Immola-CEO Markus Lam­pes­ber­ger im Interview

Immola-Mastermind Markus Lampesberger im Experten-Interview über seine Leidenschaft für urbane Architektur und Immobilien- und Stadtentwicklung in Graz.
Immola-CEO Markus Lampesberger im Portrait.
Immola-CEO Markus Lampesberger im Portrait. Fotocredit: Fischer.

Markus Lam­pes­ber­ger, Geschäfts­füh­rer von Immola, erläutert im Interview die Aus­wir­kun­gen der COVID-19-Pandemie auf den Immo­bi­li­en­markt in Graz. Während viele Branchen wirt­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen bewäl­ti­gen mussten, konnte die Immo­bi­li­en­bran­che ihre Projekte fort­set­zen und starke Nachfrage seitens Inves­to­ren und Käufern ver­zeich­nen. Lam­pes­ber­ger berichtet auch über die anhal­ten­de Preis­ent­wick­lung in bestimm­ten Bezirken, wie Geidorf, St. Leonhard, Andritz und Wal­ten­dorf, und betont die Bedeutung der Lage für den Wert einer Immobilie. Er stellt auch das Potenzial von Graz als Stu­den­ten­stadt mit hoher Lebens­qua­li­tät und die Her­aus­for­de­run­gen der Infra­struk­tur im wach­sen­den Stadtteil Rei­ning­haus und Smart City dar. Lam­pes­ber­ger betont auch die zuneh­men­de Bedeutung von Freiraum für Woh­nungs­su­chen­de, die Änderung von Mobi­li­täts­mus­tern und die Not­wen­dig­keit, städ­ti­sche Räume mit Projekten auf­zu­wer­ten, die einen ein­zig­ar­ti­gen USP bieten.

Wie haben Sie die letzten Monate in Ihrem Arbeits­feld bei Immola erlebt?

Markus Lam­pes­ber­ger: Durch die Pandemie sind viele Branchen in eine her­aus­for­dern­de wirt­schaft­li­che Lage geraten. Die Immo­bi­li­en­bran­che ist zum Glück mit einem blauen Auge davon­ge­kom­men. Unsere Bau­stel­len konnten wei­ter­lau­fen, die Bau­wirt­schaft hatte nicht mit derart massiven Beschrän­kun­gen zu kämpfen, wir konnten alle unsere Projekte umsetzen. Auch die starke Nachfrage war da, Immo­bi­li­en waren für viele ein regel­rech­ter Anker. Gerade jene, die im Berufs­le­ben stark invol­viert sind, haben sich die Zeit genommen, um Wohnungen für sich oder für ihre Kinder zu kaufen, um das Geld anzulegen. Auch Groß­in­ves­to­ren haben umfassend in Projekte inves­tiert. Unsere Kunden sind zu 60 bis 70 Prozent Groß­in­ves­to­ren, die rest­li­chen 30 Prozent Ein­zel­in­ves­to­ren. Wir haben mit zwei Mann­schaf­ten – im Wechsel mit dem Home­of­fice – das ganze Jahr durch­ge­ar­bei­tet.

Wie haben sich die Preis­struk­tu­ren in jüngster Zeit ent­wi­ckelt?

Lam­pes­ber­ger: Die Preise haben den Zenit in Graz noch nicht erreicht, sie sind nach wie vor im Steigen begriffen. Die Lage ist absolut aus­schlag­ge­bend für den Wert der Immobilie. Beliebte Bezirke wie Geidorf, St. Leonhard, Andritz oder Wal­ten­dorf konnten einen weiteren Anstieg ver­zeich­nen – im Verlauf der letzten drei, vier Jahre haben sich die Kosten um fast 1000 Euro pro Qua­drat­me­ter erhöht.

Wie ent­wi­ckelt sich das Potenzial der Stadt, wo orten Sie aber auch Schwach­stel­len?

Lam­pes­ber­ger: Graz ist grün und sicher, eine Stu­den­ten­stadt mit viel Lebens­qua­li­tät und einem reiz­vol­len Flair. Die Größe ist über­schau­bar, die Wege sind kurz und auch gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu bewäl­ti­gen. Man ist darüber hinaus schnell im Grünen, am See oder in den Wein­ber­gen. Auf der rechten Seite der Mur wächst die Stadt mit den neuen Vierteln Rei­ning­haus und Smart City sehr stark. Dort muss infra­struk­tu­rell auf alle Fälle noch nach­ge­bes­sert werden. Durch den großen Zuwachs braucht es auch unbedingt eine Lösung für den Verkehr, sein öffent­li­cher Ausbau ist unum­gäng­lich. Ob es die U‑Bahn geben wird, steht noch in den Sternen, aber sie hätte auf alle Fälle einen Wert für die Stadt und ihre Attrak­ti­vi­tät.

