Interview mit MCG-CEO Armin Egger

Im zehnten Jahr seiner Tätigkeit als CEO der Messe Congress Graz (MCG) zieht Armin Egger im Gespräch mit JUST eine Zwischenbilanz und formuliert Handlungsbedarf.
Im Interview zieht Armin Egger, CEO MCG, eine Zwischenbilanz und spricht über Zukunftspläne.
Im Interview zieht Armin Egger, CEO MCG, eine Zwischenbilanz und spricht über Zukunftspläne. Fotocredit: Oliver Wolf.

Armin Egger, Geschäftsführer der Messe Congress Graz (MCG), zieht im Interview mit Wolfgang Wildner Bilanz über seine zehnjährige Tätigkeit an der Spitze des Unternehmens. Egger spricht über die Wichtigkeit, ein Unternehmen immer weiterzuentwickeln, über die Expansion in neue Geschäftsfelder und über die kürzlich erfolgte Gründung der AMB Logistics, einer eigenständigen Firma, die Logistik für Messen und Veranstaltungen anbietet. Das Unternehmen will diese Dienstleistung weltweit anbieten und zählt namhafte internationale Unternehmen, darunter auch Automobilhersteller, zu seinen Kunden. Egger betont, dass die Kernaufgabe des Unternehmens darin besteht, Umsatz und Gewinn zu erwirtschaften und Werte für seine Eigentümer zu schaffen. Er weist darauf hin, dass das Unternehmen immer auf der Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten ist und dass sein Erfolg von seiner Fähigkeit abhängt, sich an einen sich ständig verändernden Markt anzupassen. Egger spricht auch über die Notwendigkeit einer dritten großen Halle als Ersatz für die derzeit genutzten kleineren Hallen und über den Erfolg des Unternehmens im Kongress- und Veranstaltungsgeschäft, räumt aber auch ein, dass der Messesektor aufgrund internationaler Überkapazitäten und der Konkurrenz durch Online-Alternativen vor Herausforderungen steht. Dennoch ist er der Meinung, dass es einen Trend hin zu konkreteren und persönlicheren Erlebnissen gibt und dass sich die MCG an diese Nachfrage anpassen muss.

Was treibt Sie im zehnten Jahr als Messe-CEO an?

Egger: In meiner Berufsbiografie habe ich es mir zu eigen gemacht, ein Unternehmen immer so zu führen, als wäre es mein eigenes, und dabei stetig danach zu trachten, es weiterzuentwickeln, auch neue Geschäftsfelder zu entwickeln. So haben wir etwa vor mehr als einem Jahr die AMB Logistics, vorerst noch als Division unserer international höchst erfolgreichen Tochterfirma „AMB Ausstellungsservice und Messebau GmbH“, gegründet. Demnächst werden wir sie als eigenes Unternehmen für Messe- und Veranstaltungslogistik ausgliedern. Bei jeder Veranstaltung entfällt ein enormer Anteil auf Logistik. Also haben wir uns entschlossen, unser Know-how in einem Unternehmen zu bündeln.

Ist dieses Angebot auf den Messestandort Graz fixiert?

Egger: Nein, wir bieten diese Dienstleistung weltweit an. Zu unseren Kunden zählen renommierte heimische und internationale Unternehmen, darunter z. B. Automobil-OEMs. Wir können nun die Abwicklung des gesamten Messe-Auftritts aus einer Hand anbieten. Unsere Kunden wissen das zu schätzen und wir wachsen in diesem Bereich sehr stark.

Wie bewältigt die MCG den Spagat zwischen umwegrentablem Standortfaktor und gewinnorientiertem Unternehmen?

Egger: Wir würden kein Unternehmen gründen, das nicht höchste Aussicht hätte, lukrativ zu sein und Gewinne abzuwerfen. Alles andere wäre Beschäftigungstherapie. Wenn wir uns über unseren Kernauftrag hinaus engagieren, dann deswegen, um damit Geld zu verdienen und die Wertschöpfung wieder an unsere Eigentümer, deren größter ja die Stadt Graz ist, zurückzuführen. Umgekehrt bringt uns die Stadt Graz auch das entsprechende Vertrauen entgegen und gibt uns die nötige Freiheit, um uns weiterzuentwickeln. Auch weil sie gesehen hat, dass sich die MCG in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt hat. Aber wir sehen uns natürlich auch verpflichtet, Dinge zu tun, die aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht vielleicht nicht getan würden – nämlich wenn es darum geht, als Messestandort über Umwegrentabilität Mehrwert für die Stadt zu erzeugen. Das ist von Fall zu Fall abzuwägen. Wir stehen darüber in einem sehr guten Einvernehmen mit unseren Eigentümern.

