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Bildung braucht eine gesunde Mischung

Für eine gesunde Mischung der Themen im Unter­richt treten sowohl AK-Prä­si­dent Josef Pesserl als auch Volks­hoch­schu­len-Geschäfts­füh­rer Martin Bauer ein. Die Krea­ti­vi­tät dürfe nicht auf der Strecke bleiben.

Einen großen Bedarf an tech­nisch aus­ge­bil­de­ten Mit­ar­bei­tern sieht Arbei­ter­kam­mer-Prä­si­dent Josef Pesserl. „In den neuen Pro­duk­ti­ons­pro­zes­sen ist viel tech­no­lo­gi­sches Wissen erfor­der­lich“, ist der AK-Prä­si­dent sicher. „Es braucht heute ein ganz anderes Wissen als vor 30 Jahren.“ Dennoch dürfe sich das Bil­dungs­sys­tem nicht aus­schließ­lich in Rich­tung Technik aus­rich­ten: „Es braucht eine gesunde Mischung.“

Völlig los­ge­löst von der Frage der Technik sieht Pesserl im öster­rei­chi­schen Bil­dungs­sys­tem Hand­lungs­be­darf: „Wenn 20 Prozent der Pflicht­schul­ab­gän­ger das mini­ma­le Bil­dungs­ziel, nämlich Grund­tech­ni­ken wie Lesen, Schrei­ben und Rechnen nicht errei­chen, dann stimmt etwas am System nicht.“ Diese grund­le­gen­den Kul­tur­tech­ni­ken seien schließ­lich die Grund­la­ge für jede weitere Aus­bil­dung. „Wir haben da einen enormen Bedarf an zusätz­li­chen Ange­bo­ten an die Schüler, die Ganz­tags­schu­le ist da nur eines davon.“ Man dürfe nicht ver­ges­sen, so Pesserl, dass „All­ge­mein­wis­sen die Basis für weitere Bil­dungs­fort­schrit­te ist“.

Inter­na­tio­na­le Studien würden ganz klar zeigen, dass die Ganz­tags­schu­le mit ver­schränk­tem Unter­richt eine absolut wirk­sa­me Methode sei, um die Chancen zu erhöhen, die Ziele der Pflicht­schul­aus­bil­dung zu errei­chen. „Es gibt viele Berei­che der Politik, die eine Frage der Ideo­lo­gie sind. Bildung gehört ein­deu­tig nicht dazu. Da geht es um die Zukunft unserer Jugend und um die Zukunft der gesam­ten Gesell­schaft“, unter­streicht der stei­ri­sche AK-Prä­si­dent. Für den Geschäfts­füh­rer der stei­ri­schen Volks­hoch­schu­len, Martin Bauer, ist eine „ein­sei­ti­ge Bildung prin­zi­pi­ell keine gute Idee“. Bauer: „Men­schen brau­chen eine breite Grund­aus­bil­dung, um Pro­ble­me aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln betrach­ten und ana­ly­sie­ren zu können.“ Im Ele­men­tar­stu­fen­be­reich, so der VHS-Geschäfts­füh­rer, gebe es diese breite und gute Aus­bil­dung. Was leider etwas ver­nach­läs­sigt werde, sei, die Fähig­keit zur Kom­mu­ni­ka­ti­on zu stärken. „Gerade die moder­nen Medien ver­kür­zen die Bot­schaf­ten und das bedeu­tet, dass die Gefahr von Miss­ver­ständ­nis­sen wächst.“

Auch in Bauers Augen kommt die Ver­mitt­lung der grund­le­gen­den Kul­tur­tech­ni­ken ins­ge­samt zu kurz. „Das ist vor allem die Schuld der Lehr­plä­ne. In ihnen sind Kom­pe­ten­zen wichtig und nicht Können. Die Schüler lernen auf das Ziel hin, inter­na­tio­na­le Tests zu bestehen. Da bleiben das Ver­ste­hen und das Können zwangs­läu­fig auf der Strecke.“

Wich­ti­ge Eigen­schaf­ten wie Soft Skills, Kul­tur­tech­ni­ken und vor allem Krea­ti­vi­tät blieben auf der Strecke, auch weil sie nicht messbar seien. Ziel der Bildung sei ein extre­mer Rea­lis­mus. „Die Kinder werden in dieses Format gepresst, das aber nicht auf jeden Men­schen zutrifft.“ Bauer nennt ein Bei­spiel: „Wenn Picasso den Mond grün malt, ist das große Kunst und Unsum­men wert. Wenn der kleine Franzi den Mond grün malt, gilt er als dumm.“

Die Eltern hätten wenig Zeit, weil sie arbei­ten müssen und könnten daher diese Defi­zi­te im Unter­richt nicht aus­glei­chen. Auch die Lehrer seien Getrie­be­ne, „sie müssen ja auf Teufel komm raus den Lehr­plan durch­peit­schen“. Ihm fehle da „ein biss­chen, dass man die Kinder betreut und ihre Grund­in­tel­li­genz fördert“, sagt Bauer. Sehr wichtig wäre es, die Freude an der Wei­ter­bil­dung zu ver­mit­teln.

 

Foto­credit: Selina Graf

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