Schonende Alter­na­ti­ve zu Anti­bio­ti­ka schützt die Haut

Der übermäßige Antibiotikaeinsatz in Tiermast und Schulmedizin begünstigt die Entstehung multiresistenter Keime, welche u.a. an der Entstehung zahlreicher Hautkrankheiten beteiligt sind. Das Grazer acib arbeitet mit Partnern an einer neuen Phagentechnologie für den Einsatz in kosmetischen Hautcremes, um die natürliche Hautflora zu schützen und Hautkrankheiten vorzubeugen.

Sie versorgt, entgiftet und schützt unseren Körper – die Haut. Damit sie ihre Funk­tio­nen erfüllen kann, ist ein viel­fäl­ti­ges Ökosystem bestehend aus Mikroben ent­schei­dend, das auf unserer Haut eine Art Schutz­schild bildet – das Mikrobiom. Ist es gestört, können schäd­li­che Bakterien ver­schie­de­ne Haut­er­kran­kun­gen ver­ur­sa­chen. „Viele Haut­er­kran­kun­gen werden derzeit mit Anti­bio­ti­ka bekämpft. Dabei entstehen mul­ti­re­sis­ten­te Keime, gegen die wiederum neue Anti­bio­ti­ka gefunden werden müssen, welche nicht nur die ‚bösen‘ Bakterien abtöten, sondern auch die ‚guten‘, die für ein stabiles Haut­mi­kro­bi­om sorgen“, erklärt acib-For­sche­rin Margit Winkler.

Daher ent­wi­ckel­ten das Austrian Centre of Indus­tri­al Bio­tech­no­lo­gy (acib) und die Firma Sanubiom aus Tirol eine scho­nen­de­re The­ra­pie­form gegen Haut­krank­hei­ten: „Bak­te­rio­pha­gen können als winzige Viren gezielt übermäßig vor­han­de­ne schäd­li­che Bakterien wie Sta­phy­lo­coc­cus aureus bekämpfen, indem sie deren Aus­brei­tung eindämmen und das natür­li­che Gleich­ge­wicht der Hautflora wie­der­her­stel­len. Das restliche Mikrobiom wird dabei nicht ange­grif­fen“, erklärt Christian Unter­lech­ner von Sanubiom.

Auf­wen­di­ge Pha­gen­su­che

Das acib brachte seine Expertise bei der auf­wen­di­gen Pha­gen­su­che ein. Die For­schen­den haben z.B. aus Spuck­näp­fen in Zahn­arzt­pra­xen Proben entnommen und Abstriche durch­ge­führt. Die Proben wurden auf­be­rei­tet und mit zuvor auf Agar­plat­ten her­an­ge­züch­te­ten, schäd­li­chen Bakterien zusam­men­ge­führt. „Entsteht ein „Plaque“, also zeigt sich ein trans­pa­ren­ter Punkt, hat man eine Phage gefunden, die die Bakterien lysiert, sprich zerstört“, erklärt acib-Forscher Daniel Luschnig. Diese Lysation machen sich die Forscher:innen bei der Pha­gen­pro­duk­ti­on zunutze. Winkler: „Die Phagen greifen die Bakterien gezielt an, indem sie an der Ober­flä­che des Wirts­bak­te­ri­ums andocken. Das Bakterium wird von den Phagen in eine ‚Pha­gen­fa­brik‘ umgebaut, indem sie die natür­li­che Fort­pflan­zungs­ma­schi­ne­rie des Bak­te­ri­ums nutzen. Das Bakterium stirbt und pro­du­ziert eine große Zahl an Bak­te­rio­pha­gen­du­pli­ka­ten“, so Winkler. Nach einem Auf­rei­ni­gungs­schritt können die Phagen u.a. für Haut­pfle­ge­pro­duk­te her­an­ge­zo­gen werden.

Pha­gen­pro­duk­te für Mensch und Tier

Die Produkte von Sanubiom nutzen die Pha­gen­tech­no­lo­gie, um etwa Neu­ro­der­mi­tis und Rosazea, aber auch Akne zu bekämpfen. Zusätz­lich sind aktive Pro­bio­ti­ka enthalten, damit das Gleich­ge­wicht der Hautflora gefördert wird. Auch in der Tier­me­di­zin wird die schonende Anti­bio­ti­kaal­ter­na­ti­ve ein­ge­setzt. Unter­lech­ner: „Überall dort, wo man bisher Anti­bio­ti­ka ein­ge­setzt hat, könnte man auch Phagen verwenden. Anwendung könnte die Tech­no­lo­gie auch im Lebens­mit­tel- oder Medi­zin­be­reich finden – sofern die Zulas­sun­gen dazu erteilt werden.“

www.acib.at

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