Wie soll Malerei heute aussehen? Was darf sie leisten – und was nicht mehr? Die Moderne beantwortet diese Fragen oft durch Abgrenzung zur Tradition: durch Reduktion, Abstraktion und das vermeintliche Ende der Malerei.
Doch genau in dieser „Todeserklärung“ liegt auch ihr Innovationspotenzial. Denn mit jeder Grenzverschiebung öffnen sich neue Perspektiven. Der Diskurs um die Malerei als „Flachheit“ – etwa bei Clement Greenberg – etabliert die Zweidimensionalität als konstitutives Merkmal. Doch wie lässt sich unter dieser Prämisse Räumlichkeit denken? Welche Rolle spielt die Oberfläche?
Joseph Marsteurer: Zwischen Fläche und Raum
Joseph Marsteurer setzt genau an diesen neuralgischen Punkten an. Seine Malerei begreift den Pinselstrich nicht mehr als Teil einer Illusion, sondern als autonomen Akteur. Die Oberflächengestaltung reduziert sich auf das Wesentliche – die Geste, den Duktus, die Spur. Und doch bleibt es Malerei.
Raum durch Materialität statt Illusion
Räumlichkeit entsteht bei Marsteurer nicht durch perspektivische Täuschung, sondern durch physische Präsenz. Die Farbe verlässt die Fläche, drängt in den Raum und wird skulptural. Was einst Bild war, wird Objekt – ohne sich ganz von der Malerei zu lösen. Die Pinselstriche stehen frei im Raum, wirken wie farbige Skulpturen und verhandeln damit die Grenzen der Gattungen neu.
Zwischen Malerei und Skulptur: Eine offene Definition
Heute ist die Unterscheidung zwischen Gemälde und Skulptur zunehmend theoretischer Natur. Joseph Marsteurers Werk spiegelt genau diese Entwicklung wider: Seine Werke sind farbige Körper im Raum, verankert sowohl im malerischen wie im plastischen Diskurs. Die Frage nach der Kategorisierbarkeit verliert an Relevanz – entscheidend ist die Erfahrung im Raum.
Fazit: Eine analytische Malerei jenseits fixer Kategorien
Joseph Marsteurers Ansatz ist keine bloße Rückbesinnung auf die Moderne, sondern ein konsequenter Schritt darüber hinaus. Seine Werke stellen grundlegende Fragen erneut – und bieten neue Antworten. In einer Zeit, in der Kategorien fluide geworden sind, verweist seine Kunst auf die Notwendigkeit, Begriffe wie Raum, Fläche, Malerei und Skulptur immer wieder neu zu denken.
Eröffnung:
Wann: Freitag, 16. Mai 2025, 18 Uhr
Wo: Galerie Reinisch, Hauptplatz 6, Graz
Anmeldung unter +43 699 123 814 22 oder hr@reinisch-graz.com
Ausstellung bis 12. Juni 2025