JUST-Redaktion|

Die Infra­struk­tur muss ständig erneu­ert werden

Die Stei­er­mark ist als Stand­ort erfolg­reich – darf sich aber auf dem Erreich­ten nicht aus­ru­hen. Das ver­si­chert WKO Stei­er­mark Vize­prä­si­dent Bene­dikt Bitt­mann, der mehr Geld für die Lan­des­stra­ßen, ein Upgrade für die Bahn und den Ausbau der Daten­high­ways ein­mahnt.

Sieht man sich die natür­li­chen Gege­ben­hei­ten in der Stei­er­mark an, so muss man der Ent­wick­lung des Bun­des­lan­des Hoch­ach­tung zollen. Denn seien es Geo­gra­fie, Topo­gra­fie oder die geo­po­li­ti­sche Geschich­te, die Rand­la­ge der Stei­er­mark zwi­schen West und Ost, das Land war hin­sicht­lich vieler Stand­ort­fak­to­ren über lange Zeit hinweg benach­tei­ligt. Hinzu kommt, dass die Stei­er­mark auch intern von starken Gegen­sät­zen geprägt ist. Dem großen Bal­lungs­raum Graz stehen peri­phe­re Regio­nen über, die sich die Vor­tei­le der öko­no­mi­schen Ballung nicht zunutze machen können,
die aber nichts­des­to­trotz erstaun­lich trag­fä­hi­ge Struk­tu­ren und Spe­zia­li­sie­run­gen ent­wi­ckelt haben. Die phy­si­sche Infra­struk­tur und deren Ausbau war dafür ein sehr wesent­li­cher Faktor.

WKO Stei­er­mark Vize­prä­si­dent Bene­dikt Bitt­mann führt die Erfolge auf eine Reihe von Umstän­den zurück: „Die Stei­er­mark zählt zu den höchst­ent­wi­ckel­ten Indus­trie­re­gio­nen Europas. In puncto Inno­va­ti­on und F&E zählen wir sogar in den Top-3-Regio­nen. Die wirt­schaft­li­chen Erfolge basie­ren auf unter­neh­me­ri­schem Mut und Ehrgeiz, dem Fleiß der Bür­ge­rin­nen und Bürger, einem  bei­spiel­haf­ten Mit­ein­an­der von Groß und Klein in der Wirt­schaft sowie einer klugen und vor­aus­schau­en­den Politik.“ Aller­dings, so Bitt­mann, dürfe man sich auf dem bis­he­ri­gen Erfolg nicht aus­ru­hen: „Um im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb der Indus­trie­re­gio­nen bestehen zu können, ist die Erreich­bar­keit eines Wirt­schafts­stand­or­tes ein wesent­li­cher Faktor.“ Die Infra­struk­tur müsse daher ständig wei­ter­ent­wi­ckelt und moder­ni­siert werden. Die Pro­duk­ti­vi­tät von Regio­nen werde zuneh­mend durch die zeit­li­che Nähe zuein­an­der und zu den natio­na­len und inter­na­tio­na­len Kno­ten­punk­ten mit­be­stimmt.

Daten­high­ways für alle

Par­al­lel zu bestehen­den Infra­struk­tur­ein­rich­tun­gen wie Straße, Schiene, Flug ent­ste­hen neue Infra­struk­tur­her­aus­for­de­run­gen, ist Bitt­mann über­zeugt. Dazu gehören für den WKO Stei­er­mark Vize­prä­si­den­ten die Diver­si­fi­zie­rung und Moder­ni­sie­rung der Ener­gie­infra­struk­tur, die neben fos­si­len Ener­gie­trä­gern auch zuse­hends erneu­er­ba­re Ener­gie­trä­ger berück­sich­ti­gen müsse.

Von enormer Wich­tig­keit seien die neuen Lebens­adern der Digi­ta­li­sie­rung – die IKT-Daten­high­ways, die vor allem unter dem Schlag­wort Breit­band zusam­men­ge­fasst werden. Bitt­mann: „Hier müssen wir am Ball bleiben, nicht zuletzt weil es um Wohl­stand, Arbeits­plät­ze und Pro­spe­ri­tät in der gesam­ten Stei­er­mark, inklu­si­ve der Regio­nen abseits des Groß­raums Graz geht.“ Der Breit­band­aus­bau gehe zu schlep­pend voran. Wie sich gezeigt habe, konnte die öffent­li­che Hand mit den bis­he­ri­gen För­der­me­cha­nis­men die Ver­sor­gungs­lü­cke zwar etwas schlie­ßen, das Markt­ver­sa­gen in vielen Regio­nen aber dennoch nicht aus­glei­chen. Energie und Umwelt sind zu einem bestim­men­den Stand­ort­fak­tor im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb um Wohl­stand und Beschäf­ti­gung gewor­den. Öster­reich und vor allem auch die Stei­er­mark haben im Energie- und Umwelt­be­reich im inter­na­tio­na­len Ver­gleich seit Langem eine Vor­rei­ter­stel­lung inne, die  mit­un­ter mit erheb­li­chem Aufwand ver­tei­digt wird. Aller­dings, so Bitt­mann, drohe sich das Ver­hält­nis zwi­schen Chancen und Risiko langsam zum Nach­teil der Stand­ort­qua­li­tät zu ver­schie­ben. „So hat die Ener­gie­wen­de einer­seits öko­no­mi­sche Chancen und Poten­zi­al offen­bart, die hier­zu­lan­de auch genutzt wurden. Ande­rer­seits wurden diese Poten­zia­le mit­un­ter durch wett­be­werbs­ver­zer­ren­de Unter­stüt­zungs­maß­nah­men bzw. ein ständig wach­sen­des Maß an gesetz­li­chen Auf­la­gen kon­ter­ka­riert.“

