Das Per­sön­li­che und das Digitale

Die Lage an den Kapitalmärkten war schon mal entspannter. Was können Kunden von Private Banking erwarten, welche Anlageprodukte sind jetzt interessant und spielt die Digitalisierung zukünftig eine Rolle?
Sabine Skorka, Fotocredit: Andreas Hechenberger

JUST hat bei Sabine Skorka und Nils Kottke vom Bankhaus Spängler nach­ge­fragt.

Inflation, steigende Zinsen, wirt­schaft­li­che Unsi­cher­hei­ten: Wandelt sich das Private Banking vor diesem Hin­ter­grund?

Nils Kottke / Es hat sich bereits in den letzten Jahren geändert. Private Banking ist inten­si­ver geworden. Dazu hat bereits die Coro­na­kri­se bei­getra­gen. Den Fokus auf Wert­pa­pie­re gibt es zwar natürlich weiterhin, aber es gibt viele zusätz­li­che Themen rund um das klas­si­sche Anla­ge­the­ma, die für die Kunden genauso wichtig sind. Das sind Aspekte wie Vor­sor­ge­voll­macht, Pati­en­ten­ver­fü­gung, Nach­lass­re­ge­lun­gen. Dazu kommen bei uns noch Finan­zie­run­gen, die klas­si­sche Pri­vat­ban­ken nicht anbieten, oder Bera­tun­gen im Immo­bi­li­en­kon­text. Neben den Kern­ge­schäfts­be­rei­chen Private Banking und Finan­zie­rung bieten wir mit unserem Family Manage­ment auch Bera­tungs­dienst­leis­tun­gen, die speziell auf Fami­li­en­un­ter­neh­men und ihre Eigen­tü­mer aus­ge­rich­tet sind, wie bei­spiels­wei­se die Erar­bei­tung eines Fami­li­en­ko­dex oder Nach­fol­ge­pla­nung. Generell versuchen wir auch immer, die nächste Gene­ra­ti­on mit­ein­zu­be­zie­hen.

Sabine Skorka / Diese Ver­än­de­run­gen in den Kun­den­er­war­tun­gen und ‑bezie­hun­gen haben dazu geführt, dass sich auch das Spektrum und damit das Anfor­de­rungs­pro­fil unserer Berater stark verändert hat. Wir sind vom klas­si­schen Anla­ge­be­ra­ter zum Bezie­hungs­ma­na­ger geworden.

Wie ist die Kon­kur­renz­si­tua­ti­on im Private Banking in Öster­reich?

Kottke / Letzt­end­lich kann man den Markt in drei Gruppen unter­tei­len. Auf der einen Seite gibt es Groß­ban­ken, die auch Private-Banking-Abtei­lun­gen haben. Auf der anderen Seite gibt es aus­län­di­sche Anbieter. Die dritte Gruppe, die nicht besonders groß ist, sind die wirk­li­chen öster­rei­chi­schen Pri­vat­ban­ken. Zu dieser Gruppe gehören wir. Wir als Bankhaus Spängler sind zudem eine Uni­ver­sal­bank. Andere Anbieter haben bei­spiels­wei­se kein Finan­zie­rungs­ge­schäft, wir dif­fe­ren­zie­ren uns auch stark über das Thema Family Manage­ment.

Stichwort Familie: Wie eng ist der Kontakt zu Ihren Kunden heute?

Skorka / Wesent­lich inten­si­ver. Es geht nicht mehr nur darum einen bestimm­ten Betrag im Rahmen der indi­vi­du­el­len Risi­ko­be­reit­schaft des Kunden zu ver­an­la­gen. Heute erar­bei­ten wir maß­ge­schnei­der­te Lösungs­kon­zep­te, die stets auf die per­sön­li­che Situation und die Kon­stel­la­ti­on mit Unter­neh­men und Familie abge­stimmt sind. Dadurch entsteht jedoch eine ganz andere Bezie­hungs­qua­li­tät.