Wie läuft es zurzeit – business as usual?

Egger: In diesen 10 Jahren gab es noch kein Jahr, das business as usual war. Wir müssen unser Geschäft täglich neu erfinden. Wir sind laufend am Tüfteln, welche neuen Messethemen wir entwickeln, welche Kongresse wir akquirieren und welche Veranstaltungen wir lancieren können. Für das kommende Jahr haben wir wieder zwei größere Themen, ein Fachthema und ein Publikumsthema, in Arbeit, von denen wir uns viel versprechen. Noch ist es zu früh, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

Sie wünschen sich seit geraumer Zeit eine dritte große Halle, die die vorhandenen kleinen Hallen ersetzen soll.

Egger: Eine dritte große, multifunktionale Halle ist aus meiner Sicht für die Konkurrenzfähigkeit des Messestandortes Graz eher kurz- als mittelfristig unabdingbar. Es werden rund um uns gewaltige Summen investiert. Wir müssen aufpassen, nicht ins Hintertreffen zu geraten. Wir brauchen hochwertige Flächen und mehr Kapazitäten, um auch bei Nachfragespitzen flexibel reagieren und parallel Veranstaltungen abwickeln zu können, sonst müssen wir Geschäft liegen lassen. Es gibt auch niemanden, der die Notwendigkeit einer dritten großen Halle bestreiten würde. Allerdings handelt sich um ein Projekt in der Größenordnung von 50 Millionen plus. Unser Ziel wäre es, dass wir spätestens im kommenden Jahr die Planungen vergeben dürfen.

Wie entwickeln sich Veranstaltungs- und Kongressgeschäft?

Egger: Wir wachsen im Kongress- und Eventgeschäft sehr stark.

Und im Messegeschäft?

Egger: Ein extrem schwieriger Markt, den wir stabil und erfolgreich bearbeiten. Es gibt international Überkapazitäten und natürlich den virtuellen Mitbewerber, sprich: online. Doch bemerken wir teilweise auch wieder eine Trendwende zum Angreifbaren, Haptischen, Erlebbaren und Persönlichen. In einer digitalen Welt fehlt uns dieses „Menscheln“ und das suchen wir. Und da müssen wir ansetzen. Aber das Business ist unglaublich volatil, es ist extrem schwierig, Erfolge zu programmieren. Das geht allen so: Das Ei des Kolumbus hat keiner, das gibt es nicht mehr. Selbst erfolgreiche Messen können nicht einfach prolongiert werden. Die Attraktivitätszyklen werden immer kürzer. Aber grundsätzlich erwirtschaften wir mit unseren Messen sehr gute Deckungsbeiträge. Man muss sich allerdings von Themen, die nicht funktionieren, rasch trennen, und neue entwickeln, die Potenzial haben.

2018?

Egger: Im letzten Quartal haben wir schon Skepsis und Unsicherheit hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung zu spüren bekommen. Nichtsdestotrotz haben wir ein Rekordergebnis erzielt, das neunte Mal in Folge.

2019 …

Egger: … schaut aus heutiger Sicht sehr gut aus, weil wir im Veranstaltungsbereich sehr gut vorgearbeitet haben. Im Messebereich kann man erst nach der jeweiligen Veranstaltung bilanzieren, da verbieten sich Prognosen. Das Wetter ist z. B. ein extrem wichtiger Faktor. Schlechtes Wetter, Regen – ein Killer. Zu schönes Wetter – ebenfalls ein Killer. Bei Veranstaltungen wiederum werden die Vorlaufzeiten immer kürzer und fordernder. Aber das zeichnet uns auch aus: dass wir ein Team haben, das Unmögliches wahr macht. Das ist richtig cool, welchen Job unsere Leute machen.

 

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