rei­chi­schen Lan­des­gren­ze ent­fernt. Das Durch­schnitts­al­ter der AKWs in Europa liegt bei 33,4 Jahren rund 72 % sind mehr als 31 Jahre alt. Neben den Kern­kraft­wer­ken in der Slo­wa­kei (Mochov­ce) und Tsche­chi­en (Duko­va­ny) war vor allem das AKW Krško in Slo­we­ni­en Thema der heu­ti­gen Sitzung“, so LR Lang.

Die Inbe­trieb­nah­me des AKW Krško erfolg­te im Jahr 1981 und seit 1983 liefert das Kraft­werk kom­mer­zi­ell Energie. Die Kon­struk­ti­on des Kern­kraft­wer­kes war ursprüng­lich auf 40 Jahre Lauf­zeit aus­ge­legt und somit müsste der Betrieb demnach spä­tes­tens 2023 enden. „Von den Betrei­bern wurde aus wirt­schaft­li­chen Über­le­gun­gen eine Lauf­zeit­ver­län­ge­rung um 20 Jahre bean­tragt. Aus öster­rei­chi­scher Sicht ist für die Ver­län­ge­rung der Betriebs­dau­er jeden­falls eine grenz­über­schrei­ten­de UVP erfor­der­lich Das slo­we­ni­sche Minis­te­ri­um für Umwelt und Raum­pla­nung hat in seiner Ent­schei­dung vom 9. Sep­tem­ber 2018 jedoch ent­schie­den, dass eine UVP nicht erfor­der­lich sei“, so Lang, der betonte: „Neben den Sicher­heits­be­den­ken auf­grund der Alte­rung des Reak­tor­man­tels selbst, befin­det sich das Kern­kraft­werk Krško in einer der seis­misch aktivs­ten Zonen Europas und hat das höchste Erd­be­ben­ri­si­ko aller Kern­kraft­wer­ke in der EU. In der heu­ti­gen Sitzung wurde die anwe­sen­de Frau Bun­des­mi­nis­te­rin für Nach­hal­tig­keit und Tou­ris­mus, Maria Patek, unter anderem ersucht, an die slo­we­ni­sche Regie­rung her­an­zu­tre­ten und ein UVP-Ver­fah­ren unter Ein­be­zie­hung der öster­rei­chi­schen Öffent­lich­keit für die Lauf­zeit­ver­län­ge­rung des AKW Krško mit Nach­druck ein­zu­for­dern.“

Geschwin­dig­keits­be­schrän­kun­gen

Ein wei­te­res Thema waren Geschwin­dig­keits­be­schrän­kun­gen. Die posi­ti­ve Aus­wir­kung dieser auf die Errei­chung von Umwelt­zie­len aber auch auf die Ver­kehrs­si­cher­heit sind nach wie vor unum­strit­ten und werden durch aktu­el­le Studien unter­mau­ert. „Die Lan­des­um­welt­re­fe­ren­tIn­nen sind sich ihrer Ver­ant­wor­tung bewusst und nutzen Geschwin­dig­keits­be­schrän­kun­gen u. a. zur Errei­chung der Vor­ga­ben des IG‑L. Die Erhö­hung von Maxi­mal­ge­schwin­dig­kei­ten — wie derzeit anhand von Test­stre­cken zu Tempo 140 — laufen diesem Bestre­ben jedoch dia­me­tral ent­ge­gen“, betonte Lang. Daher wurde die zustän­di­ge Minis­te­rin Maria Patek ersucht, gene­rell die posi­ti­ve Aus­wir­kung von Geschwin­dig­keits­re­duk­tio­nen in Pro­gram­men des Bundes zu berück­sich­ti­gen und sich im Sinne des Umwelt­schut­zes klar gegen bestehen­de und mög­li­cher­wei­se zukünf­ti­ge Test­stre­cken zu Tempo 140 auf Auto­bah­nen aus­zu­spre­chen.

