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Ener­gie­wen­de — es ist noch ein weiter Weg

Weg von fos­si­len Brenn­stof­fen, hin zu erneu­er­ba­ren Ener­gien. Im Kampf gegen den Klima­wandel geht es vor allen Dingen um die Ver­mei­dung von CO2-Emis­sio­nen. Die Stei­er­mark ist auf diesem Weg ein gutes Stück fort­ge­schrit­ten, bis zum Ziel ist es aber noch weit.

Bereits vor zehn Jahren haben sich die stei­ri­schen Sozi­al­part­ner und Inter­es­sens­ver­tre­tun­gen inten­siv mit dem Thema erneu­er­ba­re Ener­gien aus­ein­an­der­ge­setzt. Betrach­tet man die Daten von damals und heute, sieht man auf den ersten Blick, dass sich in den ver­gan­ge­nen Jahren in der Stei­er­mark viel in Rich­tung Ener­gie­wen­de getan hat.

So steht bei der Strom­erzeu­gung der Aus­stieg aus der Kohle unmit­tel­bar bevor. Dem­nächst wird ja das Koh­le­kraft­werk Mellach des Ver­bun­des still­ge­legt. Damit fällt der fossile Ener­gie­trä­ger als Kraft­werks­brenn­stoff end­gül­tig weg. In der Indus­trie, vor allem in der Stahl­er­zeu­gung, spielt Kohle aller­dings nach wie vor eine wich­ti­ge Rolle. Aber auch hier ist man auf der Suche nach Lösun­gen. Bei den pri­va­ten Haus­hal­ten spielt die Kohle schon lange nur eine völlig unter­ge­ord­ne­te Rolle, der ohnehin geringe Ver­brauch geht kon­ti­nu­ier­lich zurück.

Während die Ver­bren­nung von Kohle also kein wirk­li­ches Thema mehr ist, sieht es bei Erdöl und Erdgas anders aus. Öl deckt immer noch 34 Prozent des Ener­gie­end­ver­brauchs ab, Erdgas 20 Prozent. Das ist vor allem dem Einsatz in Verkehr und beim Heizen geschul­det. Der Anteil am gesam­ten Ener­gie­ver­brauch ist zwar gegen­über 2005 um drei Pro­zent­punk­te zurück­ge­gan­gen, ist aber immer noch domi­nie­rend. Der Anteil des Erd­ga­ses am Ener­gie­ver­brauch sta­gniert hin­ge­gen. Das liegt daran, dass Gas vor­wie­gend vom pro­du­zie­ren­den Sektor ein­ge­setzt wird, der flo­riert.

Deut­lich gestie­gen ist der Anteil der erneu­er­ba­ren Ener­gien seit 2005. Lag er damals erst bei 11,7 Prozent, so beträgt er heute schon 18 Prozent. Ver­ant­wort­lich dafür sind der zuneh­men­de Einsatz von Pho­to­vol­ta­ik und Wind­ener­gie, die Aus­kop­pe­lung von Fern­wär­me aus der Indus­trie und in beschei­de­ne­rem Maß auch der Ausbau der Was­ser­kraft.

Bei Letz­te­rer ist das Poten­zi­al in der Stei­er­mark enden wollend. Rund 3400 Giga­watt­stun­den Strom werden im Land aus Was­ser­kraft im Jahr erzeugt. Zum Ver­gleich: Ober- und Nie­der­ös­ter­reich kommen mit ihren Donau­kraft­wer­ken aus rund 18.000 Giga­watt­stun­den im Jahr. Rein tech­nisch betrach­tet wäre es möglich, die stei­ri­sche Strom­erzeu­gung aus Was­ser­kraft um rund 2.000 Giga­watt­stun­den zu erhöhen. Das würde aller­dings bedeu­ten, dass auch unter stren­gem Natur­schutz ste­hen­de Gewäs­ser auf­ge­staut werden müssten. Rea­lis­tisch ist das nicht.

Beim Wind ist die Stei­er­mark geo­gra­fisch benach­tei­ligt. 6,3 Prozent der stei­ri­schen Elek­tri­zi­täts­er­zeu­gung finden derzeit in Wind­kraft­wer­ken statt. Von den poten­zi­ell mög­li­chen rund 130 Wind­an­la­gen ist rund ein Viertel rea­li­siert. Theo­re­tisch gäbe es ein Wind­kraft­po­ten­zi­al von rund 1400 Giga­watt­stun­den pro Jahr, aber auch hier stehen Natur­schutz und Anrai­ner­be­den­ken dem Bau neuer Wind­rä­der im Weg.

