Grünes Ammoniak – ein Schlüssel für die Ener­gie­wen­de

Eine tirolerisch-steirische Forschungsallianz, bestehend aus dem Grazer Forschungszentrum LEC und dem Großmotorenhersteller INNIO Jenbacher, testet erstmals erfolgreich den Ammoniakbetrieb eines Forschungsmotors. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur weltweiten Dekarbonisierung geleistet.

Das UN-Welt­kli­ma­schutz­ab­kom­men fordert von Politik und Wirt­schaft, zukunfts­fä­hi­ge Lösungen zu ent­wi­ckeln, um das ange­peil­te NetZero-Ziel zu erreichen. Dabei sind laut Welt­kli­ma­rat IPCC die Maßnahmen der nächsten zehn Jahren ent­schei­dend. Eine wichtige Stoß­rich­tung dabei sind grüner E‑Fuels – also z. B. „grüner“ Was­ser­stoff oder „grünes“ Ammoniak. Der Prozess zur Her­stel­lung dieser Gase, die Erdgas ersetzen können, wird dann als „grün“ bezeich­net, wenn diese unter Ver­wen­dung erneu­er­ba­rer Ener­gie­quel­len wie Wind- oder Solar­ener­gie durch­ge­führt wird.

Ins­be­son­de­re Ammoniak wird als Hoff­nungs­trä­ger angesehen: Dieses Gas lässt sich relativ einfach aus Was­ser­stoff und Luft­stick­stoff in großen Mengen indus­tri­ell her­stel­len und wesent­lich leichter speichern als flüssiger Was­ser­stoff. Ihm wird großes Potenzial als grüner Kraft­stoff, etwa in der Hoch­see­schiff­fahrt, sowie als Ener­gie­trä­ger und Schlüssel für die Was­ser­stoff­wirt­schaft zuge­schrie­ben.

Aus all diesen Gründen forciert das Grazer Large Engines Com­pe­tence Center (LEC), ein COMET-For­schungs­zen­trum, in Koope­ra­ti­on mit dem Groß­mo­to­ren­her­stel­ler INNIO die Forschung an grünem Ammoniak. Die lang­jäh­ri­ge For­schungs­ko­ope­ra­ti­on und Pio­nier­ar­beit bei visio­nä­ren Tech­no­lo­gien zur Nutzung von E‑Fuels für eine nach­hal­ti­ge Ener­gie­er­zeu­gung und Trans­port­wirt­schaft hat LEC und INNIO zu globalen Vor­rei­tern in diesem Bereich gemacht.

Weltweit ein­zig­ar­ti­ge For­schungs­in­fra­struk­tur

Die ein­zig­ar­ti­ge For­schungs­in­fra­struk­tur am LEC in Graz wurde nun um die euro­pa­weit erste Ammo­niak­for­schungs­in­fra­struk­tur erweitert. Sie stellt einen wichtigen Baustein für die Umsetzung des neu geneh­mig­ten COMET-For­schungs­pro­gramms „LEC GETS – Green Energy and Trans­por­ta­ti­on Systems“ (Laufzeit: 2023–2030) sowie des deutschen Ammoniak-Leit­pro­jekts CAMPFIRE dar, mit dem eine Koope­ra­ti­on ein­ge­gan­gen wurde. Die Ein­zy­lin­der­tests im Rahmen dieser For­schungs­ar­beit werden auf einem INNIO-Jenbacher-Motor in Graz durch­ge­führt.

