Die Sonne treibt die Bänder an

Strom aus Pho­to­vol­ta­ik wird auch für die Industrie immer öfter zum Thema. Steigende Strom­prei­se seit der Kündigung der gemein­sa­men Strom­preis­zo­ne mit Deutsch­land, ver­füg­ba­re Dach­flä­chen und Amor­ti­sa­ti­ons­zei­ten von unter fünf Jahren haben den Solar­strom für die Industrie inter­es­sant gemacht.

Elek­tri­sche Energie aus der Kraft der Sonne ist auch und besonders für die Industrie eine her­vor­ra­gen­de Lösung. Sie hat den Vorteil, auf ihren Pro­duk­ti­ons­hal­len und Ver­wal­tungs­ge­bäu­den genügend Dach­flä­che für die Instal­la­ti­on von Pho­to­vol­ta­ik-Anlagen zu haben und gleich­zei­tig vor allem dann ihre Produkte her­zu­stel­len, wenn die Sonne scheint.

Dazu kommt, dass sich eine PVAnlage in der Industrie schneller amor­ti­siert als beim Einsatz in privaten Haus­hal­ten. „Im Indus­trie­be­reich reden wir von einem Return of Invest­ment (ROI) von unter fünf Jahren“, weiß Ludwig Ems, geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter der Erhart-Ems GREEN TECH Solutions GmbH. Das Unter­neh­men ist einer von Öster­reichs führenden Ent­wick­lern im Bereich Ener­gie­tech­nik mit dem Schwer­punkt Pho­to­vol­ta­ik.

Ems und sein Geschäfts­part­ner Werner Erhart schildern die drei möglichen Szenarien, in denen ein Indus­trie­be­trieb bei der Nutzung von Solar­strom agieren kann: „Da wäre erstens die Eigen­in­ves­ti­ti­on, bei der der Pho­to­vol­ta­ik-Output auch selbst genutzt wird. Zweitens können geeignete Dach­flä­chen an einen Solar­strom-Erzeuger ohne Eigen­nut­zung der elek­tri­schen Energie ver­pach­tet werden und drittens gibt es die Mög­lich­keit der Fremd­in­ves­ti­ti­on. Dabei baut und betreibt ein anderes Unter­neh­men auf den Dach­flä­chen eine PV-Anlage und der Indus­trie­be­trieb kauft den günstigen Solar­strom dann.“

Am Beispiel eines stei­ri­schen Indus­trie­be­trie­bes, für den GREEN TECH gerade eine Erst­ana­ly­se durch­ge­führt hat, prä­zi­sie­ren die beiden Energie-Inge­nieu­re die drei Varianten. Dort sind rund 30.000 m² Flachdach für Pho­to­vol­ta­ik nutzbar und die Ein­bin­dung in das werks­ei­ge­ne Stromnetz wäre sinnvoll.

Bis zu vier MWp PV-Kraft­werks­ka­pa­zi­tät hätte auf den Flach­dä­chern Platz, das bedeutet eine jährliche Solar­strom­erzeu­gung von 4,2 Giga­watt­stun­den im Jahr, von denen drei GWh in der Pro­duk­ti­on nutzbar sind. Da das Indus­trie­un­ter­neh­men 22 GWh Strom im Jahr ver­braucht, könnte die PV-Anlagen rund 15 Prozent des Bedarfs abdecken und die Ener­gie­kos­ten um ebenso viele Prozent redu­zie­ren.“ Ems kommt beim ROI auf eine Zeit von 4,9 Jahren, der Inves­ti­ti­ons­be­darf wäre rund drei Millionen €.

Bei einer Ver­pach­tung der Dach­flä­chen würde der Indus­trie­be­trieb rund 20.000 € pro Jahr einnehmen, also einen Bruchteil der Summe lukrieren, die bei der rund 40 Jahre langen Lebens­dau­er einer eigenen PV-Anlage ein­ge­spielt würde. Im Fall einer Fremd­in­ves­ti­ti­on könnte sich der Betrieb rund 40.000 € Strom­kos­ten im Jahr ersparen. „Die Errich­tung und Nutzung einer eigenen Pho­to­vol­ta­ik ist also auf jeden Fall das beste Geschäft“, ver­si­chert Erhart. Als Berech­nungs­ba­sis dient im konkreten Fall der aktuelle Indus­trie­strom­be­zugs­preis ohne zukünf­ti­ge Preis­stei­ge­run­gen.

