Kleiner Bote, große Wirkung

Spermidin ist heute eines der weltweit am meisten untersuchten Moleküle. Kein Wunder, schließlich aktiviert dieser natürliche Botenstoff die Zellerneuerung im Körper und kann so auch lebensverlängernd wirken.

Effektvoll ist diese winzige Substanz allemal. Allein schon ihr Name sorgt des Öfteren für verwunderte Blicke und Irritationen. Und doch kommt Spermidin als Botenstoff in jeder Körperzelle des Menschen vor, wo es an der Zellteilung beteiligt ist. Da es vor allem die Zellerneuerung aktiviert, ist Spermidin für einen gesunden Organismus von großer Bedeutung. Das Problem ist allerdings, dass der Gehalt an Spermidin im Körper mit zunehmendem Alter sinkt, wodurch die Zellen quasi träge werden. Und hier wird es besonders interessant, denn gewusst wie kann jeder Mensch ein optimales Maß an Spermidin im Körper aufrechterhalten. Schließlich wird diese wertvolle natürliche Substanz nicht nur in allen lebenden Organismen selbst erzeugt – bestimmte Darmbakterien des Menschen sind in der Lage, Spermidin zu bilden –, sondern auch über Nahrung zugeführt werden. Es ist vor allem in Weizenkeimen, Erbsen, Nüssen, Vollkornprodukten, Äpfeln, Salat und Pilzen enthalten.

Erstmals entdeckt wurde die natürliche Substanz Spermidin schon 1678, aber erst 200 Jahre später hat es ein gewisser Philipp Schreiner aus der männlichen Samenflüssigkeit isoliert – und schlichtweg danach benannt. So viel zum Namen. Seither beschäftigt diese organische Verbindung des Aminosäurestoffwechsels, die zur Gruppe der Polyamine zählt, die Wissenschaft. In den vergangenen Jahren zeigten präklinische Untersuchungen und erste Studien an Menschen, dass Spermidin über etliche gesundheitsfördernde Eigenschaften verfügt. So konnte die Medizinforschung u. a. eine positive Wirkung auf den Alterungsprozess, auf Übergewicht und Diabetes sowie das Immunsystem belegen. Auch herzschützende Effekte wurden beobachtet. Darüber hinaus gibt es etwa im Zuge der aktuellen Studie SmartAge Hinweise darauf, dass sich Spermidin positiv auf die Gehirnfunktion und kognitive Fähigkeiten auswirkt, was es nicht zuletzt für den Bereich der Demenzprävention interessant macht.

Die positiven Eigenschaften von Spermidin werden vor allem auf dessen Eigenschaft, Autophagie zu induzieren, zurückgeführt. Entdeckt wurde diese Fähigkeit 2009 vom Biochemiker Prof. Dr. Frank Madeo. Bei Autophagie handelt es sich um einen zellulären Recyclingprozess, bei dem die Zelle alte oder defekte Bestandteile abbaut. Diese Selbstreinigung führt zu einer Zellerneuerung und verhindert somit Schäden, die durch solche Altlasten entstehen können.

Das enorme Potenzial von Spermidin für die menschliche Gesundheit wird weiter erforscht. Die Langzeitstudie der Universität Innsbruck etwa gibt deutliche Hinweise auf lebensverlängernde Effekte von Spermidin. 20 Jahre lang wurden über 800 Probanden regelmäßig zu ihrer Ernährung befragt. Diejenigen, die etwa 12 Milligramm Spermidin pro Tag zu sich nahmen, steigerten ihre gesunde Lebenserwartung erheblich und wiesen ein reduziertes Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.

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