JUST-Redaktion|

Neues 3D-Druck­sys­tem für Hybrid­ma­te­ria­li­en an Mon­tan­uni

Als erste öster­rei­chi­sche Hoch­schu­le verfügt die Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben ab sofort über einen 3D-Drucker für Hybrid­ma­te­ria­li­en. Das im Inland pro­du­zier­te Gerät CeraFab 7500 (Firma Lithoz GmbH) ermög­licht die Fer­ti­gung von kom­ple­xen, sta­bi­len und hoch­auf­lö­sen­den 3D-Objek­ten aus ver­schie­de­nen Werk­stof­fen. Gedruckt werden können unter­schied­li­che Kera­mi­ken ebenso wie gefüll­te und unge­füll­te Poly­me­re sowie hoch­vis­ko­se For­mu­lie­run­gen gene­rell, wodurch der Einsatz in anderen Berei­chen (z.B. Metall bzw. Werk­stoff­kom­bi­na­tio­nen) möglich ist.

Die Neu­an­schaf­fung ent­springt einer For­schungs­ko­ope­ra­ti­on der beiden Leo­be­ner Depart­ments für Werk­stoff­wis­sen­schaft und Kunst­stoff­tech­nik im Bereich des Designs, der Her­stel­lung und der Cha­rak­te­ri­sie­rung von neuen Mate­ria­li­en mit ver­bes­ser­ten Struk­tur- und Funk­ti­ons­ei­gen­schaf­ten. Gemein­sam arbei­te­te man bereits bei ver­schie­de­nen Pro­jek­ten mit der Firma Lithoz zusam­men. Das 2011 in Wien gegrün­de­te Unter­neh­men ist Welt­markt- und Technologieführer für 3D-Drucker, Mate­ria­li­en und Lösungen für die indus­tri­el­le Pro­duk­ti­on von Hoch­leis­tungs- und bio­re­sor­bier­ba­ren Kera­mi­ken.

Unter­schied­li­che Werk­stoff-Kom­bi­na­tio­nen möglich

„Neue Funk­tio­na­li­tä­ten erfor­dern meist die Kom­bi­na­ti­on von ver­schie­de­nen Werk­stof­fen bzw. Mate­ri­al­klas­sen wie z. B. Metall, Polymer oder Keramik, welche auf­grund ihrer unter­schied­li­chen thermo-phy­si­ka­li­schen Eigen­schaf­ten sehr schwie­rig zusam­men ver­ar­bei­tet werden können. Ins­be­son­de­re die Rea­li­sie­rung von Bau­tei­len mit kom­ple­xen Geo­me­trien stellt eine große Her­aus­for­de­rung dar“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Raul Bermejo Mora­ti­nos vom Lehr­stuhl für Struk­tur- und Funk­ti­ons­ke­ra­mik. „Erst die Ent­wick­lung von soge­nann­ten addi­ti­ven Fer­ti­gungs­ver­fah­ren ermög­licht die Ver­ar­bei­tung von unter­schied­li­chen Werk­stoff-Kom­bi­na­tio­nen zur Her­stel­lung kom­ple­xer Bau­tei­le.“

Die For­schung in Leoben soll dazu bei­tra­gen, Design­richt­li­ni­en in Bezug auf Struk­tur- und Funk­ti­ons­ei­gen­schaf­ten für künf­ti­ge 3D-gefer­tig­ten Mate­ria­li­en zu ent­wi­ckeln. „Kon­kre­te Bei­spie­le dafür sind Hoch­leis­tungs­ke­ra­mi­ken für die Bio­me­di­zin wie z. B. Zahn­im­plan­ta­te oder Hüft­ge­len­ke, 3D-Archi­tek­tu­ren mit ein­ge­stell­ten Funk­ti­ons­ei­gen­schaf­ten wie bei­spiels­wie­se Dielek­tri­ka bzw. Pie­zo­elek­tri­ka für die Mikro­elek­tro­nik, Kühl­kör­per für die Elek­tronik­in­dus­trie oder auch gefüll­te Pho­to­po­ly­me­re für die addi­ti­ve Fer­ti­gung von Bril­len­ge­stel­len oder Zahn­ersatz­ma­te­ria­li­en“, führt Assoz.Prof. Dr. Thomas Grießer vom Lehr­stuhl für Chemie der Kunst­stof­fe an.