Was ist noch alles möglich?

Lam­pes­ber­ger: Im Norden ist der Raum natur­ge­mäß begrenzt, Graz wächst sich nach Süden in Richtung Sei­ers­berg, Feld­kir­chen, Kalsdorf und Haus­mann­stät­ten aus. Eine Umland­flucht aufgrund der Preis­struk­tu­ren sehen wir aber nur bedingt. Attrak­ti­ve Wohnungen in den städ­ti­schen Lagen bleiben weiterhin begehrt, weil die kurzen Wege, eine grüne Zunge im Innenhof und die gesi­cher­te Nah­ver­sor­gung starke Argumente sind. Die Bezirke Lend und Gries bleiben deutlich im Auf­schwung, das zeigen auch unsere Projekte. Lend erlebt einen Kul­tur­hype und ist gewis­ser­ma­ßen das neue Geidorf. Gries ist mit seinem mul­ti­kul­tu­rel­len Leben und den Mög­lich­kei­ten, an der Mur in unmit­tel­ba­rer Nähe zur Innen­stadt zu wohnen, bereits nach­ge­zo­gen.

Welche Kriterien sind für Wohn­raum­su­chen­de aus­schlag­ge­bend?

Lam­pes­ber­ger: Der Freiraum ist für alle von großer Bedeutung – ob Terrasse, Balkon oder Garten, der Lebens­raum hat sich längst von der Wohn­flä­che nach draußen wei­ter­ent­wi­ckelt. Neue Wohnungen ohne Freiraum sind eigent­lich schon Sub­stan­dard. Auch sonst ändert sich einiges: Gerade viele junge Menschen haben gar kein Auto mehr. Sie nutzen Modelle wie Car­sha­ring. Es gibt mehr und mehr leer­ste­hen­de Plätze in Tief­ga­ra­gen, autofreie Zonen werden immer wichtiger. Park­plät­ze, die keiner braucht, sind nicht mehr zeitgemäß.

Was muss man als Immo­bi­li­en­ent­wick­ler mit­brin­gen, um zu reüs­sie­ren?

Lam­pes­ber­ger: Wir haben uns bereits etliche Flecken zugetraut, deren Potenzial kein anderer gesehen hat. Es sind wirkliche Eye­cat­cher wie das Hochhaus auf minimaler Grund­flä­che in der Eli­sa­be­thi­ner­gas­se oder das Projekt Golden Skin in St. Peter ent­stan­den, wir haben auch einen Teil des Brau­quar­tiers in Puntigam gebaut. Immola steht für urbanes Wohnen. Wir sind Archi­tek­ten, die Städte lieben, und setzen als Stadt­ent­wick­ler haupt­säch­lich Projekte in Graz, Kla­gen­furt und Linz um. Reine Nut­zungs­ar­chi­tek­tur machen wir nicht, jede Immobilie muss einen USP haben. Wir wollen städ­ti­sche Räume mit unseren Projekten aufwerten.

Welchen Weg sind Sie dafür gegangen?

Lam­pes­ber­ger: Ich habe Archi­tek­tur studiert, das reine Planen war reizvoll, aber dennoch nicht die Erfüllung für mich. Ich wollte lieber den gesamten Prozess der Immo­bi­li­en­ent­wick­lung umsetzen. Wir haben vor zwölf Jahren zu zweit mit dem ersten kleinen Projekt mit acht Wohnungen in Liebenau begonnen. Das erste große Projekt war gemeinsam mit Architekt Volker Giencke der gläserne Dach­auf­bau des Eck­ge­bäu­des in der Jako­mi­ni­stra­ße Ecke Graz­bach­gas­se. Heute sind wir 23 Voll­pro­fis im Team, die alles von der Pike auf gelernt haben. Wir decken den gesamten Planungs‑, Errich­tungs- und Nut­zungs­zy­klus ab und bieten Kunden ein kom­plet­tes Rund­um­ser­vice zur sor­gen­frei­en Abwick­lung von Kauf, Ver­mie­tung und Ver­wal­tung. Immo­bi­li­en, die die Immola ent­wi­ckelt, sind nach­hal­tig und mit hohem archi­tek­to­ni­schen Anspruch. Das hat uns viel Erfolg gebracht.

