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Mon­tan­uni: For­schung für längere Lebens­dau­er von Tunneln

Tun­nel­bau­wer­ke sind lebens­wich­ti­ge Adern der öster­rei­chi­schen Ver­kehrs­in­fra­struk­tur, die so ver­füg­bar wie möglich gehal­ten werden müssen. Damit sie lange und dau­er­haft in mög­lichst ein­wand­frei­en Zustand bleiben, sind War­tungs­ar­bei­ten not­wen­dig, die zu zeit­wei­sen Behin­de­run­gen führen können. Ein mög­li­cher Grund für der­ar­ti­ge War­tungs­ar­bei­ten ist das Drai­na­gen­sys­tem, das kon­ti­nu­ier­lich kon­trol­liert und gege­be­nen­falls saniert werden muss. Leo­be­ner Wis­sen­schaft­ler for­schen nun in einem groß ange­leg­ten For­schungs­pro­jekt an effi­zi­en­te­ren und lang­le­bi­ge­ren Sanie­rungs­me­tho­den.

Auto- und Bahn­tun­nel sind höchst kom­ple­xe Bau­wer­ke, die gewal­ti­gen Kräften stand­hal­ten müssen. Ein­wand­frei funk­tio­nie­ren­de Drai­na­ge­sys­te­me aus Kunst­stoff für die Ablei­tung von Grund­was­ser sind dabei ein uner­läss­li­ches Element für betriebs­fä­hi­ge Tun­nel­bau­ten. Am Depart­ment für Kunst­stoff­tech­nik forscht man im neuen Projekt „Drain­Re­pair“, das von ÖBB, ASFINAG und BMK (Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Kli­ma­schutz, Umwelt, Energie, Mobi­li­tät, Inno­va­ti­on und Tech­no­lo­gie) im Rahmen der VIF 2019 Aus­schrei­bung geför­dert wurde, gemein­sam mit dem Lehr­stuhl für Sub­sur­face Engi­nee­ring und den Firmen Nord­iT­u­be SE und RTi GmbH an neuen Ver­fah­ren und Mate­ria­li­en für die Sanie­rung beschä­dig­ter Drai­na­gen.

Wozu Drai­na­gen in Tun­nel­bau­ten?

Für die lang­fris­ti­ge Nutzung von Auto- und Bahn­tun­neln sind unter anderem was­ser­füh­ren­de geo­lo­gi­sche Schich­ten beson­ders zu berück­sich­ti­gen. Anfal­len­des Wasser und hoher Was­ser­druck müssen in vielen Fällen gere­gelt abge­lei­tet werden. „Zumeist wird das Wasser dabei durch einen Ring­spalt zwi­schen Außen- und Innen­scha­le des Tunnels in Drai­na­ge­roh­re gelei­tet“, erklärt Dr. Florian Arbei­ter vom Lehr­stuhl für Werk­stoff­kun­de und Prüfung der Werk­stof­fe. Für solche Lei­tun­gen werden häufig per­fo­rier­te, also mit Löchern oder Schlit­zen ver­se­he­ne Kunst­stoff­roh­re ver­wen­det, die in regel­mä­ßi­gen Abstän­den gewar­tet und gerei­nigt werden müssen, um bei­spiels­wei­se Ver­sin­te­run­gen zu lösen. Diese ent­ste­hen, wenn sich Mine­ra­li­en aus flie­ßen­dem Wasser am Unter­grund abla­gern, Krusten bilden und dadurch die Drai­na­gen ver­le­gen. Inten­si­ve Rei­ni­gungs­ar­bei­ten können aber auch zu Schäden an den Rohren führen, die im schlimms­ten Fall sogar eine Bedro­hung für das gesamte Bauwerk dar­stel­len und mög­lichst rasch behoben werden müssen, um mög­lichst lang­fris­tig das Tun­nel­bau­werk nutzen zu können.

Repa­ra­tu­ren an Drai­na­gen

„Eine Repa­ra­tur von Drai­na­ge­l­ei­tun­gen muss „gra­ben­los“ erfol­gen, da andern­falls die kom­plet­te Tun­nel­scha­le ent­fernt werden müsste, was neben immensen Kosten auch lang­fris­ti­ge Tun­nel­sper­ren mit sich bringen würde“, ist Arbei­ter über­zeugt. Aus dem Bereich der kom­mu­na­len Was­ser­wirt­schaft und dem Kanal­we­sen sind einige Ver­fah­ren zur Sanie­rung bekannt, die ohne kom­plet­tes Aus­gra­ben des Rohres aus­kom­men. „Aller­dings berück­sich­ti­gen diese nur in den wenigs­ten Fällen spe­zi­fi­sche Aspekte des Tun­nel­baus, wie zum Bei­spiel ein­ge­schränk­te Zutritts­mög­lich­kei­ten, nach­träg­lich not­wen­di­ge Öffnung der Drai­na­ge­schlit­ze oder dass es keine Absperr­mög­lich­keit für das Drai­na­ge­was­ser gibt“, erläu­tert Arbei­ter.

Projekt „Drain­Re­pair“

Ziel des Pro­jek­tes Drain­Re­pair ist es nun, bereits vor­han­de­ne, gra­ben­lo­se Ver­fah­ren dahin­ge­hend zu adap­tie­ren, damit sie auch in der Tun­nel­sa­nie­rung ange­wen­det werden können. „Zur Repa­ra­tur könnten bei­spiels­wei­se unter Wasser här­ten­de Harze, die Schläge und Stöße besser auf­neh­men können, zum Einsatz kommen“, meint Arbei­ter abschlie­ßend. Zusätz­lich könnte das Mate­ri­al des Gewe­be­schlauchs ver­bes­sert werden, um die Sta­bi­li­tät zu erhöhen. Nicht nur die Instand­set­zung selbst steht dabei im Fokus der For­schung, sondern auch die Halt­bar­keit der Repa­ra­tur.

 

Foto: Durch geziel­te For­schung kann die Lebens­dau­er von Tunneln erhöht werden.

Foto­credit: Adobe Stock, kal­a­fo­to

 

 

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