JUST-Redaktion|

Es lebe die Revo­lu­ti­on

Holz ist wesent­lich mehr als ein Bauteil für das Bau­um­feld. Das Leicht­bau­ma­te­ri­al steht vor einer längst über­fäl­li­gen Renais­sance in vielen Berei­chen – vor allem in der Auto­in­dus­trie.

Lange rich­te­te die öster­rei­chi­sche Holz pro­du­zie­ren­de und ver­ar­bei­ten­de Indus­trie ihren Fokus auf tra­di­tio­nel­le Sparten wie Hausbau, Möbel oder Ener­gie­ge­win­nung. In den letzten Jahr­zehn­ten wurde Holz zudem aus einigen ange­stamm­ten Berei­chen ver­drängt. Gründe liegen in kos­ten­ef­fi­zi­en­ten Tech­no­lo­gien und Mög­lich­kei­ten und dem Einsatz digi­ta­li­sier­ter Ent­wick­lungs­tools für Metalle und Kunst­stof­fe. Das Projekt WoodC.A.R wurde als Schritt in Rich­tung High­tech-Branche gesetzt, zu der auch die Auto­mo­bil­in­dus­trie zählt. Es zeigt, dass in der Auto­mo­bil­bran­che struk­tu­rell ver­mehrt Holz­bau­tei­le zum Einsatz kommen können. Ansätze, Holz in Autos ein­zu­set­zen, gibt es bereits seit vielen Jahr­zehn­ten. So wird der nach­wach­sen­de Roh­stoff etwa in Luxus­au­tos verbaut, dort aller­dings eher als deko­ra­ti­ves Element, nicht jedoch als Werk­stoff für Struk­tur­bau­tei­le.

In der Stei­er­mark begann alles mit einem Aus­tausch zwi­schen der Holz­in­dus­trie und dem Mobi­li­täts­clus­ter ACs­ty­ria. Hohe Rechen­leis­tun­gen und neue Simu­la­ti­ons­me­tho­den haben es möglich gemacht, selbst den kom­ple­xen Natur­werk­stoff Holz digital zu beherr­schen. „Vir­tu­el­le Zwil­lin­ge von Pro­duk­ten und Pro­zes­sen ermög­li­chen es, Erfah­rung, Wissen und Intui­ti­on der Men­schen mit Geschwin­dig­keit, Genau­ig­keit und Repro­du­zier­bar­keit von Maschi­nen optimal zu ver­bin­den“, betont Ulrich Müller vom Insti­tut für Holz­tech­no­lo­gie und nach­wach­sen­de Roh­stof­fe an der Uni­ver­si­tät für Boden­kul­tur in Wien. Mit den umfang­rei­chen Mate­ri­al­da­ten können erst­mals auch holz­ba­sier­te Pro­duk­te simu­liert und vir­tu­ell ent­wi­ckelt werden. Die Unter­su­chun­gen von Holz im Fahr­zeug­bau haben zudem ergeben, dass mit dieser Anwen­dung deut­li­che öko­lo­gi­sche Vor­tei­le erzielt werden können. Für den Einsatz in Autos kommen vor allem Laub­höl­zer infrage, die man in meh­re­ren Schich­ten zu zwei- und drei­di­men­sio­na­len Bau­tei­len formt. Durch die Schich­tung ent­ste­hen homo­ge­ne Gefüge, in denen etwaige Stö­run­gen im nicht ein­heit­lich wach­sen­den Holz aus­ge­gli­chen werden können.

Mit dem Nach­fol­ge­pro­jekt CAR­pent­TiER sollen nun nicht nur Mate­ria­li­en, Struk­tu­ren und Pro­duk­te, sondern auch Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se digital abge­bil­det und unter­stützt werden. Ziel des COMET-Pro­jekts ist die Ent­wick­lung von Pro­duk­ti­ons­tech­no­lo­gien für holz­ba­sier­te Hybrid­kon­struk­tio­nen im Automobil‑, Anlagen- und Maschi­nen­bau. Unter den Anwen­dun­gen werden hybride Struk­tu­ren aus Schicht­holz, Sperr­holz oder Fur­nier­strei­fen­holz, die mit Natur­fa­sern ver­stärkt werden können, ver­stan­den.

Foto: Statt als bloß deko­ra­ti­ves Element funk­tio­niert Holz künftig auch als Werk­stoff für Struk­tur­bau­tei­le.

Foto­credit: Oliver Wolf

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