In internationalen Hochschulrankings finden sich österreichische Universitäten meist erst im Mittelfeld. Der Montanuniversität Leoben ist ein Top-Ranking gelungen.
Was macht eine Universität gut? Sind es internationale Forscher und Mitarbeiter, die an verschiedenen Instituten arbeiten? Eine hohe Anzahl an gewonnenen Stipendien und Preisen? Oder etwa eine lange Liste an eingereichten Publikationen in Top-Journals?
Um einen weltweiten, möglichst objektiven Vergleich zu ermöglichen, kommen immer wieder diverse Rankings zum Einsatz. So zum Beispiel das „Times Higher Education Ranking“ oder das „Reuter’s Ranking“ für die innovativsten Hochschulen. Sie alle bewerten unter anderem die Möglichkeiten für Finanzierung, die Qualität der Forschung, die Expertise und Spezialisierung, Jobchancen für Uniabsolventen, Verbindungen mit der Industrie, den historischen Ruf und andere Kriterien. In der Vergangenheit sind diese Rankings oftmals auf Kritik gestoßen. Phil Baty, Leiter des „Times Higher Education Rankings“ sagte zum Beispiel in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, er würde sich seine Universität nicht nur auf Basis solcher Bewertungen aussuchen. Trotzdem haben diese eine gewisse Validität: Wie sonst solle man sich als Investor, zukünftiger Student oder Forscher einen Überblick verschaffen?
Österreich im Mittelfeld
Österreichische Universitäten sorgen bei den Bewertungen oft eher für mäßige Ergebnisse. Im neuesten Shanghai Academic Ranking of World Universities – eine weitere renommierte Rangliste – dominieren auch dieses Jahr Universitäten aus den USA und Großbritannien. Sechs österreichische Universitäten schafften es dabei in die Top 500. Das beste Ergebnis – Rang 151–200 – belegte die Universität Wien. Auch die Medizinische Uni Wien, die Universität Innsbruck, die TU Wien, die Med Uni Innsbruck, und die Technische Universität Graz schafften es in die Klassifizierung. Besser sieht es jedoch aus, wenn man sich die Ergebnisse im Detail ansieht. Neben der allgemeinen Wertung gibt es auch noch Einzelkategorien für die jeweiligen Disziplinen. In diesen schaffte es die Montanuniversität Leoben weit oben in die Liste. Und das gleich zwei Mal: Im Fachbereich Metallurgie erreichte die steirische Universität Platz 17 von insgesamt 200 gewerteten Universitäten. Betrachtet man nur die besten europäischen Vertreter, schaffte sie es sogar auf Platz drei, gleich nach der Universität Manchester und der RWTH Aachen – und das sogar noch vor den Universitäten Cambridge und Oxford, die in der Allgemeinwertung eines jeden Rankings immer in den Top 10 zu finden sind.
Auch im Bereich Bergbau und Rohstoffwissenschaften belegte die Montanuniversität Platz 35. Innerhalb der europäischen Vertreter belegte sie sogar den vierten Platz, gleich nach dem britischen Imperial College London, der polnischen AGH Krakau und der schwedischen TU in Luleå. Renommierte Hochschulen wie die ETH Zürich findet man erst auf späteren Rängen.
Die Reaktionen auf diese Ergebnisse fielen erwartungsgemäß gut aus: „Die allgemeinen Ergebnisse dieser weltweiten Rankings sorgen in Österreich ja immer wieder für Aufregung im negativen Sinn“, so Montanuni-Rektor Wilfried Eichlseder in einer Presseaussendung. „Sieht man sich die Ergebnisse allerdings etwas genauer an, so entdeckt man aber durchaus Erfreuliches, denn unter den Top-5-Universitäten in Europa und den Top 50 weltweit in den Bereichen Rohstoffe und Metallurgie geführt zu werden, ist schon eine herausragende Leistung.“ Er führt das gute Abschneiden seiner Universität auf die Forschungsleistung zurück.
Methodik und Indikatoren
Das Shanghai Ranking folgt einer speziellen Methodik. So werden alle Institute vorerst in 54 Fachbereiche der Natur-, Medizin-, Sozial- und technischen Wissenschaften sowie den Life Sciences eingeteilt. Bewertet werden die Universitäten, die innerhalb eines gewissen Zeitraums eine Mindestzahl an Publikationen vorweisen konnten. Daraufhin wird ein daraus errechneter Wert mit anderen Indikatoren wie der Anzahl der Zitierungen von Veröffentlichungen und einem Wert für die internationale Zusammenarbeit und die Anzahl der Veröffentlichungen in Top-Journalen verknüpft.
Das Materials Center Leoben betreibt eines von fünf österreichischen COMET-K2-Kompetenzzentren, ein Förderungsprogramm für Zentren, die an der Schnittstelle von Wissenschaft und Industrie arbeiten. Das Programm wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie von den Ländern Steiermark, Wien, Niederösterreich und Tirol gesponsert. Erst im Oktober fiel der Startschuss für ein neues internationales Masterstudium im Bereich nachhaltige Materialien. Der Fokus liegt hier auf Kreislaufwirtschaft, Materialgewinnung, dem Recycling und der ökologischen Prozessentwicklung.
Foto: Montanuni-Rektor Wilfried Eichlseder
Fotocredit: Helmut Lunghammer