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Inno­va­ti­ons­trei­ber Spin-offs & Start-ups

In den Life Sci­en­ces funk­tio­nie­ren wis­sen­schaft­li­cher Fort­schritt und wirt­schaft­li­che Ver­wer­tung nicht ohne die Brain­power der Mit­ar­bei­ter an den Unis und For­schungs­zen­tren.

Kein Wunder, dass die aktivs­ten For­scher immer öfter ihre Rollen wech­seln und auch zu Unter­neh­mern werden. So ent­ste­hen uni­ver­si­tä­re Spin-offs und tech­no­lo­gie­ge­trie­be­ne Start-ups, die die neu­es­ten Erkennt­nis­se aus Wis­sen­schaft und For­schung in markt­gän­gi­ge Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen ver­wan­deln. Zwei Unter­neh­men aus Graz, NGFI und Inn­o­Pho­re, stehen für das Prinzip des wis­sens­ba­sier­ten gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Fort­schritts.

Von der Natur lernen und dieses Wissen für die Indus­trie nutzbar machen, das hat sich das Team des Start-ups Inn­o­Pho­re zum Ziel gesetzt.

Enzyme für die Indus­trie

Ohne Enzyme wären wich­ti­ge Stoff­wech­sel­pro­zes­se im mensch­li­chen Körper nicht möglich. Diese kleinen Eiweiß-Mole­kü­le, früher auch Fer­men­te genannt, fun­gie­ren als Bio­ka­ta­ly­sa­to­ren und beschleu­ni­gen che­mi­sche Reak­tio­nen: Enzyme spalten große Nah­rungs­mo­le­kü­le in kleine auf, die dann in den Zellen ver­ar­bei­tet werden können, erst durch die Akti­vi­tät der Enzyme können z. B. Fette und Zucker verdaut werden. Enzyme sind grund­le­gen­de Bestand­tei­le und Treiber aller bio-che­mi­schen Vor­gän­ge in leben­den Orga­nis­men. Dieses Poten­zi­al kann man auch in der Pro­duk­ti­on von Lebens­mit­teln oder Medi­ka­men­ten nutzen. So gewin­nen Enzyme als umwelt­freund­li­che Bestand­tei­le indus­tri­el­ler Ver­fah­ren in der phar­ma­zeu­ti­schen und che­mi­schen Indus­trie immer größere Bedeu­tung. Die Suche nach indus­tri­ell benö­tig­ten Enzym­funk­tio­nen ist im Labor jedoch extrem auf­wen­dig und unter­liegt vielen Ein­schrän­kun­gen.

Der Ent­wick­lung einer alter­na­ti­ven Enzym­platt­form für indus­tri­el­le Anwen­dun­gen hat sich das Team des 2016 gegrün­de­ten Grazer Start-ups Inn­o­Pho­re ver­schrie­ben. Mit der neu ent­wi­ckel­ten „Enzyme Search Platt­form“ wird es möglich, am Com­pu­ter alter­na­ti­ve Enzyme zu bestehen­den Pro­zes­sen zu iden­ti­fi­zie­ren und damit Ver­fah­ren zu opti­mie­ren oder bestimm­te Pro­zes­se über­haupt erst zu ermög­li­chen. „Inn­o­Pho­re arbei­tet mit­hil­fe dieser Platt­form auch daran, neue Enzym­funk­tio­nen und Reak­ti­ons­we­ge zu ent­de­cken, die bislang für die Indus­trie ver­bor­gen waren“, berich­ten die Gründer Chris­ti­an Gruber, Karl Gruber und Georg Stein­kell­ner. Auch das Team von Inn­o­Pho­re nutzte in seiner Start­pha­se ebenso wie das NGFI-Team das Know-how und die Infra­struk­tur am uni­ver­si­tä­ren Grün­der­zen­trum Science Park Graz. Mitt­ler­wei­le hat Inn­o­Pho­re eigene Räum­lich­kei­ten bezogen und im März 2017 als GmbH den ent­spre­chen­den recht­lich-orga­ni­sa­to­ri­schen Rahmen erhal­ten. Die Expan­si­on kann begin­nen.

Messen können, was nicht messbar war

Neue Sen­so­ren von NGFI, einem Spin-off-Unter­neh­men der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz, machen erst­mals die Echt­zeit- Messung von Stick­stoff­mon­oxid möglich.

Die geNOps-Sen­so­ren – geNOps steht für „gene­ti­cal­ly encoded NO probes“ – ermög­li­chen das direkte Messen von Stick­stoff­mon­oxid (NO) in ein­zel­nen Zellen mit einem Fluo­res­zenz­mi­kro­skop. Diese neuen Sen­so­ren liefern wirk­li­che NO-Signale, die Messung ist wie­der­holt möglich, rever­si­bel und die For­sche­rin­nen und For­scher können damit NO-Zunah­men ebenso wie NO-Abnah­men erst­mals in Echt­zeit messen – was völlig neue Mög­lich­kei­ten in den For­schungs­fel­dern Herz-Kreis­lauf-For­schung, Neu­ro­wis­sen­schaf­ten, Gefäß­for­schung, Zell­bio­lo­gie und NO-For­schung eröff­net.

Die Ent­wick­lung der geNOps-Sen­so­ren ist Kern und Nukleus des Unter­neh­mens. Dieses Know-how erwei­ternd, werden vom NGFI-For­scher­team um Wolf­gang Graier, Roland Malli, Markus Waldeck-Wei­er­mair und Emrah Eroglu aber auch Dienst­leis­tun­gen wie Auf­trags­for­schung und Fort­bil­dung im Bereich der moder­nen Mole­ku­lar­bio­lo­gie, Zell­phy­sio­lo­gie und hoch­auf­lö­sen­den Fluo­res­zenz­mi­kro­sko­pie ange­bo­ten.

Zur Visua­li­sie­rung und Messung zel­lu­lä­rer Pro­zes­se mit­hil­fe der Bio­sen­so­ren dient ein Fluo­res­zenz­mi­kro­skop. Um einer mög­lichst großen Anzahl von For­schern diese Tech­no­lo­gie zugäng­lich zu machen, hat NGFI in diesem Jahr begon­nen, ein preis­güns­ti­ges Fluo­res­zenz­mi­kro­skop zu ent­wi­ckeln, das opti­miert auf die ange­bo­te­nen Bio­sen­so­ren ver­trie­ben werden soll. Das Mikro­skop dient wie die Sen­so­ren selbst dem Zweck der Grund­la­gen- und ange­wand­ten For­schung.

Quellen: Wirt­schafts­kam­mer Öster­reich, Startup Loca­ti­on Vienna, PGM Con­sul­ting // Euro­stat,
Amt der Stei­er­mär­ki­schen Lan­des­re­gie­rung A 12 – Referat Wirt­schaft und Inno­va­ti­on

Fotos: NGFI / Science Park Graz

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