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Grazer Startup Baro­me­ter 2019

Start­ups in Graz schaf­fen im Durch­schnitt 6,5 neue Arbeits­plät­ze und sind somit wich­ti­ger Bestand­teil des Wirt­schafts­stand­or­tes Graz. Dies ist eines der aktu­el­len Ergeb­nis­se des Grazer Startup Baro­me­ter 2019. Die Befra­gung der Grazer Grün­dungs-Szene, die jähr­lich seit 2014 durch­ge­führt wird, zeigt, dass die Grün­dungs­vor­aus­set­zun­gen am Wirt­schafts­stand­ort Graz grund­sätz­lich sehr gut sind. Nach­hol­be­dar­fe bestehen jedoch bei der inter­na­tio­na­len Sicht­bar­keit und Ver­net­zung, der Finan­zie­rung mit Risi­ko­ka­pi­tal und der Ver­kehrs­an­bin­dung.

Der Grazer Startup Baro­me­ter, die größte Befra­gung zu Start­ups und Unter­neh­mer­tum am Wirt­schafts­stand­ort Graz, fängt bereits zum sechs­ten Mal das Stim­mungs­bild der Grazer Startup-Szene ein. Im Zuge der reprä­sen­ta­ti­ven Online-Umfrage wurden zwi­schen 28. Juni und 28. Juli 2019 137 Per­so­nen zu ihrer Meinung zum Grün­dungs­stand­ort Graz befragt. Die Teil­neh­me­rIn­nen bewer­te­ten unter anderem den Grün­dungs­stand­ort anhand des Ange­bots an Infra­struk­tur, Förder- und Bera­tungs­mög­lich­kei­ten oder qua­li­fi­zier­ten Fach­kräf­ten, legten die Motive ihrer Unter­neh­mens­grün­dung offen und beur­teil­ten die Finan­zie­rungs­si­tua­ti­on am Stand­ort. Zur Teil­nah­me auf­ge­ru­fen waren Grün­de­rIn­nen und Grün­dungs­in­ter­es­sier­te, Mit­ar­bei­te­rIn­nen von Start­ups und Startup-Orga­ni­sa­tio­nen sowie Inves­to­rIn­nen, die mit ihrem Feed­back Ver­bes­se­rungs­po­ten­zia­le für den Grün­dungs­stand­ort auf­zeig­ten.

Deut­lich zeigt sich, dass sich der Grün­dungs­stand­ort Graz nach wie vor im Auf­wärts­trend befin­det. Der Stand­ort im All­ge­mei­nen wurde von den Befrag­ten mit durch­schnitt­lich 5,21 bewer­tet (Skala von 1 bis 7). Seit dem Befra­gungs­be­ginn im Jahr 2014 hat dieser Wert eine deut­li­che Stei­ge­rung erfah­ren (2014: 3,94 / 2015: 3,95 / 2016: 4,53 / 2017: 4,70 / 2018: 5,10 / 2019: 5,21). Diese hohe Bewer­tung der Stand­ort­be­din­gun­gen in der stei­ri­schen Lan­des­haupt­stadt ver­deut­licht die Rolle von Graz als einer der Startup-Hot­spots in Öster­reich. Auch in wei­te­ren wesent­li­chen Punkten zeigt sich eine deut­li­che Ver­bes­se­rung der Wahr­neh­mung des Grün­dungs­stand­or­tes. Sämt­li­che Fak­to­ren – Angebot an Büro-Infra­struk­tur (4,95 von 7), an Startup-Events (5,60 von 7) und Ver­net­zung (5,61 von 7), an qua­li­fi­zier­tem Fach­per­so­nal (4,80 von 7), Förder- und Bera­tungs­mög­lich­kei­ten (4,72 bzw. 5,13 von 7) – werden posi­ti­ver im Ver­gleich zu den Vor­jah­ren beur­teilt.

Heuer erst­mals abge­fragt wurde das Beschäf­ti­gungs­po­ten­zi­al von Neu­grün­dun­gen in Graz – und hier zeigt sich die Bedeu­tung von Start­ups für die Grazer Wirt­schaft sehr deut­lich. Ein Startup in Graz beschäf­tigt durch­schnitt­lich 6,5 Mit­ar­bei­te­rIn­nen (4,5 Voll­zeit- und 2,0 Teil­zeit­mit­ar­bei­te­rIn­nen). Rechnet man diese Werte auf die Gesamt­zahl der Grazer Start­ups hoch (Schät­zun­gen liegen zwi­schen 150 und 200), ergibt dies in Summe bis zu 1.300 Beschäf­tig­te. Start­ups gewin­nen somit auch arbeits­markt­po­li­tisch an Rele­vanz. Grazer Start­ups gehen zudem äußerst opti­mis­tisch in die Zukunft. Die befrag­ten Start­ups möchten in den nächs­ten 12 Monaten durch­schnitt­lich 2,58 neue Mit­ar­bei­te­rIn­nen ein­stel­len, das ist ein geplan­ter Beschäf­ti­gungs­zu­wachs von 41%. 89% der Grün­de­rIn­nen sind zuver­sicht­lich, in den kom­men­den drei Jahren mehr als 50% zu wachsen.

Betrach­tet man die Grazer Startup-Szene hin­sicht­lich der Bran­chen­ver­tei­lung, so ist ein Groß­teil der Startup-Teams den Bran­chen IKT & Soft­ware­ent­wick­lung (37%), Dienst­leis­tung (13%), Handel (11%), Finanz­we­sen (7%), Life Science (6%) und Krea­tiv­wirt­schaft (5%) zuzu­ord­nen. 35% dieser Startup-Teams bestehen bei der Grün­dung aus zwei Per­so­nen, bei 47% sind heute fünf oder mehr Mit­ar­bei­te­rIn­nen ange­stellt.

