JUST-Redaktion|

Ein zweites Leben für Plas­tik­müll

Mit ein­fa­chen Metho­den recy­cel­tes Plastik zu neuen Pro­duk­ten für den Alltag auf­wer­ten – Sören Lex lebt mit seinem Social Start-up pla­s­tic­pre­neur inno­va­tiv vor, wie Plas­tik­ab­fall in dezen­tra­len Regio­nen als wert­vol­le Res­sour­ce genutzt werden kann. Nicht nur da.

Kli­ma­wan­del, Umwelt­zer­stö­rung und schwin­den­de Arten­viel­falt sind eine exis­ten­ti­el­le Bedro­hung für Europa und die ganze Welt. Man ist sich einig: Die Uhr tickt. Die Frage aller­dings ist: Wie kann der Spagat zwi­schen öko­lo­gi­schem, öko­no­mi­schem und sozia­lem Wohl­erge­hen gelin­gen? Viel Poten­zi­al, um die Welt von morgen zu ver­än­dern und zu berei­chern, liegt in Berei­chen wie Erneu­er­ba­re Ener­gien, Was­ser­stoff- und Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gien, emis­si­ons­freie Kon­struk­tio­nen und Elek­tro­mo­bi­li­tät, intel­li­gen­te Netze, Öko­de­sign und Recy­cling von Werk­stof­fen.

Mutige und fort­schritt­li­che Denk­an­stö­ße werden gefragt sein, um die Lücke zu schlie­ßen, die die Krise hin­ter­lässt – im Jahr 2020 erlebte die Welt­wirt­schaft ihre tiefste Rezes­si­on seit Jahr­zehn­ten. Der Inno­va­ti­ons­kon­gress Global Inno­va­ti­on Summit, den die Stei­ri­sche Wirt­schafts­för­de­rung SFG in Koope­ra­ti­on mit der öster­rei­chi­schen For­schungs­för­de­rungs­ge­sell­schaft FFG ver­an­stal­tet, bringt unter dem Thema „Erkun­dung neuer Per­spek­ti­ven“ Unter­neh­mer, Start-ups und Inno­va­to­ren zusam­men, um künf­ti­ge Wege im Sinne einer Green Tran­si­ti­on, einer digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on und einer nach­hal­ti­gen Zukunft post Covid auf­zu­zei­gen.

Ein Bei­spiel für große Wir­kungs­krei­se auf der Basis ein­fa­cher Mittel ist das Konzept des Start-ups pla­s­tic­pre­neur. Der Grazer Sören Lex, der Social Entre­pre­neur­ship stu­diert hat, hat ein Konzept zur effi­zi­en­ten Nutzung von Kunst­stoff­ab­fall erdacht. Das Ansin­nen: mit simplen Maschi­nen die nie­der­schwel­li­ge Her­stel­lung von Pro­duk­ten in dezen­tra­len Regio­nen zu ermög­li­chen und so Jobs für die Men­schen vor Ort zu schaf­fen. Die Idee dazu war nach einem Urlaub im Jahr 2015 in Uganda gereift, als Lex mit seiner Ehefrau Land und Leute ken­nen­ge­lernt und erste Mikro­kre­dit­pro­jek­te vor Ort gestar­tet hatte.

Mitt­ler­wei­le wird nicht nur in Uganda Wert­vol­les für den Alltag – von der Schüs­sel bis zum Rechen­schie­ber – aus Plas­tik­ab­fäl­len erzeugt. Durch die per­ma­nen­te Wei­ter­ent­wick­lung der Maschi­nen sind größere Dimen­sio­nen der Pro­duk­te möglich gewor­den, so können mitt­ler­wei­le auch Zaun­pfos­ten und Kunst­stoff­bret­ter her­ge­stellt werden. Als völ­li­ger Quer­ein­stei­ger im Kunst­stoff­be­reich musste Lex erken­nen, dass es weder ein Hand­werk für die Kunst­stoff­ver­ar­bei­tung gibt noch die anfäng­li­che Nutzung der Open-Source-Platt­for­men für den Bau von Maschi­nen zu befrie­di­gen­den Lösun­gen für die Anfor­de­run­gen führte. „Die tech­ni­sche Seite war einfach viel kom­ple­xer als in den DIY-Anlei­tun­gen dar­ge­stellt“, so Lex. Um eine sinn­vol­le Nutzung sicher­stel­len zu können wurden daher seit 2017 etwa Aspekte wie Sicher­heits­stan­dards und Para­me­ter der Per­for­mance suk­zes­si­ve opti­miert und Pro­to­ty­pen geschaf­fen. „Die Maschi­nen müssen ja auch war­tungs­arm und mög­lichst leicht zu repa­rie­ren sein und simpel ver­schickt werden können“, so Lex.

Der Plas­tik­ab­fall wird manuell gesam­melt, sor­ten­rein getrennt und gewa­schen. Dann kommen die von pla­s­tic­pre­neur für diesen Bedarf ent­wi­ckel­ten Maschi­nen wie Schred­der, Spritz­guss­ma­schi­ne oder Extru­der zum Einsatz. Das derart erzeug­te Gra­nu­lat wird dann per Hand­kur­bel oder motor­ge­trie­ben in neue Formen gespritzt. Pan­de­mie­be­dingt wurden im Vorjahr „Face Shields“ als Schutz­aus­rüs­tung ent­wi­ckelt. Der „Halter“ wird gespritzt – zum Bei­spiel aus Fla­schen­de­ckeln –, für das trans­pa­ren­te Visier dienen 2‑Liter-PET-Fla­schen.

Heute zählt das Unter­neh­men bereits 13 Mit­ar­bei­ter. Das Start-up hat bislang bereits in 55 Länder ver­kauft, „jedes vierte Land der Erde hat also bereits ein Produkt von uns“, so Lex. Zum Einsatz kommen die Maschi­nen aber nicht nur in Ent­wick­lungs­län­dern und in Flücht­lings­la­gern, zu den Kunden gehören auch Science Center und For­schungs­u­nits auf Uni­ver­si­tä­ten, die Maschi­nen für Mate­ri­al­tests ver­wen­den, Kin­der­mu­se­en und Base Camps etwa im Hima­la­ya­ge­biet. „60 bis 70 Prozent unseres Umsat­zes erzie­len wir derzeit in Europa“, sagt Lex.

Foto­credit: pla­s­tic­pre­neur

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