Ver­stärk­te Akzente bei Res­sour­cen- und Abfall­ver­mei­dung

„Der Schutz des Klimas und der Umwelt zählt zu den größten gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen unserer Zeit und geht uns alle etwas an. Gleich­zei­tig lasten Gesund­heits­kos­ten ver­ur­sacht durch falsche Ernäh­rung und Bewe­gungs­man­gel mit rund 10 Mil­li­ar­den Euro pro Jahr schwer auf dem öster­rei­chi­schen Gesund­heits­bud­get. Daher haben sich die Lan­des­um­welt­re­fe­ren­ten ent­schie­den, neue Wege für die Lebens­mit­tel­be­schaf­fung zu gehen und exakte nach­hal­ti­ge Beschaf­fungs­kri­te­ri­en sowie eine Her­kunfts­kenn­zeich­nung in der Gemein­schafts­ver­pfle­gung zu erar­bei­ten. Dazu wurden mehrere Themen-Cluster defi­niert, die von der Her­kunfts­kenn­zeich­nung über die Ver­sor­gung mit gesun­den Lebens­mit­teln bis zur Wert­schät­zung gegen­über den pro­du­zier­ten Lebens­mit­teln reichen. Darüber hinaus wurde auf Initia­ti­ve der Stei­er­mark beschlos­sen, dass gemein­sam mit dem Bund an einer bun­des­ein­heit­li­chen Vor­gangs­wei­se für eine Repa­ra­tur­prä­mie oder Mehr­wehrts­steu­er­re­duk­ti­on gear­bei­tet werden soll und bei­spiels­wei­se die bestehen­den Regio­nal­pro­gram­me – in der Stei­er­mark ist das die Wirt­schafts­in­itia­ti­ve Nach­hal­tig­keit (WIN) – um diese Aufgabe erwei­tert werden sollen. Damit werden nicht nur die enormen Müll­ber­ge redu­ziert, sondern auch die regio­na­le Wert­schöp­fung im Dienst­leis­tungs­sek­tor gestärkt. Als wich­ti­ger dritter Punkt ist die unsach­ge­mä­ße Tren­nung von Lithium-Ionen-Akkus zu erwäh­nen, die jähr­lich zu Schäden in der Höhe von rund 30 Mil­lio­nen Euro in Form von Brand­er­eig­nis­sen führt. Die Anzahl der sich im Umlauf befind­li­chen Gerä­te­bat­te­rien wird jähr­lich noch weiter steigen und damit das Risiko eben­falls noch größer werden. Einer ver­ant­wor­tungs­vol­len Tren­nung kommt daher eine enorme Bedeu­tung zu. Von min­des­tens ebenso großer Bedeu­tung ist die ver­stärk­te Ver­ant­wor­tung der Her­stel­ler. Lösun­gen, um eine höhere Rück­lauf­quo­te zu errei­chen, sollen mit allen Betrof­fe­nen dis­ku­tiert werden. Mit einem kohä­ren­ten Vor­ge­hen werden wir einen aktiven Beitrag zum Schutz der Men­schen, des Klimas und unserer Umwelt – also unserer Zukunft – leisten“, betonte Nach­hal­tig­keits­lan­des­rat Johann Seit­in­ger.

„Eines unserer Haupt­an­lie­gen ist das Thema Abfall­ver­mei­dung, ins­be­son­de­re die drin­gend not­wen­di­ge Reduk­ti­on und Ver­mei­dung von Kunst­stoff­ab­fäl­len sowie Plas­tik­ver­pa­ckun­gen in ganz Öster­reich“, so der Salz­bur­ger Umwelt­re­fe­rent Lan­des­haupt­mann-Stell­ver­tre­ter Hein­rich Schell­horn zu einem der Kon­fe­renz-Schwer­punk­te und: “Wir Länder sind uns einig, dass wir an einem Strang ziehen müssen um schnel­ler vor­an­zu­kom­men. Recy­cling und Müll­ver­mei­dung sind wich­ti­ge Bei­trä­ge zum Umwelt- und Kli­ma­schutz. Es braucht daher bun­des­weit ein­heit­li­che Maß­nah­men, um Recy­cling­pro­zes­se zu ver­bes­sern und Pro­duk­te so zu gestal­ten, dass Wie­der­ver­wer­tung ermög­licht wird. Nur mit wirk­sa­men Maß­nah­men für ganz Öster­reich können wir Plas­tik­müll wie auch die Flut an PET-Fla­schen, Geträn­ke-Dosen und Coffee-to-go-Bechern ein­däm­men.”

