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Pri­ckeln made in Austria

Schaum­wein aus der Heimat steht längst für Spit­zen­qua­li­tät und Her­kunfts­ty­pi­zi­tät. Bene­dikt Zacherl, Geschäfts­füh­rer des Öster­rei­chi­schen Sekt­ko­mi­tees, im Talk über Kon­sum­pa­trio­tis­mus, all­täg­li­chen Genuss und die Sekt­py­ra­mi­de.

Der Wein­bo­te: Regio­na­li­tät ist in aller Munde, die Men­schen schät­zen Pro­duk­te aus der Heimat wieder immer mehr. Ist das auch beim Sekt so?

Ben­de­dikt Zacherl: „Das Bewusst­sein für Her­kunft und Qua­li­tät ist ein wich­ti­ger und rich­ti­ger Trend. Bei Obst, Gemüse, Fleisch etc. hat sich das in den letzten Jahren sehr in die Köpfe der Men­schen gebrannt – und nun ist dieser Trend auch längst beim Wein ange­kom­men. Beim Sekt ist gerade ein Umden­ken erkenn­bar. Früher war es beim Pri­ckeln im Glas oft so, dass man auto­ma­tisch zu einem Cham­pa­gner oder inter­na­tio­na­len Sekten griff. Heute ist das anders – die Gesell­schaft ent­wi­ckelt langsam immer mehr ein Bewusst­sein für öster­rei­chi­schen Sekt und dessen Spit­zen­qua­li­tät. Ich finde diesen Kon­sum­pa­trio­tis­mus groß­ar­tig!“

Öster­rei­chi­scher Sekt kann defi­ni­tiv an der inter­na­tio­na­len Spitze mit­hal­ten, oder?

Zacherl: „Auf jeden Fall. Wir besit­zen in Öster­reich eine große Viel­falt an Sekten – schon allein wegen der ver­schie­de­nen Grund­wein-Reb­sor­ten, den unter­schied­li­chen Gär­me­tho­den sowie den moder­nen Phi­lo­so­phien und vari­an­ten­rei­chen Sti­lis­ti­ken der Sekt­kel­le­rei­en und Winzer. Das ist bestimmt ein­zig­ar­tig und bietet viele Mög­lich­kei­ten.“

Vor rund drei Jahren wurde die „Sekt­py­ra­mi­de“ ins Leben gerufen, eine Qua­li­täts­stu­fen­re­ge­lung. Wie kam es dazu?

Zacherl: „Wir wollten dem Kon­su­men­ten noch deut­li­cher ver­mit­teln, dass öster­rei­chi­scher Sekt für aller­höchs­te Qua­li­tät steht, diese auch über­prüft wird. Gleich­zei­tig wurde damit den Betrie­ben auch eine Ori­en­tie­rung gegeben, in welcher Liga der öster­rei­chi­sche Sekt in Zukunft spielen soll. Deshalb wurde anhand dieser Pyra­mi­de eine gesetz­li­che Rege­lung zum Schutz der Her­kunft und zur För­de­rung einer geprüf­ten Qua­li­tät ent­wi­ckelt.“

Wie kann die Sekt­py­ra­mi­de dem End­ver­brau­cher helfen?

Zacherl: „Die Pyra­mi­de gibt dem Kon­su­men­ten Sicher­heit und Ver­trau­en in beste hei­mi­sche Qua­li­tät bei Sekt. In den Kate­go­rien Klassik, Reserve und Große Reserve kauft der End­ver­brau­cher ‚geschütz­ten Ursprung und geprüf­te Qua­li­tät‘ im Zeichen der rotweiß-roten Ban­de­ro­le am Kopf der Sekt­fla­sche. Das ist unser Merkmal! Die Ein­füh­rung der Qua­li­täts­py­ra­mi­de war da einer der größten Mei­len­stei­ne für den Sekt­be­reich in der jün­ge­ren Geschich­te. Erst­mals haben die hei­mi­schen Her­stel­ler an einem Strang gezogen und gemein­sam ein System für Qua­li­tät und Ver­mark­tung auf den Weg gebracht.“

Welche in Öster­reich pro­du­zier­ten Sekte dürfen die Bezeich­nung „Öster­rei­chi­scher Sekt geschütz­ten Ursprungs“ führen?

