Öster­reich als globaler Hotspot der Quan­ten­for­schung

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2025 zum Internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie ausgerufen. Anlass ist die Formulierung der Quantenmechanik vor 100 Jahren – eine bahnbrechende wissenschaftliche Leistung, die den technologischen Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte maßgeblich geprägt hat.

In Öster­reich hat dieses For­schungs­feld große Tradition, eine maß­geb­lich treibende Kraft ist hier die For­schungs­för­de­rungs­ge­sell­schaft FFG.

Wer Quan­ten­tech­no­lo­gie hört, denkt wahr­schein­lich eher an abstrakte Formeln und viel Theorie als an das Internet oder GPS-Geräte. Dabei erleich­tern Quan­ten­sys­te­me der ersten Gene­ra­ti­on schon seit vielen Jahren unseren Alltag. Sie bilden zum Beispiel die Grundlage für die Online-Daten­über­tra­gung oder machen GPS-Systeme genauer. Quan­ten­tech­no­lo­gien basieren auf den Beson­der­hei­ten der Quan­ten­me­cha­nik und nutzen spezielle Zustände wie „Über­la­ge­rung“ und „Ver­schrän­kung“, um Infor­ma­tio­nen zu ver­ar­bei­ten und zu über­tra­gen. Basierend auf diesen Prin­zi­pi­en machen immer leis­tungs­fä­hi­ge­re Quan­ten­com­pu­ter oder Hoch­leis­tungs­sen­so­ren bisher Unvor­stell­ba­res möglich: Rechner, die in Sekunden Probleme lösen, für die her­kömm­li­che Computer Monate brauchen, oder Sensoren, die Einblicke in bisher unsicht­ba­re Vorgänge im mensch­li­chen Körper geben.

Öster­rei­chi­sche Spit­zen­for­schung

Öster­reich ist inter­na­tio­nal anerkannt für seine Spit­zen­for­schung in Quan­ten­tech­no­lo­gien, nicht zuletzt dank dem starken Enga­ge­ment der FFG. Öster­rei­chi­sche Forscher gehören zu den meist­zi­tier­ten Wis­sen­schaft­lern in diesem For­schungs­feld und belegen weltweit Platz 5 nach China, USA, Deutsch­land und Groß­bri­tan­ni­en. Die FFG trägt maß­geb­lich dazu bei, die besten Köpfe im Land zu halten und die Kom­mer­zia­li­sie­rung inno­va­ti­ver Quan­ten­tech­no­lo­gien vor­an­zu­trei­ben. Bereits seit 2004 fördert sie gezielt Projekte im Bereich Quan­ten­for­schung und Quan­ten­tech­no­lo­gie, der ein enormes wirt­schaft­li­ches Potenzial hat. Laut McKinsey Quantum Tech­no­lo­gy Monitor 2024 könnte die Wert­schöp­fung bis 2035 bis zu 2 Billionen US-Dollar betragen. Die rasant fort­schrei­ten­de Ent­wick­lung von künst­li­cher Intel­li­genz verstärkt zudem die Bedeutung der Quan­ten­tech­no­lo­gien, denn künftig könnten Quan­ten­com­pu­ter die Rechen­leis­tung bereit­stel­len, die für komplexe KI-Modelle benötigt wird.

Die FFG als starker Motor

Seit 2014 wurden im FFG-Stan­dard­port­fo­lio 53 Projekte im Bereich Quan­ten­wis­sen­schaft gefördert. Das nationale Quan­ten­for­schungs­pro­gramm (QFTE/QuantERA) unter­stütz­te seit 2017 insgesamt 25 nationale und trans­na­tio­na­le Vorhaben. Insgesamt bewil­lig­te die FFG 128 Projekte mit 259 Betei­li­gun­gen und einer För­der­sum­me von 116 Millionen Euro – davon 74,6 Millionen Euro im Rahmen der Initia­ti­ve „Quantum Austria“. Seit 2021 finan­ziert der Euro­päi­sche Wie­der­auf­bau- und Resi­li­enz­fonds (RRF) die Initia­ti­ve „Quantum Austria“, die vom BMBWF gemeinsam mit dem FWF umgesetzt wird. Bis Ende 2024 wurden in vier FFG-Aus­schrei­bun­gen insgesamt 81 Millionen Euro für 30 Projekte vergeben.

Um den Transfer von Quan­ten­tech­no­lo­gien in die indus­tri­el­le Anwendung zu fördern, startete im Dezember 2024 die neue Aus­schrei­bung „Quantum to Market“. Mit einem Gesamt­bud­get von 4 Millionen Euro liegt der Fokus auf der wirt­schaft­li­chen Nutzung von Quan­ten­sen­so­rik und Quan­ten­me­tro­lo­gie. Ein aktueller Durch­bruch unter­streicht die Relevanz dieser Initia­ti­ve: Im September 2024 gelang der TU Wien der expe­ri­men­tel­le Nachweis einer Thorium-Atom­kern­uhr – eine Inno­va­ti­on mit Potenzial zur Revo­lu­tio­nie­rung von Zeit­mes­sung und GPS-Tech­no­lo­gie.

Euro­päi­sche Betei­li­gun­gen

Die EU nimmt mit einem Anteil von 44 % an den global erteilten Patenten eine führende Rolle ein. Die FFG fungiert als nationale Kon­takt­stel­le für EU-Programme und unter­stützt die Betei­li­gung öster­rei­chi­scher For­schungs­pro­jek­te etwa im Rahmen von „Horizon 2020“, „Horizon Europe“ und „ERA-Nets QuantERA“. Ein stra­te­gi­scher Schwer­punkt ist der Aufbau einer Quan­ten­kom­mu­ni­ka­ti­ons­in­fra­struk­tur (QCI-CAT) im Rahmen des Digital-Europe-Pro­gram­mes seit 2023. Zudem inves­tiert die FFG seit 2019 in die Alpine Quantum Tech­no­lo­gies GmbH (AQT).

Markt im Aufwind

Der Markt für die Nutzung von Quan­ten­tech­no­lo­gien ist im Aufwind, die Kon­kur­renz bei der kom­mer­zi­el­len Umsetzung der For­schungs­er­geb­nis­se aller­dings stark. Öster­rei­chi­sche Fir­men­grün­dun­gen zeigen, dass die über Jahr­zehn­te geflos­se­nen För­der­mit­tel nun beginnen, sich wirt­schaft­lich zu rentieren. Damit das große Invest­ment nicht ins Leere geht, muss die künftige Regierung weiter fördern.

Save the date: FFG Forum 2025 

10. September 2025, Muse­ums­quar­tier Wien
www.ffg.at/forum

Das dies­jäh­ri­ge FFG Forum dreht sich the­ma­tisch um die zentralen Schlüs­sel­tech­no­lo­gien, die Öster­reichs Inno­va­ti­ons­kraft und Wett­be­werbs­fä­hig­keit stärken. Im Fokus stehen Quan­ten­tech­no­lo­gie, künst­li­che Intel­li­genz, Life Sciences, Mate­ri­al­wis­sen­schaf­ten, Auto­mo­ti­ve und Halb­lei­ter­tech­no­lo­gie.

www.ffg.at

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