Der Vor­arl­ber­ger Umwelt- und Natur­schutz­lan­des­rat Johan­nes Rauch, der bei der PK die abwe­sen­de Kol­le­gin aus Tirol vertrat, betonte: „Eine echte Abfall­ver­mei­dung etwa bei Ein­weg­plas­tik­pro­duk­ten erfor­dert bin­den­de und ver­läss­li­che Rah­men­be­din­gun­gen für alle Betei­lig­ten. Um die Reduk­ti­ons­zie­le zu errei­chen, sind eine Viel­zahl von Maß­nah­men erfor­der­lich, die rasch begon­nen werden müssen.“ Rauch verwies dies­be­züg­lich auf erfolg­rei­che Aktio­nen von Schü­le­rIn­nen in seinem Hei­mat­bun­des­land Vor­arl­berg.

Die Salz­bur­ger Natur-Lan­des­rä­tin Maria Hutter betonte, dass es wichtig ist, über die Lan­des­gren­zen zu schauen. „Wir müssen dafür kämpfen, dass der Natur­schutz auch in der Euro­päi­schen Union einen höheren Stel­len­wert erhält. Die anste­hen­den Ver­hand­lun­gen zur neuen euro­päi­schen Agrar­för­de­rung, die ab 2021 in Kraft tritt, bieten die Chance, nach­hal­ti­ge Maß­nah­men für den Arten­schutz zu errei­chen. Hier ist es wichtig, dass die Bun­des­län­der abge­stimmt und mit einer ein­heit­li­chen Posi­ti­on an den Bund her­an­tre­ten”, so Hutter.

Maß­nah­men gegen Insek­ten­ster­ben und Schutz der Vögel

Wich­ti­ge Punkte standen auch bei der Natur­schutz­re­fe­ren­tIn­nen-Kon­fe­renz auf der Tages­ord­nung. „Von uns wurde der Antrag ein­ge­bracht, dass sich die Kon­fe­renz­teil­neh­me­rIn­nen zum Ziel beken­nen, die Wis­sens­la­ge zum Insek­ten­rück­gang und deren Ursa­chen über die Schaf­fung von geeig­ne­ten Daten­grund­la­gen zu stärken, sowie Maß­nah­men gegen das Insek­ten­ster­ben zu setzen“, so der stei­ri­sche Natur­schutz­lan­des­rat Anton Lang. Das Insek­ten­ster­ben sei sicher eines der bri­san­tes­ten Themen welt­weit. „In Öster­reich dürfen wir uns glück­lich schät­zen, dass unglaub­li­che 37.600 Insek­ten­ar­ten nach­ge­wie­sen werden konnten. Die Kehr­sei­te der Medail­le: Bis zu 14.000 Arten sind stark gefähr­det. Ein wesent­li­cher Grund dafür ist der Rück­gang von Bio­di­ver­si­täts-Hot­spots. Hand in Hand geht mit dieser The­ma­tik auch ein zweiter von mir ein­ge­brach­ter Antrag zum Vogel­ster­ben. Dessen Ziel es ist, gemein­sam eine Vogel­schutz­stra­te­gie sowie ein nach­weis­lich wir­kungs­vol­les Maß­nah­men­kon­zept zum Schutz der Vögel zu erar­bei­ten. Denn der immer weiter um sich grei­fen­de Rück­gang von Vogel­ar­ten kann nur län­der­über­grei­fend bekämpft werden. Für das Land Stei­er­mark sind beide Anträge ein beson­de­res Anlie­gen, weshalb hier auch klar Augen­mer­ke inner­halb meines Res­sorts gesetzt werden. Dies umfasst nicht nur unzäh­li­ge Pro­jek­te zu Blüh­strei­fen und Streu­obst­wie­sen sondern auch ziel­ge­rich­te­te Moni­to­rings. So konnten im Rahmen eines Pro­jek­tes zur natur­na­hen Begrü­nung bereits nach drei Monaten schon über 109 Arten nach­ge­wie­sen werden. Dar­un­ter auch einige (stark) gefähr­de­te Arten wie zum Bei­spiel die Blau­flü­ge­li­ge Ödland­schne­cke, der Dick­kopf-Gras­hüp­fer und der Him­mel­blaue Bläu­ling.

Foto v.l.: Johann Seit­in­ger (Nach­hal­tig­keits­lan­des­rat Stei­er­mark), Maria Hutter (Natur­schutz­lan­des­rä­tin Salz­burg), Anton Lang (Umwelt- und Natur­schutz­lan­des­rat Stei­er­mark) und Johan­nes Rauch (Umwelt- und Natur­schutz­lan­des­rat Vor­arl­berg). Foto­credit: Robert Frankl

 

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