Wie drückt sich das in der archi­tek­to­ni­schen Sprache aus?

Lam­pes­ber­ger: Wir legen Wert auf hoch­wer­ti­ge Archi­tek­tur außerhalb der Norm. Wir spielen mit Fas­sa­den­ele­men­ten, wir sehen andere Öffnungen in den Gebäuden vor, die Balkone erhalten unter­schied­li­che Aus­rich­tun­gen, Höhen, Größen oder Farben. Da wollen wir Akzente setzen, das macht auch den Reiz aus. Wir probieren immer etwas Neues. Darauf kommt es an. Aktuell setzen wir bei allen unseren Projekten gerade Dach­gär­ten als gemein­schaft­lich genutzten Raum um. So entsteht eine neue Erho­lungs­zo­ne mit Aussicht, mit Pflanzen und Was­ser­flä­chen. Wenn man im Sommer am Dach des Hauses mit Blick auf den Schloß­berg ein Buch lesen kann, hat das schon eine andere Lebens­qua­li­tät. So können Flach­dä­cher als Gärten genutzt werden.

… und es bringt Grünraum …

Lam­pes­ber­ger: Ja, denn in den Städten wird es schließ­lich immer wärmer. Wir müssen noch weit mehr Grün in die Immo­bi­li­en holen – grüne Fassaden, grüne Innenhöfe, grüne Dächer. Das schafft ein besseres Mikro­kli­ma in Zeiten des Kli­ma­wan­dels. Wir achten auch auf zer­ti­fi­zier­te, nach­hal­ti­ge­re Baustoffe und setzen auf Solar- und Pho­to­vol­ta­ik­flä­chen sowie hin­ter­lüf­te­te Fassaden. Nach­hal­tig­keit kostet natürlich mehr als der Standard.

Was sind wesent­li­che Treiber für die Zukunft?

Lam­pes­ber­ger: Die Stadt muss weiterhin leist­ba­ren Wohnraum bieten, vor allem auch für junge Menschen. Das heißt, die Einheiten in urbanen Lagen werden daher in Dimen­sio­nen von zwei bis drei Zimmern bleiben. In dieser Grö­ßen­ord­nung sind sie leist- und gut ver­miet­bar. Wohnungen mit weit mehr Wohnraum sind eher in den grünen Zonen, im Umland zu finden. Es ist nicht zuletzt eine Frage der indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se, aber auch der per­sön­li­chen Ent­schei­dun­gen, wie kurz die täglichen Wege sein sollen.

Welche Projekte werden derzeit ver­wirk­licht?

Lam­pes­ber­ger: In der Grazer Innen­stadt laufen derzeit drei große Projekte: Home Lend ist mit 265 Wohnungen samt Gewer­be­ein­hei­ten ein großer städ­te­bau­li­cher Eingriff im Bezirk Lend mit begrünten Fassaden und grünen Innen­hö­fen. Einziehen kann man ab Sommer 2022. In der Karlauer Straße entstehen 73 Wohnungen und auf dem ehe­ma­li­gen Buch­bin­der-Grund­stück in der Baben­ber­ger­stra­ße bauen wir ein Geschäfts- und Wohnhaus. Projekte mit begrünten Fassaden und Dach­gär­ten setzen wir derzeit auch in der Kla­gen­fur­ter und der Linzer Innen­stadt um. Wir sind immer auf der Suche nach bestehen­den Gebäuden oder brach­lie­gen­den Lie­gen­schaf­ten mit Potenzial, um Lücken zu schließen. Ver­dich­tung ist ein großes Thema. Man muss einfach Visionen haben und sich spezielle Ecken auch angreifen trauen – im Vertrauen, dass etwas Größeres daraus entstehen kann. Das macht einen guten Pro­jekt­ent­wick­ler aus: Er ist immer auch Visionär. In Graz gibt es noch viel gute Grund­stü­cke und wir haben viele gute Ideen.

Info:
IMMOLA Lie­gen­schafts­ver­wer­tung
und Pro­jekt­ent­wick­lungs GMBH
Gleis­pach­gas­se 1, 8045 Graz
T. +43 316 26 92 60 10
office@immola.at

 

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