Leicht, energiereich und emissionsfrei, wenn richtig eingesetzt. Doch bis zum breiten Einsatz ist es ein technischer Kraftakt. In Österreich entsteht nun mit dem Liquid Hydrogen Lab (LHL) ein Ort, an dem diese Herausforderung in greifbare Nähe rückt.
Das LHL ist eine hoch spezialisierte Forschungsinfrastruktur, die vom Hydrogen Research Center Austria (HyCentA), einer der weltweit führenden Forschungseinrichtungen für Wasserstofftechnologien und elektrochemische Systeme, betrieben wird. Das LHL wird österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen neue Möglichkeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Flüssigwasserstoff von der Materialentwicklung bis zur Systemintegration eröffnen. Ziel ist es, ein innovatives Umfeld zu schaffen, das exzellente wissenschaftliche Arbeit ermöglicht und neue experimentelle Potenziale für Anwendungen in Mobilität, Energie und Industrie eröffnet.
Im Fokus stehen Komponenten, die unter extremen Bedingungen funktionieren müssen, darunter Ventile, Sensoren und kryogene Speichersysteme. Das Forschungsteam entwickelt und testet Dicht‑, Isolier- und Leichtbaumaterialien, die bei tiefsten Temperaturen verlässlich arbeiten. Dauerhaltbarkeitstests, Funktionsnachweise und neue Prüfmethoden gehören ebenso dazu wie hochpräzise Simulationen, etwa zur Eisbildung oder zum Verhalten von Flüssigwasserstoff bei Bewegungen und Druckveränderungen.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem Betankungsprozess, denn beim Umgang mit Flüssigwasserstoff zählt jede Sekunde und jedes Gramm. Rückgasverluste sollen minimiert, Durchflussraten maximiert werden. Ziel ist ein sicherer, effizienter und wirtschaftlich tragbarer Umgang mit LH₂ sowohl am Boden als auch in der Luft.
Ein besonders ambitioniertes Vorhaben im Rahmen des LHL ist das Forschungsprojekt AUTARK. Hier wird an Flüssigwasserstoffsystemen für die Luftfahrt gearbeitet. Die Herausforderung: Tanks und Verteilersysteme müssen extrem leicht, absolut sicher und gleichzeitig skalierbar sein. AUTARK zeigt, wie österreichisches Know-how dabei helfen kann, das europäische Ziel einer klimaneutralen Luftfahrt bis 2050 zu erreichen.
Dazu vereint das Konsortium industrielle Schwergewichte wie MAGNA, TEST-FUCHS, PEGASUS und AAC mit forschungsstarken Partnern wie AIT, LKR und HyCentA. Im Mittelpunkt stehen Gewichtsoptimierung, Sicherheitsnachweise, Simulationsmodelle und neue Fertigungsverfahren mit dem Ziel, serienreife Flüssigwasserstoffsysteme für Flugzeuge zu entwickeln.
Gefördert wird AUTARK vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur im Rahmen des FFG-Programms Take Off, das auf nachhaltige Mobilitätslösungen für die Luftfahrt abzielt. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern um neue Geschäftsmodelle und eine zukunftsfähige Infrastruktur.
Mit dem Liquid Hydrogen Lab als wissenschaftlichem Rückgrat und AUTARK als konkretem Anwendungsprojekt leistet Österreich einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft und sichert sich eine führende Rolle in einem Zukunftsfeld, das gerade erst abhebt.
Fördergeber
HyCentA wird als COMET Center vom BMIMI und BMWET sowie von den Bundesländern Steiermark, Wien, Oberösterreich und Tirol – im Rahmen von COMET (Competence Centers for Excellent Technologies) – gefördert. Die COMET-Förderung wird von der FFG abgewickelt. Das Liquid Hydrogen Lab wird vom BMIMI gefördert und von der FFG abgewickelt.