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2,3 Mil­lio­nen für 4 Pro­jek­te

Ende Februar wurde die Katze aus dem Sack gelas­sen und die vier „Leucht­turm­pro­jek­te“ im Rahmen des For­schungs­ver­bun­des BioTech­Med-Graz (Karl-Fran­zens-Uni­ver­si­tät, Med Uni Graz, TU Graz) prä­sen­tiert. Schließ­lich waren es vier von 37 ein­ge­reich­ten Anträ­gen, die in einem Aus­wahl­ver­fah­ren mit inter­na­tio­na­len Gut­ach­tern aus­ge­wählt wurden:

Das Projekt „Sekre­tom“ – darin wird die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Darm­bak­te­ri­en und Darm erforscht. Im Projekt „EpiAge“ ana­ly­sie­ren die For­sche­rin­nen und For­scher die mole­ku­la­ren Mecha­nis­men des peri­odi­schen Fastens. Im Leucht­turm­pro­jekt „ILear­nHe­art“ wie­der­um geht es um die Ent­wick­lung kom­ple­xer mathe­ma­ti­scher Ver­fah­ren, mit denen Com­pu­ter­mo­del­le ver­wirk­licht werden können, die in der Lage sind, den Herz­schlag von Pati­en­tIn­nen detail­liert zu simu­lie­ren und damit opti­ma­le per­so­na­li­sier­te The­ra­pien zu planen. Das vierte Leucht­turm­pro­jekt „Lipases and Lipid Signal­ing“ unter­sucht die Rolle von Enzymen bei der Bekämp­fung von Krank­hei­ten. Diese Pro­jek­te werden in den kom­men­den drei Jahren mit ins­ge­samt mehr als 2,3 Mil­lio­nen Euro geför­dert. Die För­de­rung wird aus den lau­fen­den Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen aller drei Uni­ver­si­tä­ten gespeist, die ins­ge­samt mehr als fünf Mil­lio­nen Euro für BioTech-Med-Graz ein­wer­ben konnten.

Dass man durch die Zusam­men­le­gung Ein­spa­rungs­po­ten­zia­le in der Ver­wal­tung finden wird, ist selbst­er­klä­rend.

Jedoch dürfen struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen kein Selbst­zweck sein. „Zusam­men­le­gun­gen, ja, aber nur wenn ein­deu­tig erwie­sen ist, dass sie auch tat­säch­lich Sinn machen.“

Wei­ter­ent­wick­lung

Herz erwar­tet sich nun kon­struk­ti­ve Über­le­gun­gen zu einer nach­hal­ti­gen Reform, die tat­säch­lich im Zeichen der Gesund­heit steht – mit einer deut­li­chen Auf­wer­tung von indi­vi­du­el­ler Eigen­ver­ant­wor­tung und Prä­ven­ti­on. Die Dring­lich­keit, die Gesund­heits­re­form endlich anzu­pa­cken, stehe außer Frage: „Die tech­no­lo­gi­schen Umwäl­zun­gen unserer Zeit, die demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung, aber auch die bud­ge­tä­re Ent­wick­lung im Gesund­heits­we­sen zeigen ja ein­deu­tig, dass es hier zu einer inten­si­ven Wei­ter­ent­wick­lung kommen muss.“ Ent­schei­dend seien jedoch Rich­tung und Nach­hal­tig­keit der Refor­men. „Es bedarf einer Wei­ter­ent­wick­lung sowohl in Rich­tung der Ver­si­cher­ten, aber auch in Rich­tung der Insti­tu­tio­nen. Mittels Trans­pa­renz, Effi­zi­enz und einer vor­be­halt­lo­sen Kos­ten­wahr­heit müssen wir die Struk­tu­ren zu einem inno­va­ti­ven und qua­li­täts­ori­en­tier­ten Gesund­heits­we­sen wei­ter­ent­wi­ckeln, das sich auch einem fairen Wett­be­werb im Sinne der Ver­si­cher­ten nicht ver­schließt.“ Ver­än­dern müssten sich aber auch Ein­stel­lun­gen und Ver­hal­ten der Ver­si­cher­ten selbst. „Wir sollten“, zieht Herz einen neuen Hori­zont ein, „auch für das Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein und die Eigen­ver­ant­wor­tung des Ein­zel­nen spür­ba­re Anreize schaf­fen, denn die Gesund­heits­wirt­schaft beginnt letzt­end­lich bei jedem Ein­zel­nen von uns.“

