Der neue Rektor will die Jugend begeis­tern

Wenn in wenigen Tagen Horst Bischof seinen Vorgänger Harald Kainz als Rektor der Technischen Universität Graz ablöst, will er den erfolgreichen Kurs weiterführen. Eine einfache Sache wird das angesichts sinkender Studierendenzahlen nicht.
Horst Bischof, Fotocredit: Helmut Lunghammer

„GERADE IM TECH­NIK­BE­REICH müssen wir uns massiv um neue Stu­die­ren­de bemühen, die Zahlen der Neu­ein­stei­ger sind in den ver­gan­ge­nen Jahren leicht rück­läu­fig gewesen“, weiß Bischof, der nach zwölf Jahren als Vize­rek­tor für Forschung die Uni­ver­si­täts­lei­tung am 1. Oktober übernimmt. Ande­rer­seits benötige die Wirt­schaft dringend mehr Techniker. Gegen­maß­nah­men zu den sinkenden Stu­die­ren­den­zah­len hat der neue Rektor parat:

„Wir müssen mehr junge Leute für die MINT-Themen begeis­tern. Ein Ansatz ist unser MINKT-Labor der Super-Sci­en­ce­Space – das K steht für Künste –, in dem Kinder und Jugend­li­che die Welt von Mathe­ma­tik, Infor­ma­tik, Natur­wis­sen­schaft, Kunst und Technik abwechs­lungs­reich und alters­ge­recht auf­be­rei­tet selbst erleben können. 20.000 Schüler haben es bisher besucht, ich erwarte mir von der Initia­ti­ve einiges.“

Ein Problem sei, dass man an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät in den ersten beiden Semestern doch einiges an jungen Leuten wieder verliere. „Manche haben einfach das falsche Studium gewählt. Aber es gibt auch junge Leute, die es nicht auf die Reihe bringen, sich ihr Studium zu orga­ni­sie­ren, weil sie bisher immer von den Eltern betreut wurden. Denen müssen wir anfangs unter die Arme greifen, nach zwei Semestern haben sie es gelernt.“

Was nicht mehr funk­tio­nie­re, sei das Argument, dass man mit einem MINT-Studium eine Job­ga­ran­tie habe. „Das trifft zwar nach wie vor zu und die Ent­loh­nung ist auch deutlich über dem Durch­schnitt, aber eine Arbeit bekommt mitt­ler­wei­le jeder, der seinen Namen richtig buch­sta­bie­ren kann. Wir brauchen ein neues Narrativ, in die Richtung: Als Techniker bist du der, der die Lösungen für Zukunfts­the­men findet, du bringst die Gesell­schaft voran.“

Ein großes Potenzial, das teilweise brach­liegt, sieht Bischof in den jungen Frauen. „Es gibt keinen Grund, warum junge Damen kein Tech­nik­stu­di­um absol­vie­ren sollen. Gerade bei der Infor­ma­tik, meinem eigenen Fach­ge­biet, tut mir das sehr weh. Da hat man es ja nicht, wie in manchen anderen Bereichen, mit Fabriks­hal­len zu tun, wo es auch einmal laut und schmutzig sein kann.“

Dass nur ver­gleichs­wei­se wenige Frauen an die Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät gehen, hängt in den Augen des neuen Rektors mit der HTL zusammen. „Schon dort gibt es nur einen kleinen Frau­en­an­teil, aber genau von dort bekommen wir viele unserer Stu­die­ren­den.“ Die Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät Graz biete deshalb zahl­rei­che Incen­ti­ves für Frauen, die in die Forschung und Lehre gehen wollen. So übernimmt das Rektorat aus seinem Budget für bis zu fünf Jahre das halbe Gehalt einer Wis­sen­schaft­le­rin, die eine soge­nann­te Lauf­bahn­stel­le antritt. „Wir müssen das schon deshalb tun, weil gerade High-Potential-Frauen inter­na­tio­nal an den Unis heiß begehrt sind“, weiß Bischof.

Vor Kurzem, erzählt der neue Rektor, habe er den Finanz­mi­nis­ter zu Besuch gehabt. „Ich habe ihm gesagt, wenn die Budgets ver­nünf­tig sind, wird meine Rek­to­ren­tä­tig­keit schön. Ohne wird es schwer.“ Er wolle zwar nicht alle Probleme auf das Budget schieben, aber: „Gute MINT-Leute werden wir nur dann bekommen, wenn wir die Mittel dafür haben.“

Als Ziel hat sich Bischof gesetzt, die Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät in Europa als Leucht­turm zu posi­tio­nie­ren. „Wir legen den Fokus gezielt auf Europa. Da hilft es auch, dass eine Vize­rek­to­rin von der FFG kommt und dort für Europa zuständig war. Zusätz­lich wäre es natürlich toll, wenn wir den einen oder anderen wis­sen­schaft­li­chen Star nach Graz berufen könnten, denn auch das macht uns noch sicht­ba­rer.“

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