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F&E befeu­ert die Inno­va­ti­on

For­schung und Ent­wick­lung sind die unab­ding­ba­re Vor­aus­set­zung für Inno­va­tio­nen. Auch die stei­ri­schen Kom­pe­tenz­zen­tren tragen auf vielen ver­schie­de­nen Gebie­ten zur Bereit­stel­lung immer neuer Inno­va­tio­nen bei. Echte Inno­va­ti­ons­brem­se ist der Fach­kräf­te­man­gel, vor allen an Tech­ni­kern fehlt es. Und die Daten­au­to­bah­nen sind bei Licht besehen bes­ten­falls Rum­pel­pis­ten – Glas­fa­ser ist in Öster­reich noch Utopie.

Die äußerst hohen Aus­ga­ben für For­schung und Ent­wick­lung sind der wohl wich­tigs­te Inno­va­ti­ons­mo­tor für den Wirt­schafts­stand­ort Stei­er­mark. Jah­re­lang hat die Stei­er­mark im Konzert der euro­päi­schen Regio­nen die erste Geige gespielt, was F&E angeht. Zuletzt musste sie ihren Spit­zen­platz zwar abgeben, ist mit einem F&E‑Anteil von 4,91 Prozent des Brut­to­re­gio­nal­pro­duk­tes immer noch unter den Top-Playern der EU. Der leichte Rück­gang der stei­ri­schen F&E‑Quote ergibt sich in erster Linie aus dem starken Wirt­schafts­wachs­tum und dem dadurch gestie­ge­nen Brut­to­re­gio­nal­pro­dukt. In abso­lu­ten Zahlen sind die Aus­ga­ben für F&E von 2015 bis 2017 nämlich sogar gestie­gen – von 2,23 auf 2,32 Mil­li­ar­den €.

Die For­schungs­land­schaft in der Stei­er­mark kann sich inter­na­tio­nal sehen lassen. Inno­va­ti­ons­boos­ter sind neben den Uni­ver­si­tä­ten und den For­schungs­ab­tei­lun­gen vieler Firmen vor allem die zahl­rei­chen Kom­pe­tenz­zen­tren. An 25 der 44 Kom­pe­tenz­zen­tren in Öster­reich ist die Stei­er­mark betei­ligt. 15 dieser Zentren befin­den sich im Bun­des­land. Vom vir­tu­el­len Fahr­zeug über Poly­mer­for­schung bis zur Mikro­elek­tro­nik reichen die Gebiete, in denen an den Zentren geforscht wird.

Wie rege und erfolg­reich die Ent­wick­lungs­tä­tig­keit der stei­ri­schen Unter­neh­men ist, lässt sich Jahr für Jahr an Inno­va­ti­ons­wett­be­wer­ben ablesen. Die stei­ri­schen Betrie­be sind fix gesetzt, wenn es um die Aus­zeich­nun­gen für inno­va­ti­ve Pro­duk­te geht.

Äußerst gut unter­wegs sind auch die Uni­ver­si­tä­ten. So ist die Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät Graz zwar nur rund halb so groß wie die TU Wien, was die Zahl der Stu­die­ren­den und Leh­ren­den angeht. Dennoch lukriert sie um 50 Prozent mehr private For­schungs­mit­tel als der Wiener Mit­be­wer­ber.

Leider gibt es auch einige Inno­va­ti­ons­brem­sen. Manche davon sind euro­pa­weit zu spüren, andere davon rein haus­ge­macht. Wie viele andere Regio­nen Europas auch leidet die Stei­er­mark an einem Fach­kräf­te­man­gel. Gesucht werden vor allem Arbeits­kräf­te mit einer MINT-Aus­bil­dung – also in den Fächern Mathe­ma­tik, Infor­ma­tik, Natur­wis­sen­schaft und Technik. Men­schen mit ent­spre­chen­der Aus­bil­dung stehen alle Türen offen.

Der Fach­kräf­te­man­gel in der Stei­er­mark wird nicht abneh­men, im Gegen­teil. Öster­reich und damit unser Bun­des­land stecken in einer demo­gra­fi­schen Falle. Während die Zahl an Jugend­li­chen immer mehr abnimmt, gehen gerade die die gebur­ten­star­ken Jahr­gän­ge der „Baby-Boomer“ in Pension oder befin­den sich bereits im Ruhe­stand. Bis zum Jahr 2030 – also in nur elf Jahren – werden in der Stei­er­mark mehr als 50.000 Men­schen im Haupt­er­werbs­al­ter zwi­schen 20 und 60 Jahren fehlen, ein nicht gerin­ger Teil von ihnen in der Indus­trie.