Großes Poten­zi­al hat hin­ge­gen die Pho­to­vol­ta­ik. Würden die Dach­flä­chen der 350 größten stei­ri­schen Indus­trie­be­trie­be mit Solar­zel­len bestückt, würde das pro Jahr mehr als 100.000 Tonnen des Treib­haus­ga­ses CO2 ein­spa­ren. Eine stetig besser wer­den­de Tech­no­lo­gie, güns­ti­ge­re Preise für Pho­to­vol­ta­ik aber auch das gestie­ge­ne Kli­ma­be­wusst­sein haben dazu geführt, dass heute 5,3 Prozent des Stroms aus Son­n­ener­gie gewon­nen werden.

Dem ehr­gei­zi­gen Ziel, mit­tel­fris­tig ein Drittel des Ener­gie­ver­brauchs aus erneu­er­ba­ren Quellen abzu­de­cken, ist die Stei­er­mark zwar mit 18 Prozent näher als noch 2005, so schnell wird es sich aber wohl nicht errei­chen lassen. Knack­punk­te werden hier der Verkehr und die Haus­hal­te sein, die zusam­men mehr als die Hälfte der Energie in der Stei­er­mark ver­brau­chen.

Gerade bei der Raum­wär­me für die Pri­va­ten ist der Umstieg auf ein umwelt­freund­li­che­res System – Fern­wär­me, Wär­me­pum­pe und andere – mit erheb­li­chen Kosten ver­bun­den. Ohne groß­zü­gi­ge­re För­de­run­gen wird hier nicht viel gehen, meinen viele Exper­ten. Ähn­li­ches gilt für eine gute Wär­me­däm­mung. Das Problem liegt bei den Alt­bau­ten, im Neubau werden ohnehin viele Maß­nah­men zur effi­zi­en­te­ren Nutzung und Auf­brin­gung von Wär­me­en­er­gie seri­en­mä­ßig umge­setzt.

Im Verkehr ist trotz des gegen­wär­ti­gen Hypes um die Elek­tro­mo­bi­li­tät so bald keine Abkehr von fos­si­len Ener­gie­trä­gern in Sicht. Die Schwä­chen von E‑Autos, kurze Reich­wei­ten und hohe Anschaf­fungs­kos­ten, lassen sich nicht so leicht in den Griff bekom­men, wie dies fast wöchent­li­che Jubel­mel­dun­gen über den end­gül­ti­gen Durch­bruch bei den Akkus glauben machen wollen.

Dazu kommt, dass der Aufbau einer wirk­lich flä­chen­de­cken­den Lade­infrastruktur seine Zeit brau­chen und sehr hohe Inves­ti­tio­nen ver­lan­gen wird. Das­sel­be gilt für die Brenn­stoff­zel­len-Tech­no­lo­gie. Dort ist weder die Frage des Was­ser­stoff­tank­stel­len­net­zes geklärt noch die Erzeu­gung des Gases in aus­rei­chen­der Menge mit umwelt­freund­li­chen Mitteln. So viel­ver­spre­chend Brenn­stoff­zel­len als Antrieb auch sind, so weit sind wir von einem Einsatz im großen Maßstab noch ent­fernt.

Außer­dem sind Elek­tro­fahr­zeu­ge, egal, ob mit Lithium-Ionen-Akkus oder Brenn­stoff­zel­le, eher für Pkw und den Verkehr im urbanen Raum geeig­net, als für den Waren­trans­port über größere Ent­fer­nun­gen. Am Lkw-Sektor wird noch längere Zeit kein Weg an Die­sel­kraft­stoff vor­bei­füh­ren.

Grund zum Schwarz­ma­len ist das alles aber nicht. Eine Ener­gie­wen­de bietet für die stei­ri­sche Wirt­schaft nämlich enorme Chancen. Stei­ri­sche Firmen sind mit an der Spitze, wenn es um Tech­no­lo­gien für Bio­mas­se, Was­ser­kraft oder CO2-Abschei­dung geht. Pas­siv­haus­tech­no­lo­gie und intel­li­gen­te Fas­sa­den sind für die hei­mi­schen Betrie­be ebenso ver­trau­tes Terrain wie Motor­tech­no­lo­gien, Leicht­bau oder Spei­cher­me­di­en für erneu­er­ba­re Ener­gien. Der Kampf gegen den Kli­ma­wan­del wird nicht mit einer in der Praxis nur schwer durch­führ­ba­ren Ener­gie­ein­spa­rung oder dras­ti­schen Ver­bots­maß­nah­men gewon­nen werden, sondern mit einer neuen und ver­bes­ser­ten Technik – die auch aus der Stei­er­mark kommt.

 

Foto­credit: uns­plash

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