Astrid Kohl­mei­er|

Kalt, sauber, zukunfts­wei­send

Es klingt paradox: Ausgerechnet extreme Kälte könnte uns einen heißen Vorsprung im Rennen um eine klimaneutrale Zukunft verschaffen. Flüssigwasserstoff, bei minus 253 Grad Celsius verflüssigter Wasserstoff, gilt als Hoffnungsträger für eine neue Ära in der Energie- und Luftfahrttechnik.

Leicht, ener­gie­reich und emis­si­ons­frei, wenn richtig ein­ge­setzt. Doch bis zum breiten Einsatz ist es ein tech­ni­scher Kraft­akt. In Öster­reich ent­steht nun mit dem Liquid Hydro­gen Lab (LHL) ein Ort, an dem diese Her­aus­for­de­rung in greif­ba­re Nähe rückt.

Das LHL ist eine hoch spe­zia­li­sier­te For­schungs­in­fra­struk­tur, die vom Hydro­gen Rese­arch Center Austria (HyCentA), einer der welt­weit füh­ren­den For­schungs­ein­rich­tun­gen für Was­ser­stoff­tech­no­lo­gien und elek­tro­che­mi­sche Systeme, betrie­ben wird. Das LHL wird öster­rei­chi­schen Unter­neh­men und For­schungs­ein­rich­tun­gen neue Mög­lich­kei­ten entlang der gesam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te von Flüs­sig­was­ser­stoff von der Mate­ri­al­ent­wick­lung bis zur Sys­tem­in­te­gra­ti­on eröff­nen. Ziel ist es, ein inno­va­ti­ves Umfeld zu schaf­fen, das exzel­len­te wis­sen­schaft­li­che Arbeit ermög­licht und neue expe­ri­men­tel­le Poten­zia­le für Anwen­dun­gen in Mobi­li­tät, Energie und Indus­trie eröff­net.

Im Fokus stehen Kom­po­nen­ten, die unter extre­men Bedin­gun­gen funk­tio­nie­ren müssen, dar­un­ter Ventile, Sen­so­ren und kryo­ge­ne Spei­cher­sys­te­me. Das For­schungs­team ent­wi­ckelt und testet Dicht‑, Isolier- und Leicht­bau­ma­te­ria­li­en, die bei tiefs­ten Tem­pe­ra­tu­ren ver­läss­lich arbei­ten. Dau­er­halt­bar­keits­tests, Funk­ti­ons­nach­wei­se und neue Prüf­me­tho­den gehören ebenso dazu wie hoch­prä­zi­se Simu­la­tio­nen, etwa zur Eis­bil­dung oder zum Ver­hal­ten von Flüs­sig­was­ser­stoff bei Bewe­gun­gen und Druck­ver­än­de­run­gen.

Beson­de­res Augen­merk liegt auf dem Betan­kungs­pro­zess, denn beim Umgang mit Flüs­sig­was­ser­stoff zählt jede Sekunde und jedes Gramm. Rück­gas­ver­lus­te sollen mini­miert, Durch­fluss­ra­ten maxi­miert werden. Ziel ist ein siche­rer, effi­zi­en­ter und wirt­schaft­lich trag­ba­rer Umgang mit LH₂ sowohl am Boden als auch in der Luft.

Ein beson­ders ambi­tio­nier­tes Vor­ha­ben im ­Rahmen des LHL ist das For­schungs­pro­jekt ­AUTARK. Hier wird an Flüs­sig­was­ser­stoff­sys­te­men für die Luft­fahrt gear­bei­tet. Die Her­aus­for­de­rung: Tanks und Ver­tei­ler­sys­te­me müssen extrem leicht, absolut sicher und gleich­zei­tig ska­lier­bar sein. AUTARK zeigt, wie öster­rei­chi­sches Know-how dabei helfen kann, das euro­päi­sche Ziel einer kli­ma­neu­tra­len Luft­fahrt bis 2050 zu errei­chen.

Dazu vereint das Kon­sor­ti­um indus­tri­el­le Schwer­ge­wich­te wie MAGNA, TEST-FUCHS, PEGASUS und AAC mit for­schungs­star­ken Part­nern wie AIT, LKR und HyCentA. Im Mit­tel­punkt stehen Gewichts­op­ti­mie­rung, Sicher­heits­nach­wei­se, Simu­la­ti­ons­mo­del­le und neue Fer­ti­gungs­ver­fah­ren mit dem Ziel, seri­en­rei­fe Flüs­sig­was­ser­stoff­sys­te­me für Flug­zeu­ge zu ent­wi­ckeln.

Geför­dert wird AUTARK vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Inno­va­ti­on, Mobi­li­tät und Infra­struk­tur im Rahmen des FFG-Pro­gramms Take Off, das auf nach­hal­ti­ge Mobi­li­täts­lö­sun­gen für die Luft­fahrt abzielt. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern um neue Geschäfts­mo­del­le und eine zukunfts­fä­hi­ge Infra­struk­tur.
Mit dem Liquid Hydro­gen Lab als wis­sen­schaft­li­chem Rück­grat und AUTARK als kon­kre­tem Anwen­dungs­pro­jekt leistet Öster­reich einen wich­ti­gen Beitrag zur Ent­wick­lung einer Was­ser­stoff­wirt­schaft und sichert sich eine füh­ren­de Rolle in einem Zukunfts­feld, das gerade erst abhebt.

www.hycenta.at

För­der­ge­ber
HyCentA wird als COMET Center vom BMIMI und BMWET sowie von den Bun­des­län­dern Stei­er­mark, Wien, Ober­ös­ter­reich und Tirol – im Rahmen von COMET (Com­pe­tence Centers for Excel­lent Tech­no­lo­gies) – geför­dert. Die COMET-För­de­rung wird von der FFG abge­wi­ckelt. Das Liquid Hydro­gen Lab wird vom BMIMI geför­dert und von der FFG abge­wi­ckelt.

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