Täglich eine kleine gute Tat

Seine Botschaften sind Liebe, Mitgefühl und ein neues Bewusstsein. So veränderte Obama- Berater Nipun Mehta mit seinem Social-Impact-Unternehmen ServiceSpace nicht nur das Silicon Valley, sondern auch das Mindset von Millionen Menschen. Ende Juni kommt der Visionär, für den NEOS-Gründer Matthias Strolz sogar nach Indien pilgerte, nach Österreich.
Obama hörte auf seinen Rat. Jetzt kommt ServiceSpace-Gründer Nipun Mehta nach Wien. Fotocredit: Roland Unger/OOOM

NEOS-Gründer und Unternehmer Matthias Strolz sorgte im Frühjahr mit einem Instagram-Video aus Indien für Aufruhr auf Social Media und in den Medien. Was machte er dort? OOOM lüftete im März das Geheimnis: Strolz war auf Einladung von Ex-Obama-Berater Nipun Mehta zehn Tage beim „Gandhi 3.0“-Retreat in Ahmedabad, Indien. Dort trafen sich 45 Persönlichkeiten aus zwölf Ländern, um Konzepte für eine Welt des Friedens und der Nächstenliebe zu entwerfen. Ich nahm 2020 an „Gandhi 3.0“ teil, gemeinsam mit Pinterest-Gründer Evan Sharp und Berkeley-Wissenschafter Dacher Keltner. Man meditiert, betet konfessionsunabhängig, diskutiert, sitzt aber auch in völliger Stille stundenlang da. Es ist ein inspirierendes Erlebnis der anderen Art.

Nipun Mehta ist die Antithese zur „Generation Me Me Me“. Einst Berater des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, gab er nach seinem Studium an der Universität von Berkeley eine vielversprechende Hightechkarriere im Silicon Valley auf. Stattdessen gründete er die Non-Profit-Organisation ServiceSpace, bei der man anderen auf freiwilliger Basis hilft. Bis heute sind über eine halbe Million Menschen als aktive Helfer seinem Aufruf gefolgt, unsere Welt durch Freundlichkeit, Mitgefühl und Großzügigkeit zu einem besseren Ort zu machen. ServiceSpace ist zu einer globalen Bewegung geworden, die unsere Gesellschaft verändern will. Ihr Motto klingt simpel und ist doch einzigartig: „A small act of kindness every day.“ Jeden Tag ein kleiner Akt der Freundlichkeit, der Güte.

„Unser Verstand ist so linear, dass wir das Nichtlineare, das Exponentielle nicht verstehen“, erzählt Nipun Mehta im OOOM-Gespräch. „Doch dies ermöglicht uns, selbst mit kleinen Gesten der Hilfsbereitschaft, mit kleinen Taten der Liebe einen merkbaren Unterschied zu machen in der großen Mathematik der Welt. Es hat eine enorme Wirkung. Denn diese kleine Handlung, multipliziert in einem gemeinschaftlichen, kollektiven Umfeld von vielen, kann tatsächlich einen enormen Dominoeffekt erzeugen.“ Und das beweist er mit seinen Non-Profit-Organisationen weltweit jeden Tag.

„Die größte Herausforderung unserer Zeit ist die fehlende Verbundenheit zwischen uns Menschen“, sagt Mehta. „Ich glaube sogar, wir haben keine Beziehung mehr zu uns selbst, keine Erdung, wir haben keine Verbindung zueinander und zu den Strukturen, die uns umgeben. Wenn man sich die Auswirkungen all dessen anschaut, dann sehen wir, wie sich die Katastrophen häufen. Uns fehlt die innere Stärke, darauf mit Mitgefühl, Freundlichkeit und Fürsorge zu reagieren.“

Der Visionär hat dafür eine klare Lösung parat: „Jedes Mal, wenn du in der Sprache der Liebe sprichst, bewegst du andere. Ich glaube nicht, dass wir Mitgefühl lernen müssen. Ich denke, was wir tun müssen ,ist das Trennende hinter uns zu lassen und uns dieser natürlichen Fähigkeit des Mitgefühls zu öffnen. Die Katastrophen werden immer mehr in einem Ausmaß, wie wir es noch nie zuvor erlebt haben. Und gleichzeitig wissen wir, dass wir über das Potenzial verfügen, auf jede Erfahrung von Leid mit Mitgefühl zu antworten. Mitgefühl ist nichts anderes als der Wunsch, uns selbst und andere aus diesem Leid hinauszuführen. Wir erfahren Leid, aber wir können diesem mit Mitgefühl begegnen.“

Dies sei heute wichtiger denn je: „Unsere Welt ist im Umbruch. Ich denke, dass unsere Chancen besser stehen, wenn wir ein stärkeres Gefühl der Zusammengehörigkeit haben, mehr Mitgefühl und eine größere Verbundenheit zueinander entwickeln. Das fängt schon beim einfachen Zuhören an. Zuhören ist ein Akt der Liebe.“

Matthias Strolz ist jedenfalls beseelt von Nipun Mehtas „Gandhi 3.0“-Retreat in Indien nach Wien zurückgekehrt: „Es war eine sehr tiefe Erfahrung, die schwer in Worte zu fassen ist. Ich wurde in einen anderen Zustand versetzt: open mind, open heart, open will.“ Der Ex-Politiker hatte nach Tagen des Meditierens und Eintauchens in die indische Kultur auch Erlebnisse, die ihn tief berührt haben: „Mein verstorbener Vater war plötzlich sehr präsent in zwei Sequenzen. Ich habe eine gute Verbindung mit der Mama und dem Papa, die beide zurück in der nicht-physischen und außerzeitlichen Welt sind. Aber das war eine ganz andere Qualität, seine plötzliche Präsenz. Der ist wirklich neben mir gehockt, gewissermaßen gesessen. Und wir waren hier im Gespräch. Da hat es bei mir dann Tränen geschüttet.“

Nipun Mehta ist Ende Juni in Österreich. Wo Sie ihn erleben können, finden Sie auf ooom.com

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