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Filter-Tech­no­lo­gien als nach­hal­ti­ge Chance gegen Viren

Exper­ten für Rein­raum­tech­nik sammeln sich in einem Forum gegen Covid-19: Auf Initia­ti­ve des Silicon Alps Tech­no­lo­gie Clus­ters und in wei­te­rer Zusam­men­ar­beit mit Human.technology Styria haben sich Unter­neh­mer, For­scher und Wis­sen­schaft­ler mit lang­jäh­ri­ger Erfah­rung aus der Praxis der Rein­raum­tech­no­lo­gien und Lüf­tungs­tech­nik zu einem Exper­ten­fo­rum zusam­men­ge­schlos­sen.

Ihr Anlie­gen: die Ent­schei­dungs­trä­ger der öffent­li­chen Hand und in Unter­neh­men in erster Linie über die Mög­lich­kei­ten zu infor­mie­ren und die Öffent­lich­keit für das Thema zu sen­si­bi­li­sie­ren. Dazu wurde am 15. Februar zu einem Pres­se­ge­spräch geladen. Aus der Meinung der Exper­ten geht hervor, dass es rascher Hand­lung und einer koor­di­nier­ten Planung bedarf, um län­ger­fris­tig mög­lichst schnell etwas zu bewir­ken.

„Die Dis­kus­sio­nen drehten sich zunächst um Masken und nun geht es nur mehr um die Imp­fun­gen. Uns fehlt die Aus­ein­an­der­set­zung mit den zusätz­li­chen Mög­lich­kei­ten, die wir mit unseren Tech­no­lo­gien haben und auch im Kampf gegen COVID-19 sinn­voll ein­set­zen können und dies bereits tun.“, so Josef Ortner, Geschäfts­füh­rer des inter­na­tio­nal renom­mier­ten Fami­li­en­un­ter­neh­mens Ortner Cle­an­room Unli­mi­t­ed. „Dabei sind wir in Öster­reich dies­be­züg­lich Vor­rei­ter und sehr gut auf­ge­stellt, was die Technik betrifft, es braucht jedoch bestimmt noch aus­ge­feil­te­re tech­ni­sche Lösun­gen, um die Umwelt und die Res­sour­cen zu schonen“.

Tat­säch­lich finden sich auch in der Coro­na­vi­rus Taskforce des Sozi­al­mi­nis­te­ri­ums keine Ver­tre­ter aus Tech­no­lo­gie­krei­sen. Auch Roman Czech, Geschäfts­füh­rer von drei Rein­raum-Unter­neh­men mit langer Tra­di­ti­on, bemän­gelt: „Mir wäre nicht bekannt, dass sich jemals jemand aus höherer Instanz bei uns gemel­det hätte. Da hinken wir Deutsch­land hin­ter­her, die zum Per­so­nen­schutz bereits ent­spre­chen­de Maß­nah­men an expo­nier­ten Arbeits­plät­zen wie bei­spiels­wei­se Super­markt­kas­sen fördern und ein­set­zen“.

Dabei stoßt das Thema auch in der öffent­li­chen Hand durch­aus auf Anklang, wie die Tech­no­lo­gie­re­fe­ren­tin des Landes Kärnten und LHStv.in Gaby Schau­nig bekräf­tigt. Für Schau­nig – in Bezug auf das Exper­ten­fo­rum des Silicon Alps Clus­ters – sind Koope­ra­tio­nen bei der Suche nach Pro­blem­lö­sung der Schlüs­sel: „In unserer kom­ple­xen Welt sind Her­aus­for­de­run­gen nur durch Zusam­men­ar­beit zu lösen, das gilt ganz spe­zi­ell auch für die Bewäl­ti­gung dieser Pan­de­mie.“

Genau um solche Koope­ra­tio­nen im Bereich von Zukunfts­tech­no­lo­gien zu ermög­li­chen und zu erleich­tern, haben die Bun­des­län­der Kärnten und Stei­er­mark den Silicon Alps Cluster gegrün­det. Im Zusam­men­hang mit Covid-19 sei es zudem beson­ders wichtig, dass sich Exper­ten mit ihrem Fach­wis­sen öffent­lich zu Wort melden. „Gerade jetzt braucht es fak­ten­ba­sier­te Ent­schei­dun­gen, um der breiten Ver­un­si­che­rung ent­ge­gen­zu­wir­ken“, betont Schau­nig und dankt gleich­zei­tig allen Teil­neh­me­rIn­nen der Exper­ten­run­de für die Bereit­schaft, ihr Wissen zu teilen.

Das Exper­ten­fo­rum aus For­schung und Indus­trie sieht sich als Sprach­rohr und zen­tra­le und neu­tra­le Anlauf­stel­le. Darin ver­tre­ten sind ins­be­son­de­re Her­stel­ler, For­scher und Anwen­der der Rein­raum­tech­nik, die inner­halb des Forums ihre Erfah­run­gen und Emp­feh­lun­gen zu tech­ni­schen Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten bündeln und wei­ter­ge­ben möchten.