Eigen­ver­ant­wor­tung

Absolut nicht tabu sind für Herz auch Über­le­gun­gen, den Selbst­be­halt, wie er bei den Selbst­stän­di­gen in der SVA ganz selbst­ver­ständ­lich zu leisten ist, auf das gesamte System der Kran­ken­ver­si­che­rung aus­zu­deh­nen und daran ein Anreiz­sys­tem für Prä­ven­ti­on und selbst­ver­ant­wort­li­chen Umgang mit den eigenen Gesund­heits­res­sour­cen zu koppeln. So sei es heute bei Ver­si­cher­ten der SVA bereits Usus, durch die Erfül­lung von gemein­sam mit dem Arzt des Ver­trau­ens for­mu­lier­ten Gesund­heits­zie­len den Selbst­be­halt von 20 auf 10 Prozent zu redu­zie­ren. Ein Modus, der sich in dop­pel­ter Hin­sicht positiv aus­wir­ke: mehr Gesund­heit durch die Stär­kung der gesund­heit­li­chen Eigen­ver­ant­wor­tung und weniger Kosten. Eine Win-win-Situa­ti­on.

Weniger Kosten aller­dings nicht nur auf Seiten der Ver­si­che­run­gen, sondern auch bei den Ver­si­cher­ten selbst, die durch eine Stär­kung der Eigen­ver­ant­wor­tungs- und Prä­ven­ti­ons­kom­po­nen­te weniger häufig in den zwei­fel­haf­ten Genuss repa­ra­tur­me­di­zi­ni­scher Leis­tun­gen kommen müssten und ganz all­ge­mein ihre Resi­li­enz und Gesund­heit stärken würden. Was wie­der­um dem Resi­li­en­z­ex­per­ten Herz, der einen jah­re­lan­gen Kampf gegen den Krebs führte – erfolg­reich – ein beson­ders Anlie­gen ist. Nicht zuletzt diese Erfah­rung macht Herz auch zum bedin­gungs­lo­sen Ver­tre­ter einer sozia­len Letzt­si­che­rung: „Natür­lich ist dafür zu sorgen, dass alle Men­schen unab­hän­gig von ihren finan­zi­el­len Mög­lich­kei­ten
die Behand­lun­gen bekom­men, die sie benö­ti­gen, bzw. von schwe­ren und chro­ni­schen Erkran­kun­gen nicht in den finan­zi­el­len Ruin getrie­ben werden, aber das ist für eine Reform im Sinne der Ver­si­cher­ten ja selbst­er­klä­rend.

Wachs­tums­mo­tor

Noch einen höchst inter­es­san­ten Aspekt bringt Herz in das Gespräch ein: Würde man von einem dog­ma­ti­schen Zusam­men­le­gungs­dik­tat abrü­cken und unter Ein­be­zie­hung aller betei­lig­ten und betrof­fe­nen Stake­hol­der einen neuen Ziel­ho­ri­zont ins Visier nehmen, könnten ein­ze­men­tier­te Posi­tio­nen auf­ge­bro­chen werden, inno­va­ti­ve Ideen aufs Tapet kommen und tat­säch­lich ein nach­hal­ti­ges Modell für die Gesund­heit der Zukunft aus der Taufe gehoben werden. In der Stei­er­mark exis­tie­re mit der Platt­form Gesund­heits­wirt­schaft ja bereits ein ent­spre­chen­des Netz­werk der Stake­hol­der. „Viel­leicht setzt sich dann auch immer klarer die Erkennt­nis durch“, so Herz abschlie­ßend, „dass das Gesund­heits­we­sen der Zukunft nicht aus­schließ­lich als Kos­ten­fak­tor zu sehen ist, sondern auch einen rie­si­gen Wachs­tums­mo­tor dar­stellt.“

Andreas Herz ANDREAS HERZ, MSC ist Vize­prä­si­dent der Wirt­schafts­kam­mer Stei­er­mark, Vize­prä­si­dent des Insti­tu­tes für ange­wand­te Gewer­be­for­schung, Obmann des Fach­ver­bands Per­so­nen­be­ra­tung und Per­so­nen­be­treu­ung sowie Vor­stands­mit­glied der öster­rei­chi­schen Pen­si­ons­ver­si­che­rung. Mit dem HERZ­Re­si­li­enz® Lea­der­ship­trai­ning wurde er zu einem der füh­ren­den Exper­ten im Aufbau und der Ent­wick­lung von Resi­li­enz. Mit seinem Credo „Resi­li­enz ist der Treib­stoff erfolg­rei­cher Men­schen“ tourt er durch Öster­reich, Deutsch­land, Italien und die Schweiz und beglei­tet Men­schen und Unter­neh­men im Aufbau von resi­li­en­ten Struk­tu­ren.

Foto: Fischer, WK

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