„Zur Her­stel­lung alter­na­ti­ver Kraft­stof­fe brauchen wir viel Energie. Uns muss klar sein: Wenn wir diese Energien aus erneu­er­ba­ren Quellen gewinnen wollen, dann müssen wir sie in Regionen erzeugen, in denen es Ener­gie­über­schüs­se gibt, und wir müssen Wege defi­nie­ren, wie wir sie trans­por­tie­ren. Hier kommen chemische Speicher wie Ammoniak ins Spiel. Ammoniak hat im Vergleich zum reinen Was­ser­stoff den ent­schei­den­den Vorteil, dass die Spei­cher­dich­te im Vergleich zu Was­ser­stoff wesent­lich höher ist und schon bei Umge­bungs­tem­pe­ra­tur und geringen Drücken flüssig ist. Das ist ein großer Vorteil hin­sicht­lich Transport- und Lager­fä­hig­keit“, erläutert Andreas Wimmer, CEO des LEC und Professor an der TU Graz. „Aller­dings werden wir in den nächsten Jahren noch viele Probleme rund um das Gesamt­sys­tem ‚Ammo­niak­mo­tor‘ lösen müssen, die wir auch umfassend in unserem COMET-For­schungs­pro­gramm LEC GETS bear­bei­ten wollen“, so Wimmer.

Die COMET-Zentren sind das rot-weiß-rote Flagg­schiff­pro­gramm der Öster­rei­chi­schen For­schungs­för­de­rungs­ge­sell­schaft (FFG), die Mittel kommen vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Kli­ma­schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Inno­va­ti­on und Tech­no­lo­gie (BMK) und vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Arbeit und Wirt­schaft (BMAW) sowie von den Bun­des­län­dern.

INNIO setzt Forschung in die Praxis um

„Die Koope­ra­ti­on von Wirt­schaft und Wis­sen­schaft ist uner­läss­lich, um E‑Fuels weiter zu erfor­schen. Die Testläufe mit dem Ammoniak-For­schungs­mo­tor sind ist in dieser Hinsicht ein großer Erfolg in dieser Leis­tungs­klas­se“, erklärt Andreas Kunz, Chief Tech­no­lo­gy Officer der INNIO Group. „E‑Fuels sind unsere Zukunft und der Schlüssel für eine sichere Ener­gie­ver­sor­gung. Deshalb forschen wir in der INNIO Group an der effi­zi­en­ten und flexiblen Strom- und Wärm­erzeu­gung aus Was­ser­stoff und Ammoniak“, so Kunz. „Die gute Zusam­men­ar­beit mit dem LEC hat wesent­lich zu unserer Vor­rei­ter­rol­le bei der Dekar­bo­ni­sie­rung des Ener­gie­sek­tors durch die Nutzung von E‑Fuels bei­getra­gen.“

LEC und INNIO

Das Large Engines Com­pe­tence Center (LEC) mit Standort Graz ist eine der weltweit führenden For­schungs­ein­rich­tun­gen für nach­hal­ti­ge Groß­mo­to­ren­tech­no­lo­gien und ent­wi­ckelt inno­va­ti­ve Lösungen für grüne Energie- und Trans­port­sys­te­me. Der Fokus liegt auf der Nutzung erneu­er­ba­rer Energien (grüne E‑Fuels wie Was­ser­stoff, Ammoniak, Methanol etc.) und inno­va­ti­ver digitaler Tech­no­lo­gien sowie der Opti­mie­rung des Gesamt­sys­tems.

Die INNIO Group ist ein führender Anbieter von Ener­gie­lö­sun­gen und Services, der Indus­trien und Gemeinden schon heute in die Lage versetzt, Energie nach­hal­ti­ger zu machen. Damit können Kund:innen nach­hal­tig Energie erzeugen und effizient agieren. Die Groß­mo­to­ren­bran­che in Öster­reich – orga­nis­ert im Verband CIMAC Austria – umfasst 25 Unter­neh­men mit rund 15.200 Beschäf­tig­ten und einem Gesamt­um­satz von 4,65 Mrd. Euro. Die Export­quo­te beträgt über 90 Prozent. Die Branche bietet her­vor­ra­gen­de Beschäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten mit lang­fris­ti­gen Per­spek­ti­ven.

www.lec.at
www.cimac-austria.com

 

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