Josef Hackl, Geschäfts­füh­rer der inter­na­tio­nal tätigen WILD-Gruppe im Bereich der Medi­zin­tech­nik, betont die Dring­lich­keit: „Wir haben bereits Lüf­tungs­sys­te­me in unseren Büros und 20 unserer Pro­duk­ti­ons­an­la­gen im Einsatz. Die erwünsch­te Wirkung erreicht man aller­dings nur mit Hilfe von Exper­tIn­nen in der Imple­men­tie­rung und einer pro­fes­sio­nel­len Aus­wer­tung der Räume durch Wis­sen­schaft­le­rIn­nen“.

Michael Ebner von der MANN+HUMMEL Jack Filter GmbH, legt dazu eine Studie mit einem selbst­ent­wi­ckel­ten Umluft­ge­rät in einem Klas­sen­zim­mer vor, wodurch die gemes­se­ne Effek­ti­vi­tät durch die Posi­tio­nie­rung des Geräts im Raum ver­dop­pelt werden konnte. „Binnen 15 Minuten konnten wir 80% der Aero­so­le aus dem Raum ent­fer­nen, nach 40 Minuten 90%“. Eine wesent­li­che Ver­min­de­rung des Risikos der Anste­ckung durch Aero­so­le.

Stefan Radl vom Insti­tut für Prozess- und Par­ti­kel­tech­nik der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz betont auch die Unter­schie­de der Geräte. „Es gibt wesent­li­che Merk­ma­le, die bei der Anschaf­fung beach­tet werden müssen. Oftmals wurden für Tests soge­nann­te Luft­rei­ni­ger zur Luft­ent­kei­mung durch UVS oder Ozon her­an­ge­zo­gen, die im Handel erhält­lich sind.“ Im Gegen­satz zu indus­tri­el­len Luft­fil­ter-Geräten würden die Viren – die im Falle Covid gerade einmal 0,1 Mikro­me­ter (der 10-Mil­li­ons­te Teil eines Meters) messen – dabei jedoch nur inaktiv gesetzt aber nicht ent­fernt, führt Radl fort.

Die Exper­tIn­nen sind sich alle einig, dass ein sinn­vol­ler Mix aus meh­re­ren Maß­nah­men die größte Wirkung hat, denn ein Luft­fil­ter­sys­tem an sich kann nie 100% Schutz bieten. So betont Emanuel Roth­mayr von der Firma Comprei, die sich ins­be­son­de­re der Kon­trol­le der Ein­hal­tung der Hygie­ne­be­stim­mun­gen in Rein­räu­men widmet und Anwen­der darin schult, dass nur mit der Ein­hal­tung der Emp­feh­lun­gen das Risiko auf ein abso­lu­tes Minimum redu­ziert werden kann, die da wären: min­des­tens 2m Abstand halten, Lüften (Quer­lüf­ten ist effi­zi­en­ter als Stoß­lüf­ten), Luft­fil­ter­ge­rä­te (auf Qua­li­tät achten, Hepa H13), FFP2 Maske tragen, Rei­ni­gung im pri­va­ten Umfeld und Des­in­fek­ti­on im öffent­li­chen Bereich.

Tat­säch­lich stehen eine Band­brei­te an Lösun­gen und Sys­te­men bereit, die sofort für den flä­chen­de­cken­den Einsatz wirksam und taug­lich sind. Auf lange Sicht geht es aber um eine nach­hal­ti­ge Beschäf­ti­gung und Ent­wick­lung von Tech­no­lo­gien, die das Thema gezielt in Angriff nehmen. Josef Ortner fasst zusam­men: „Es geht uns hier nicht um Verkauf oder wie in anderen Ländern längst üblich den breiten Einsatz von Kli­ma­sys­te­men, denn das belas­tet vor allem unsere Umwelt nach­hal­tig. Die Rein­raum­tech­nik kann genau dort helfen, nämlich Kosten zu sparen und den Ver­brauch unserer wert­vol­len Res­sour­cen durch den opti­ma­len und wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Einsatz der rich­ti­gen Technik am rich­ti­gen Ort auf ein nötiges Minimum zu redu­zie­ren“. Denn auch hier sind sich alle einig, dass wir uns auf ein län­ge­res Leben mit dem Virus und etwa­igen Nach­fol­gern ein­stel­len müssen. Hier sind nun die Ent­schei­der gefragt, schnell zu Handeln und den wir­kungs­vol­len Mix aus allen Mög­lich­kei­ten her­zu­stel­len, die wir im Kampf gegen die Pan­de­mie haben und dazu kann die Technik einen ent­schei­den­den Beitrag leisten.

 

Foto­credit: Fotolia, sebas­ti­an­reu­ter

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