Eck­punk­te für die Ener­gie­po­li­tik müssten eine sichere und güns­ti­ge Ener­gie­ver­sor­gung ver­bun­den mit einem Hin zu erneu­er­ba­ren Ener­gien sein. Der Ausbau der erneu­er­ba­ren Energie funk­tio­nie­re aber nur, wenn der will­kür­li­chen Blo­ckie­rung von Pro­jek­ten durch Akti­vis­ten endlich Einhalt geboten werde.

Die Bahn upgraden

Was die Schiene angeht, stehe der Ausbau der Pyhrn-Schober-Achse ebenso an wie das Upgrade der Trasse zwi­schen Bruck und Graz zu einer Hoch­ge­schwin­dig­keits­stre­cke. Im Bereich Flug tritt Bitt­mann für eine Aus­wei­tung des Ein­zugs­ge­bie­tes nach Slo­we­ni­en und Kärnten ein, wobei sich
bei Letz­te­rem die Kor­alm­bahn nützen lassen würde. Geziel­te Anreize sollen neue Flug­li­ni­en nach Graz locken, der Stand­ort Süd­ös­ter­reich gemein­sam ver­mark­tet werden – vor allem im Inco­ming-Sektor. Für die Finan­zie­rung all dieser Maß­neh­men hat Bitt­mann kon­kre­te Vor­schlä­ge: „Die Zweck­bin­dung von Steuern und Abgaben, etwa der Mine­ral­öl­steu­er, muss wieder ein­ge­führt werden. ASFINAG-Über­schüs­se sollen auch für Maß­nah­men im nie­der­ran­gi­gen Stra­ßen­netz ver­wen­det werden.“ Ideen zu einer Maut für Landes- und Gemein­de­stra­ßen erteilt der WKO Stei­er­mark
Vize­prä­si­dent eine klare Absage.

Deso­la­te Lan­des­stra­ßen

Im Argen liegt für Bitt­mann der Zustand der Lan­des­stra­ßen, die mit ihrer Länge von mehr als 5.000 Kilo­me­tern das Bin­de­glied zwi­schen den Gemein­den und dem hoch­ran­gi­gen Stra­ßen­netz seien. Mehr als die Hälfte davon würden nach dem Schul­no­ten­sys­tem eine Fünf (43 Prozent) oder Vier (11 Prozent) erhal­ten. Gemein­sam mit Nie­der­ös­ter­reich bildet die Stei­er­mark hier das Schluss­licht aller Bun­des­län­der. Mit den der­zei­ti­gen Mitteln, die die Stei­er­mark für die Stra­ßen­er­hal­tung zur Ver­fü­gung hat, ver­schlech­tert sich der Erhal­tungs­rück­stand jedes Jahr um weitere 1 bis 1,5 Prozent. Allein um den Status quo auf­recht­zu­er­hal­ten, wäre das dop­pel­te Budget von derzeit rund 50 Mil­lio­nen € nötig.

Bei den Brücken, wo das Land heuer 17 Mil­lio­nen € für Sanie­rung bereit­stellt, droht die Situa­ti­on schlech­ter zu werden, obwohl der Zustand der 3.300 Lan­des­brü­cken besser als jener der Lan­des­stra­ßen ist. Elf Prozent aller Brücken (rund 350) befin­den sich in einem schlech­ten und ein Prozent in einem sehr schlech­ten Zustand. Jähr­lich müssten 100 Brücken saniert werden, um lang­fris­ti­ge Fol­ge­kos­ten gering zu halten, tat­säch­lich saniert werden aber nur rund 20 Brücken.

Auch im höher­ran­gi­gen Stra­ßen­netz sieht Bitt­mann noch Hand­lungs­be­darf. Unter anderem müssten die S37 nach Scheif­ling und die S36 zwi­schen Juden­burg und St. Georgen rea­li­siert werden. Unab­ding­bar sei auch der Bau einer Schnell­stra­ße zwi­schen Liezen und Trau­ten­fels. Gestärkt sehen will Bitt­mann auch die Haupt­ver­kehrs­ach­se Pyhrn­au­to­bahn südlich von Graz.

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