Erfordert die der­zei­ti­ge Situation, noch enger zusam­men­zu­rü­cken?

Kottke / Derzeit wird ja vieles in digitale Lösungen über­tra­gen. Doch für uns wird es auch in Zukunft um die Qualität in der Beziehung und in der Beratung gehen – das ist unsere Daseins­be­rech­ti­gung. Wir wollen für unsere Kunden ein ver­trau­ens­vol­ler Ansprech­part­ner sein. Unsere Kunden wissen: Da ist jemand, den ich immer erreiche und der mich kennt und ehrlich zu mir ist. Man landet nicht in einem Call­cen­ter. Wir haben den Anspruch an uns, dass wir Maßstäbe für das Vermögen unserer Kunden setzen, die weit über die reine Anla­geleis­tung hin­aus­rei­chen.

Dennoch werden die Kunden von einer Bank wie Spängler digitale Tools erwarten.

Kottke / Wir sind zwar die älteste Pri­vat­bank in Öster­reich, aber wir wollen und müssen gerade, was das Digitale betrifft, genauso mit­spie­len. Diesem Thema widmen wir sehr viel Auf­merk­sam­keit und wollen in bestimm­ten Bereichen auch First Mover sein. So waren wir bei­spiels­wei­se die erste Bank in Öster­reich, die eine Online-Ver­mö­gens­ver­wal­tung auf den Markt gebracht hat, unser „CARL“ – das ist eine Mög­lich­keit, bei der Kunden ab 30.000 Euro online ihr Geld ver­an­la­gen lassen können.

Skorka / Ich kann sagen, dass wir trotz unseres Alters einen sehr fort­schritt­li­chen Online-Auftritt haben. Unser Online-Banking bietet unseren Kunden jederzeit eine trans­pa­ren­te Übersicht über ihre Ver­mö­gens­zu­sam­men­set­zung und ‑ent­wick­lung, zudem online abschließ­ba­re Spar­pro­duk­te und mit Spängler Pay auch digitales Zahlen mit dem Handy.

Wird das gerade von jüngeren Gene­ra­tio­nen gefordert?

Skorka / Die Jüngeren erwarten es natürlich, zwi­schen­zei­tig ist es aber generell State of the Art. Hier waren die letzten drei Jahre mit Sicher­heit ein „Beschleu­ni­ger“. Während der Covid-Lockdowns war es ja nicht möglich, sich per­sön­lich zu treffen. Da haben uns Video­kon­fe­ren­zen geholfen. Generell unter­neh­men wir viel, um Kunden digital abzuholen, vor allem auch aus öko­lo­gi­scher Sicht. Wir können noch nicht gänzlich auf Papier ver­zich­ten, vor allem bei Verträgen, aber wir arbeiten daran.

Spielt das per­sön­li­che Gespräch noch eine Rolle?

Kottke / Vieles ist digi­ta­li­sier­bar, das per­sön­li­che Gespräch letzt­end­lich nicht. Aus unserer Sicht wird es auch in Zukunft ein ganz zentrales Element sein, weil es einfach um Vertrauen geht. Private Banking war immer ein People Business und wird es aus unserer Sicht immer bleiben.

Zur Ver­mö­gens­ver­wal­tung: Wird es ange­sichts der Zins­ent­wick­lung nun wieder einfacher, Vermögen zu verwalten?

Kottke / Neben den Wert­pa­pie­ren werden auch wieder klas­si­sche Spar­pro­duk­te inter­es­sant. Unsere Her­aus­for­de­rung ist aber in diesem Kontext lang­fris­tig Kapital real, also unter Berück­sich­ti­gung von Inflation, zu erhalten und zu mehren. Das ist nur mit Spar­pro­duk­ten schwierig, also wenn es gilt, den lang­fris­ti­gen Fokus zu bewahren, geht das nur über Aktien und Wert­pa­pie­re.