Der 3D-Druck-Prozess

Das ein­ge­setz­te Ver­fah­ren basiert auf der Litho­gra­phy-based Ceramic Manu­fac­tu­ring (LCM)-Technologie. Aus­ge­hend von einem CAD-Modell ist der erste Schritt des Pro­zes­ses die Arbeits­vor­be­rei­tung und ‑opti­mie­rung. Die Infor­ma­tio­nen für das Bauteil werden direkt vom Com­pu­ter digital auf das CeraFab-System über­tra­gen. Die mit Kera­mik­par­ti­keln gemisch­te Flüs­sig­keit (der soge­nann­te Schli­cker) wird auto­ma­tisch dosiert und auf eine trans­pa­ren­te Wanne auf­ge­tra­gen. Die beweg­li­che Bau­platt­form wird in den Schli­cker getaucht, dieser wird dann selek­tiv sicht­ba­rem Licht von unter­halb der Wanne aus­ge­setzt und aus­ge­här­tet. Das Schicht­bild wird über eine digi­ta­le Mikro­spie­gel-Vor­rich­tung (DMD) in Ver­bin­dung mit einem hoch­mo­der­nen Pro­jek­ti­ons­sys­tem erzeugt.

Durch die Wie­der­ho­lung dieses Pro­zes­ses kann ein drei­di­men­sio­na­les „Grün­teil“ Schicht für Schicht erzeugt werden. Beim Aus­hei­zen wird das Bin­de­mit­tel ent­fernt und danach werden die Bau­tei­le gesin­tert, wodurch voll­stän­dig dichte Kera­mik­bau­tei­le ent­ste­hen. Ziel ist die Rea­li­sie­rung soge­nann­ter „digi­ta­ler Mate­ria­li­en“ bzw. „digi­ta­ler Bau­tei­le“, wobei Eigen­schaf­ten wie z. B. Farbe und mecha­ni­sche Fes­tig­keit drei­di­men­sio­nal und selek­tiv inner­halb des Bau­teils modi­fi­ziert werden können.

Moderns­te Aus­stat­tung auch für Lehre

„Neben der For­schung wird der neue 3D-Drucker an der Mon­tan­uni­ver­si­tät Leoben auch im Mas­ter­stu­di­um Werk­stoff­wis­sen­schaft zum Einsatz kommen“, kündigt Bermejo an. „Neben Metal­len und Poly­me­ren können wir in der Lehre nun alle Mate­ri­al­klas­sen als Werk­stof­fe für die addi­ti­ve Fer­ti­gung abbil­den.“ Ergän­zen­de Indus­trie­er­fah­rung können die Leo­be­ner Stu­die­ren­den durch Prak­ti­ka im Bereich 3D-Fer­ti­gung bei der Firma Lithoz sammeln.

Weitere Infor­ma­tio­nen:

Univ.-Prof. Dr. Raul Bermejo Mora­ti­nos

Lehr­stuhl für Struk­tur- und Funk­ti­ons­ke­ra­mik

E‑Mail: raul.bermejo@unileoben.ac.at

Tel.: +43 3842 402‑4100

sowie https://www.lithoz.com

 

Foto v.l.: Mon­tan­uni-Rektor Wil­fried Eichl­se­der, Assoz.Prof. Dr. Thomas Grießer, Lithoz-CEO Dr. Johan­nes Homa, Univ.-Prof. Dr. Raul Bermejo Mora­ti­nos.
Foto­credit: Montanuni/Bendl

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