Geld und Erfahrung soll Spin-Offs nutzen

Universitäre Spin-offs haben in Österreich Tradition und sind meist außergewöhnlich erfolgreich. Das Wissenschaftsministerium hat heuer 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Forscher aus dem Hochschulbereich bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Abgewickelt werden die Förderungen von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

Mit der neuen Ausschreibungsrunde des Förderprogramms „Spin-off Fellowships“ soll es gelingen, die akademischen Ausgründungen bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Deshalb wurde auch die Fördersumme von 8,7 auf 15 Millionen Euro angehoben. Angesprochen werden sollen nicht nur die mehr oder weniger klassischen Bereiche an den heimischen technischen Universitäten, sondern auch vermehrt Sozial- und Geisteswissenschafter. Nicht zuletzt bieten Gründungen neue Karriereoptionen, denn bei Weitem nicht jeder Wissenschafter kann im akademischen Bereich langfristig angestellt werden. Bis zu 500.000 Euro stehen den einzelnen Wissenschaftern im Zuge des Programms zur Verfügung.

Sehr viel Nachfrage ortet FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth: „In der ersten Förderprogramm-Auflage kamen 91 Anträge herein, 24 Projekte schafften es in das aufwendige Programm, das auf die Weiterentwicklung der Forschungsidee und das Vermitteln von Grundlagen für Firmengründer fokussiert“. Ein zentraler Aspekt seien auch die Coaches, die den Fellows zugeordnet werden. Hier handle es sich um Personen, die das jeweilige Marktumfeld kennen und im besten Fall auch selbst über Gründungserfahrungen verfügen. Nach den rund 18 Monaten Projektarbeit haben 13 der 24 Fellows auch tatsächlich eine Firma ins Leben gerufen – eine laut Egerth „überproportional hohe Quote“.

Ein Beispiel für eine Firmengründung aus dem universitären Bereich heraus ist das Start-up Lignovations. Der Forscher Martin Miltner von der TU Wien hat zusammen mit seiner Frau Angela das Förderprogramm der FFG in Anspruch genommen. Ihr Team hat in langjähriger Forschungsarbeit ein Verfahren zur Biomassezerlegung erarbeitet. Einer der Stoffe, die nun effizient und ressourcenschonend hergestellt werden können, ist Lignin, die mechanische Stütze des Holzes. Gerade dieser Stoff habe sich als sehr interessant für die chemische- und kosmetische Industrie erwiesen.

Um den Jahreswechsel soll das erste Produkt auf dem Markt sein – eine nachhaltige und für den Organismus unschädliche Sonnencreme. In der Folge soll die Produktion erhöht und der Grundstoff an weitere Kunden geliefert werden. Weitere Anwendungsgebiete seien auch die Lack- oder Verpackungsindustrie, schildert Miltner.

Die Palette der Themen, mit denen sich die universitären Spin-Offs aus dem Fellowship-Programm befassen, ist groß: Sie reicht vom Screening und Monitoring von Netzhauterkrankungen – Retinsight GmbH, gegründet von Forschern der Medizinischen Universität Wien – über die Entwicklung und den Betrieb von Simulationssoftware – SimVantage GmbH, hervorgegangen aus einem Projekt an der TU Graz – bis zur Planung von Fischschutzanlagen – HyFish GmbH, Ausgründung aus der Universität Innsbruck.

Das neue Fellowship-Programm wird drei bis vier Ausschreibungsrunden umfassen. Anträge können Universitäten, Forschungseinrichtungen und Fachhochschulen stellen. Geplant sind 35 bis 40 neue Projekte, aus denen sich erfolgreiche Start-ups entwickeln sollen.

Mehr Informationen:
https://www.ffg.at/spin-off-fellowships-programm

Fotocredit: AdobeStock (alphaspirit)

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