Trotz der aus­ge­zeich­ne­ten Kar­rie­re­chan­cen im tech­ni­schen Bereich setzen viele junge Men­schen aufs falsche Pferd. So sind die belieb­tes­ten Stu­di­en­rich­tun­gen in Öster­reich Rechts­wis­sen­schaf­ten, Betriebs­wirt­schafts­leh­re und Psy­cho­lo­gie. Und das, obwohl mehr als ein Drittel der rund 30.000 arbeits­lo­sen Aka­de­mi­ker Juris­ten sind. Maschi­nen­bau­er oder Pro­zess­tech­ni­ker hin­ge­gen werden mit dem sprich­wört­li­chen Schmet­ter­lings­netz gesucht. Von der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben geht die Saga, dass die Absol­ven­ten mancher Stu­di­en­rich­tun­gen Blanko-Arbeits­ver­trä­ge zuge­schickt bekom­men, in die sie nur mehr Namen und Gehalts­wunsch ein­tra­gen müssen. Das ist natür­lich über­trie­ben, ein wahrer Kern steckt dennoch in der Erzäh­lung.

Eine andere Inno­va­ti­ons­brem­se ist ein eher öster­rei­chi­sches Phä­no­men: die völlig unzu­rei­chen­de Infra­struk­tur bei der Daten­über­tra­gung. Während andern­orts zügig am Ausbau des Glas­fa­ser­net­zes gear­bei­tet wird oder bereits weite Teile der Betrie­be und Haus­hal­te mit dieser schnel­len Daten­lei­tung aus­ge­stat­tet sind, fühlt man sich hier­zu­lan­de in die Anfangs­zei­ten des Inter­nets ver­setzt.

Ein paar Zahlen der OECD von 2018 zum Ver­gleich: Süd­ko­rea ist Spit­zen­rei­ter, was der Anteil der Glas­fa­ser­an­bin­dung bei den sta­tio­nä­ren Breit­band­an­schlüs­sen angeht. Dieser liegt in dem süd­ost­asia­ti­schen Land bei 78,5 Prozent. Die euro­päi­schen Top 3 sind Litauen mit 72,1 Prozent Glas­fa­ser­an­schlüs­sen, gefolgt von Lett­land mit 66 Prozent und Schwe­den mit 64,3 Prozent. Der OECD-Durch­schnitt liegt bei 24,8 Prozent.

Öster­reich findet sich hin­ge­gen auf den aller­letz­ten Plätzen wieder. Der Glas­fa­ser­an­teil liegt bei lächer­li­chen 2,3 Prozent. Unter­bo­ten wird das nur noch vom Ver­ei­nig­ten König­reich mit 1,5 Prozent, Belgien mit 0,6 Prozent und Grie­chen­land mit 0,2 Prozent. Dass die Wirt­schafts­su­per­macht Deutsch­land beim Glas­fa­ser­an­teil eben­falls bei 2,6 Prozent her­um­grun­delt, ist kein Trost.

Während die Daten­men­gen, die über­tra­gen werden müssen, immer größer werden, geschieht bei den dafür nötigen Lei­tun­gen wenig bis gar nichts. Die viel­be­schwo­re­ne Breit­band­mil­li­ar­de kon­zen­trier­te sich eher auf Kup­fer­lei­tun­gen, die eine theo­re­ti­sche Über­tra­gungs­ra­te von zehn Gigabit pro Sekunde erlau­ben. Zum Ver­gleich: Glas­fa­ser ermög­licht theo­re­tisch einen Daten­durch­fluss von 30.000 Gigabit pro Sekunde.

Die Hoff­nung, dass der kom­men­de neue Mobil­funk­stan­dard 5G eine Ver­bes­se­rung bringen wird, ist trü­ge­risch. Denn die theo­re­ti­sche Über­tra­gungs­ka­pa­zi­tät liegt mit zehn Gigabit pro Sekunde nur gleich­auf mit den ohnehin vor­han­de­nen Kup­fer­lei­tun­gen. Dazu kommt, dass das 5G-Netz noch nicht einmal instal­liert, geschwei­ge denn in Betrieb ist. Und bis das 5G-Netz einmal steht, wächst das gesamte Daten­vo­lu­men rasant weiter.

Eine schnel­le Daten­über­tra­gung ist nicht nur essen­zi­ell für alles, was mit For­schung und Ent­wick­lung zu tun hat, sondern auch eines der Kern­ele­men­te der Indus­trie 4.0. Die Fer­ti­gung maß­ge­schnei­der­te Pro­duk­te mit gerin­gen Los­grö­ßen erhöht natür­lich die Menge der benö­tig­ten Daten erheb­lich. Alle halb­her­zi­gen Moder­ni­sie­rungs­maß­nah­men bleiben so zwangs­läu­fig ein Hin­ter­her­he­cheln hinter der Ent­wick­lung.

 

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