Sehen Sie Locke­run­gen im regu­la­ti­ven Umfeld?

Skorka / Aus regu­la­to­ri­scher Sicht sehe ich keine Lockerung. Im Gegenteil, die Kom­ple­xi­tät hat in den letzten Jahren stark zuge­nom­men. Wir Berater müssen um vieles mehr beachten und auch für unsere Kunden ist es nicht ganz leicht, sich in diesem Umfeld zurecht­zu­fin­den. Das Thema ESG, also Sus­tainable Finance, ist ein weiterer Baustein, der den Erklä­rungs­be­darf erhöht.

Apropos Nach­hal­tig­keit: Steigt der Wunsch der Kunden, nach­hal­tig anzulegen?

Skorka / Es ist ein wichtiges Thema und ich finde das sehr gut. Die Ver­mö­gens­ver­wal­tung im Bankhaus Spängler berück­sich­tigt im Übrigen immer schon eine eigene Nach­hal­tig­keits­po­li­cy, die wir uns selbst auferlegt haben. Es ist uns bei­spiels­wei­se wichtig, Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen bei unseren Ver­an­la­gun­gen aus­zu­schlie­ßen.

Wie schätzen Sie die Ent­wick­lung an den Akti­en­märk­ten ein?

Kottke / Wir haben einer­seits die Ängste vor einer Rezession, die sich negativ auf die Kapi­tal­märk­te auswirken könnte. Auch die geo­po­li­ti­sche Situation ist nicht wirklich stabil. Dazu kommt das Thema Staats­schul­den­kri­se, über das momentan keiner spricht, das aber nach wie vor da ist. Ande­rer­seits kann es sich positiv auf die Kapi­tal­märk­te auswirken, wenn sich die Inflation abschwächt und die Zinsen ent­spre­chend wieder sinken. Zudem sind die Märkte immer von einer stärkeren Rezession aus­ge­gan­gen – sollte ein Soft Landing ohne größere Ein­schlä­ge gelingen, dann wäre auch das positiv.

Zum Abschluss: Wie sehen Ihre Pläne für die nächsten Jahre aus?

Skorka / Graz zählt ja zu einem der jüngsten Standorte des Bankhaus
Spängler. Wir sind seit 2017 hier am Burgring vertreten und betreuen vor­wie­gend stei­ri­sche und Kärntner Kunden, mit Fokus auf ver­mö­gen­de Pri­vat­kun­den und Fami­li­en­un­ter­neh­men, die wir neben den Ver­an­la­gun­gen auch durch Family-Manage­ment-Dienst­leis­tun­gen und Finan­zie­run­gen begleiten. Erfreu­li­cher­wei­se kon­tak­tie­ren uns auch aktiv neue Kunden, die es schätzen einen kom­pe­ten­ten per­sön­li­chen Betreuer zu haben, der für sie jederzeit erreich­bar ist.

Kottke / Rein stra­te­gisch heißt es, sich auf poli­ti­sche, wirt­schaft­li­che und gesell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen vor­zu­be­rei­ten, damit wir unseren Kunden lang­fris­tig weiterhin Sta­bi­li­tät, Sicher­heit und Zuver­läs­sig­keit bieten können. Die Bank hat sich in den ver­gan­ge­nen Jahren überaus positiv ent­wi­ckelt und wir sind in vielen Bereichen stark gewachsen. Uns geht es um nach­hal­ti­ges, gesundes Wachstum in Öster­reich. Das heißt, wir sind bereit, unsere Standorte weiter aus­zu­bau­en.

INFO
Das Bankhaus Spängler ist die älteste Bank Öster­reichs (Grün­dungs­jahr 1828) und hat 2022 das beste Ergebnis seiner Geschich­te erzielt: Die Bank betreute 9,7 Mil­li­ar­den Euro an Kun­den­vo­lu­men in Form von Einlagen, Krediten und Wert­pa­pie­ren.

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