Genau die könnten aber auf die Industrie zukommen. Seit der Auf­kün­di­gung der gemein­sa­men Strom­preis­zo­ne von Öster­reich und Deutsch­land am 1. Oktober des Vorjahres sind die Preise für die Industrie bereits kräftig gestiegen. „Da kommt noch einiges nach, denn die Industrie hat mit den Ener­gie­er­zeu­gern durchwegs Mehr­jah­res­ver­trä­ge, die erst suk­zes­si­ve erneuert werden müssen und dann natürlich den höheren Preis beinhal­ten“, erklärt Ludwig Ems. Eine Studie der TU Wien gehe von einer Stei­ge­rung der Strom­groß­han­dels­prei­se um 100 Prozent bis 2030 aus. „Der Preis­an­stieg durch den Wegfall der gemein­sa­men Strom­preis­zo­ne deutet genau in diese Richtung“, sagt der GREEN-TECH-Chef.

Dazu kommt der weiter steigende Strom­be­darf. Das Plus wird in der Industrie zwar nicht so groß ausfallen wie zum Beispiel im Trans­port­sek­tor – Stichwort Elek­tro­mo­bi­li­tät –, aber dennoch rund 25.000 Giga­watt­stun­den im Jahr betragen. Elek­tri­sche Energie, die irgend­wo­her kommen muss. Schon jetzt impor­tiert Öster­reich rund 30.000 GWh Strom im Jahr.

Ems und Erhart gehen davon aus, dass der zusätz­li­che Strom­be­darf sowie der Ersatz der fossilen Ener­gie­quel­len vor­wie­gend aus PV-Anlagen und Windkraft gedeckt werden müssen. „Die Was­ser­kraft ist in Öster­reich ziemlich aus­ge­reizt, wirklich große Kraft­wer­ke kann man nirgends mehr bauen. Beim Wind ist eine Stei­ge­rung der Kapazität auf das Zwei­ein­halb­fa­che theo­re­tisch denkbar. Aber die Erzeugung mittels Pho­to­vol­ta­ik wird sich ver­zehn­fa­chen – alle Inves­ti­ti­ons­pro­gram­me laufen in diese Richtung.“

Solar­strom habe über die Umwelt­freund­lich­keit hinaus gerade für Indus­trie­be­trie­be weitere Vorteile. So sind die Betriebe bereits aus­ge­zeich­net in das über­ge­ord­ne­te Lei­tungs­netz ein­ge­bun­den. Aus diesem Grund fallen in der Regel nur geringe Kosten für den Anschluss an die öffent­li­che Netz­in­fra­struk­tur an. Ein weiterer Vorteil entsteht durch die Mög­lich­keit zur Reduktion der zu bezah­len­den Spit­zen­leis­tun­gen des Strom­be­zugs.

In der Tatsache, dass Solar­pa­nee­le vor allem in Asien erzeugt werden, sieht  der GREEN-TECH-Chef keine Nachteile. Vom PV-Kuchen bliebe genug für EU-Firmen übrig. „Im Gegenzug kommen die Befes­ti­gungs­sys­te­me für die Paneele über­wie­gend aus Europa, vor allem aus Deutsch­land.“ Die Wech­sel­rich­ter, mit denen der von der PVAnlage erzeugte Gleich­strom in Wech­sel­strom umge­wan­delt wird, stammen ebenso wie die Kabel aus öster­rei­chi­scher oder deutscher Pro­duk­ti­on.

Das Interesse seitens der Industrie sei wegen der aktuellen Preis­stei­ge­run­gen jeden­falls massiv gestiegen, kon­sta­tiert Erhart. „Bis Mitte 2018 war die Nachfrage aus diesem Bereich eher gering, seither explo­diert sie förmlich.“ Ems schätzt, dass die Hälfte der Indus­trie­un­ter­neh­men zumindest intensiv über eine Nutzung von Pho­to­vol­ta­ik nachdenkt. „Fünf Prozent leiten gerade konkrete Schritte zur Umsetzung ein.“

Grund­sätz­lich könne fast jeder Indus­trie­be­trieb in die Solar­strom­erzeu­gung ein­stei­gen. „Das einzige Problem ist die Statik der Hal­len­dä­cher. Immerhin kommen doch 15 bis 20 Kilogramm Last auf einen Qua­drat­me­ter. Wenn ein Betrieb die Halle an der Unter­gren­ze der Statik gebaut hat, funk­tio­niert die Montage von Solar­pa­nee­len leider nicht.“ Das betreffe – wenn überhaupt – vor­wie­gend große Konzerne, wo bei Inves­ti­tio­nen beinhart kal­ku­liert werde. „Die privaten kleinen und mittleren Indus­trie­un­ter­neh­men haben das Problem nicht. Die bauen ihre Hallen für die Ewigkeit“, schmun­zelt Ems.

GREEN TECH Solutions GmbH
8280 Fürs­ten­feld, Wall­stra­ße 26
T. 0 33 82 54 321
office@erhart-ems.at

Foto­credit: Green Tech

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