Weniger zuver­sicht­lich ist die Grün­der­sze­ne hin­sicht­lich der Finan­zie­rungs­si­tua­ti­on. Mit einem durch­schnitt­li­chen Rating von 3,78 (Skala von 1 bis 7) bewer­tet die Com­mu­ni­ty die Finan­zie­rungs­si­tua­ti­on für Grazer Start­ups leicht schlech­ter als im Vorjahr (3,86), aber immer noch deut­lich besser als 2014 (2,57). Einher geht dies mit dem Wunsch nach ver­bes­ser­tem Zugang zu Risi­ko­ka­pi­tal – Start­ups wün­schen sich mehr Busi­ness Angels und Venture Capital in Graz. Nur jeweils
12% finan­zie­ren ihre Pro­jek­te über diese Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten. Eigen­fi­nan­zie­rung bleibt bei Start­ups in Graz daher das Mittel der Wahl (71%). Geför­der­te Finan­zie­rung wird von 38% in Anspruch genom­men. Crowd­fun­ding als Finan­zie­rungs­mög­lich­keit ver­liert unter­des­sen bei Grazer Start­ups an Bedeu­tung (6%). Für Grün­dungs­pro­jek­te in Graz werden noch immer haupt­säch­lich Summen unter 50.000 Euro auf­ge­stellt (22%), jedoch erhiel­ten bereits 16% der Start­ups Finan­zie­run­gen mit einer Summe über 500.000 Euro (14% im Jahr 2018). Somit steigen die durch­schnitt­lich in Grazer Start­ups inves­tier­ten Summen. Ins­ge­samt planen 72% der Start­ups eine Finan­zie­rungs­run­de in den nächs­ten 12 Monaten.

Die Ergeb­nis­se des Grazer Startup Baro­me­ter 2019 zeigen wieder deut­lich die Vorzüge des Grün­dungs­stand­or­tes, aber auch Ver­bes­se­rungs­po­ten­zia­le. Als Vor­tei­le von Graz wurde wie bereits in den Vor­jah­ren das hohe Poten­zi­al an qua­li­fi­zier­ten Mit­ar­bei­te­rIn­nen durch Uni­ver­si­tä­ten und FHs, die aktive Grün­dungs­sze­ne mit umfang­rei­chem Bera­tungs- und För­de­rungs­an­ge­bot, die Größe der Stadt als Test­markt für neue Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen und die hohe Lebens­qua­li­tät ange­führt. Zugleich gibt es in einigen Berei­chen (wei­ter­hin) noch Auf­hol­be­darf. Als Nach­tei­le am Grün­dungs­stand­ort Graz sehen die befrag­ten Szene-Teil­neh­me­rIn­nen unter anderem die Inter­na­tio­na­li­tät des Stand­or­tes, die Ver­kehrs­an­bin­dung sowie das ver­hält­nis­mä­ßig geringe Risi­ko­ka­pi­tal am Stand­ort.

Für den Grün­dungs­stand­ort Graz möchten die Initia­to­ren der Umfrage wei­ter­hin auf fol­gen­de drei mög­li­che Vor­schlä­ge zur Ver­bes­se­rung der Szene hin­wei­sen:

● Inter­na­tio­na­le Sicht­bar­keit zeigen und inter­na­tio­na­ler denken Die Startup-Szene in Graz sollte ihre lokalen Initia­ti­ven inter­na­tio­na­ler aus­rich­ten, um die
Sicht­bar­keit von Graz im Ausland als poten­zi­el­lem Grün­dungs­stand­ort für hoch­ska­lie­ren­de Unter­neh­men zu erhöhen. Startup-Städ­te­part­ner­schaf­ten und (inter­na­tio­na­le) Leucht­turm­pro­jek­te (u.a. Science Tower) sind dafür probate Mittel.

● Poten­zia­le fördern, Attrak­ti­vi­tät erhöhen, Brücken schaf­fen Der Grün­dungs­stand­ort Graz besitzt gene­rell hohes Poten­zi­al, inter­na­tio­nal erfolg­rei­che Start­ups
zu schaf­fen (unter anderem mit qua­li­fi­zier­ten Arbeits­kräf­ten), sollte diese Stärken jedoch besser aus­spie­len. Graz sollte mehr Anreize schaf­fen, um Abwan­de­rung zu redu­zie­ren, Zuwan­de­rung von Start­ups zu fördern und Expats wieder zurück nach Graz zu bringen.

● Infra­struk­tur & Ver­kehrs­an­bin­dung weiter stärken Eine Ver­bes­e­r­ung der Ver­kehrs­an­bin­dung mit Flug­zeu­gen oder auch anderen Ver­kehrs­mit­teln (Zug) zu Stand­or­ten wie bspw. London, aber auch nach Graz stärkt auch den Grün­dungs­stand­ort nach­hal­tig und erhöht die Wahr­schein­lich­keit, inter­na­tio­na­les Risi­ko­ka­pi­tal nach Graz zu bringen.

Foto v.l.: Mat­thi­as Ruhri (Head of Company Builder, Up to Eleven), Chris­toph Kovacic (Lan­des­vor­sit­zen­der Junge Wirt­schaft Stei­er­mark), Julia Leit­in­ger (Prä­si­den­tin Ideen­Trieb­werk Graz), Andrea Keimel (Leitung der Abtei­lung für Wirt­schafts- und Tou­ris­mus­ent­wick­lung der Stadt Graz), Bern­hard Weber (ZWI Zentrum für Wissens- und Inno­va­ti­ons­trans­fer Graz) und Alfred Gut­schel­ho­fer (Insti­tut für Unter­neh­mens­füh­rung und Entre­pre­neur­ship KF-Uni Graz).

Foto­credit: Foto Fischer

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