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Wei­chen­stel­lung für die Mobi­li­tät von Morgen

Wie kann der Verkehr in Öster­reich kli­ma­neu­tral werden? Dieser Frage gingen Exper­tin­nen und Exper­ten aus Wis­sen­schaft und Wirt­schaft bei den Alp­ba­cher Tech­no­lo­gie­ge­sprä­chen in einer von der JOAN­NE­UM RESE­ARCH gehos­te­ten Session auf den Grund.

5 Mil­lio­nen Kraft­fahr­zeu­ge sind derzeit auf Öster­reichs Straßen unter­wegs, das sind um 2 Mil­lio­nen mehr als vor 30 Jahren. Und diese Fahr­zeu­ge zeich­nen für eine beacht­li­che Menge an Treib­haus­gas-emis­sio­nen (derzeit 28 Mio. Tonnen Co2-Äqui­va­len­te) ver­ant­wort­lich, die die Kli­ma­er­wär­mung vor­an­trei­ben. „In Zukunft wird eine nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung auch im Bereich Verkehr nur mit kli­ma­neu­tra­len Pro­duk­ten und Dienst­leis­tun­gen möglich sein, welche die Kri­te­ri­en der Kreis­lauf­wirt­schaft erfül­len“, so Heinz Mayer, Geschäfts­füh­rer der JOAN­NE­UM RESE­ARCH.

Sze­na­ri­en für den Ver­kehrs­sek­tor

Mög­li­che Wege zu einer kli­ma­neu­tra­len Mobi­li­tät skiz­zier­te Ger­fried Jung­mei­er, Nach­hal­tig­keits­exper­te der JOAN­NE­UM RESE­ARCH, in seinem Vortrag über Ergeb­nis­se einer aktu­el­len Koope­ra­ti­on mit der TU Graz und der IEA (Inter­na­tio­na­le Ener­gie­agen­tur). Dabei wurden Sze­na­ri­en für den Ver­kehrs­sek­tor mit sämt­li­chen in Öster­reich befind­li­chen Fahr­zeu­gen erar­bei­tet.

„Wir sind welt­weit die Ersten, die im Rahmen von dyna­mi­schen Lebens­zy­klus­ana­ly­sen die Treib­haus­gas­emis­sio­nen und den Pri­mär­ener­gie­be­darf von 1990 bis 2050 in Kom­bi­na­ti­on mit der Ent­wick­lung der Fahr­zeug­flot­ten unter­sucht haben“, so Jung­mei­er. Der Blick in die Ver­gan­gen­heit und in die Zukunft ermög­licht es fest­zu­stel­len, zu welchem Zeit­punkt im Lebens­zy­klus eines Fahr­zeugs wie viel Energie ver­braucht und wie viel CO2 aus­ge­sto­ßen wird. So kann geprüft werden, welche Rolle neue Antriebs­for­men – Strom, E‑Fuels, Bio­treib­stof­fe oder Was­ser­stoff – in Bezug auf das Errei­chen der Kli­ma­zie­le spielen können. Das Ergeb­nis: „Kli­ma­neu­tra­li­tät im Ver­kehrs­sek­tor bis 2040 ist zwar visio­när, aber durch­aus machbar“, berich­tet Jung­mei­er. „Und zwar mit bat­te­rie­be­trie­be­nen Elek­tro­fahr­zeu­gen, Bio­treib­stof­fen, Was­ser­stoff und E‑Fuels.“

Bemer­kens­wert sei, dass E‑Fuels, genau wie die anderen erneu­er­ba­ren Treib­stof­fe über den gesam­ten Lebens­zy­klus betrach­tet, ähnlich nied­ri­ge Emis­sio­nen abgeben wie Elek­tro­au­tos, sie aber beim Pri­mär­ener­gie­be­darf deut­lich schlech­ter abschnei­den: Sie benö­ti­gen für die Was­ser­stoff­er­zeu­gung bezie­hungs­wei­se Bereit­stel­lung von CO2 signi­fi­kant mehr zusätz­li­chen (erneu­er­ba­ren) Strom als bat­te­rie­elek­tri­sche Fahr­zeu­ge. Elek­tro­fahr­zeu­ge hin­ge­gen sorgen zwar bei der Pro­duk­ti­on für mehr Emis­sio­nen, sind dann aber kli­ma­neu­tral unter­wegs – sofern der Strom aus erneu­er­ba­ren Quellen stammt.

Um die Kli­ma­zie­le zu errei­chen, gelte es nun vor allem, die Zulas­sung von E‑Fahrzeugen zu for­cie­ren und die Pro­duk­ti­on von zusätz­li­chem erneu­er­ba­ren Strom rasch zu stei­gern, die Lade­infra­struk­tur aus­zu­bau­en und Anlagen zur E‑Fuel- und Was­ser­stoff­er­zeu­gung zu errich­ten. Wich­ti­ge Ein­fluss­fak­to­ren sind die künf­ti­ge Ent­wick­lung der Nach­fra­ge nach Trans­port­dienst­leis­tun­gen für Per­so­nen und Güter, der Aus­las­tungs­grad der Fahr­zeu­ge, der Fahr­zeug­be­stand im Land sowie die ins­ge­samt gefah­re­nen Jah­res­ki­lo­me­ter.

Indus­trie, Kon­su­men­ten, poli­ti­sche und recht­li­che Aspekte

Einen Ein­blick in die Anfor­de­run­gen an die Auto­mo­ti­ve-Indus­trie im Wandel gab Hanno Buchner, vom Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer Magna Steyr. Peter Hart­mann vom Licht­sys­tem­her­stel­ler ZKW Group sprach über modu­la­re, recy­cel­ba­re und bio­ba­sier­te Auto­schein­wer­fer der Zukunft. Wie Auto­bat­te­rien wie­der­auf­be­rei­tet werden können, darüber refe­rier­te Astrid Arn­ber­ger vom Ent­sor­gungs- und Ver­wer­tungs­un­ter­neh­men Sau­ber­ma­cher. Die poli­ti­schen Rah­men­be­din­gun­gen zur schritt­wei­sen Rea­li­sie­rung einer kli­ma­neu­tra­len Mobi­li­tät wurden von Reiner Rein­brech vom BMK (Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Kli­ma­schutz, Umwelt, Energie, Mobi­li­tät, Inno­va­ti­on und Tech­no­lo­gie) erör­tert und Martin Wie­den­bau­er, WMWP Rechts­an­wäl­te und Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der JOAN­NE­UM RESE­ARCH, gab Ein­bli­cke in die recht­li­chen Aspekte und aktu­el­le Kli­ma­schutz­ur­tei­le. Über die Rolle der Kon­su­men­ten sprach abschlie­ßend Alek­sand­ar Damy­a­nov von Green NCAP, einem Ver­brau­cher­schutz­pro­gramm zur Bewer­tung der Umwelt­aus­wir­kun­gen von Fahr­zeu­gen.

Die Alp­ba­cher Tech­no­lo­gie­ge­sprä­che werden von AIT Aus­tri­an Insti­tu­te of Tech­no­lo­gy und ORF Radio Ö1 in Zusam­men­ar­beit mit dem Euro­päi­schen Forum Alpbach ver­an­stal­tet.

Kontakt:

gerfried.jungmeier@joanneum.at
www.joanneum.at

Foto: Ger­fried Jung­mei­er

Foto­credit: Joan­ne­um Rese­arch-Schaf­r­a­nek, Jung­mei­er

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