Zacherl: „Es gibt ganz klare, gesetz­lich gere­gel­te Vor­ga­ben für die Her­kunft der Trauben, den Ort und die Art der Ver­ar­bei­tung bis hin zur stren­gen staat­li­chen Prüfung und Qua­li­täts­kon­trol­le. Wir sind mit einigen Vor­ga­ben unseres Systems sogar stren­ger als die Cham­pa­gne. Aus­schließ­lich Pro­duk­te, die neben ihrem Ursprung und der Ein­hal­tung der Pro­duk­ti­ons­vor­ga­ben wie z. B. Her­stel­lungs­me­tho­de, Lager­zei­ten oder Hand­le­se auch die staat­li­che Kon­trol­le durch das Bun­des­amt für Weinbau erfolg­reich durch­lau­fen, dürfen die Ban­de­ro­le und die Kate­go­rie­be­zeich­nung tragen.“

Wer kon­trol­liert die Ein­hal­tung der Qua­li­täts­pa­ra­me­ter, die für diese Bezeich­nung ver­pflich­tend sind?

Zacherl: „Die Kon­trol­le erfolgt im Bereich der Pro­duk­ti­on durch die Bun­des­kel­le­rei­in­spek­ti­on unter anderem mit Hilfe des Kel­ler­bu­ches. Die Qua­li­täts­prü­fung, sowohl ana­ly­tisch als auch in einer Ver­kos­tung, wird durch das Bun­des­amt für Weinbau durch­ge­führt und bescheid­mä­ßig attes­tiert.“

„Chan­cen­gleich­heit“ ist das Zau­ber­wort – wenn man an die Schaum­wein­steu­er denkt, oder?

Zacherl: „Die wett­be­werbs­ver­zer­ren­de und markt­be­hin­dern­de Schaum­wein­steu­er muss drin­gend abge­schafft werden. Da ist die Bun­des­re­gie­rung gefor­dert, ihr Wahl­ver­spre­chen auch ein­zu­hal­ten. Fehl­ge­lei­te­te Len­kungs­maß­nah­men sind das eine, das pro­ak­ti­ve Angebot und die For­cie­rung in Handel und Gas­tro­no­mie das andere. Der öster­rei­chi­sche Sekt sollte, ähnlich wie öster­rei­chi­scher Wein, den Mehr­heits­an­teil gegen­über inter­na­tio­na­len Pro­duk­ten im Regal und auf den Wein­kar­ten ein­neh­men. Derzeit liegen wir hier nur bei rund 30 Prozent. Dazu braucht es Unter­stüt­zung: Wir als Sekt­her­stel­ler benö­ti­gen die Hilfe unserer Partner entlang der Ver­mark­tungs­ket­te. Sprich: zum einen den hei­mi­schen Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del und zum anderen auch die Gas­tro­no­mie­be­ar­bei­tung durch die C&C‑Ketten sowie die Fach­händ­ler bis hin zum ein­zel­nen Gas­tro­no­men.“

Wie viele Her­stel­ler öster­rei­chi­schen Sekts gibt es derzeit?

Zacherl: „Derzeit gibt es rund 150 hei­mi­sche Sekt­an­bie­ter, die schritt­wei­se ihre Pro­duk­te nach den stren­gen Qua­li­täts­vor­ga­ben unter das Dach der Pyra­mi­de ‚geschütz­ter Ursprung, geprüf­te Qua­li­tät‘ bringen können. Tendenz stei­gend, da immer mehr Wein­bau­ern ihr Sor­ti­ment auch um einen Sekt ergän­zen. Vor­ne­weg sind nach wie vor die Sekt-Spe­zia­lis­ten, deren Fokus in der Her­stel­lung – von der Trau­ben­aus­wahl, über die Kel­ler­tech­nik bis zur Dosage – zu 100 Prozent dem pri­ckeln­den Schaum­wein­ge­nuss gilt.“

Wann wird Sekt am liebs­ten getrun­ken?

Zacherl: „Sekt ist nicht gleich Sekt. Und auch die unter­schied­li­chen Pro­duk­te eines ein­zel­nen Her­stel­lers bieten zumeist eine span­nen­de Geschmacks- und Ver­wen­dungs­viel­falt. Ich finde, wir müssen weiter weg von einem anlass­be­zo­ge­nen Genuss hin zu einer ‚all­täg­li­che­ren Ver­wen­dung‘! Nicht nur Geburts­tag, Weih­nach­ten, Sil­ves­ter oder ein Thea­ter­be­such geben Gele­gen­heit Sekt zu genie­ßen. Vom ver­brei­te­ten Ape­ri­tif bis zur abend­fül­len­den Spei­se­be­glei­tung bietet öster­rei­chi­scher Sekt eine ent­de­ckens­wer­te Viel­falt und eine pri­ckeln­de Alter­na­ti­ve zum Wein.“

Nähere Infos
www.oesterreichsekt.at
www.derWeinbote.at

Foto: Die Süd­stei­er­mark ist eine der Top-Wein­re­gio­nen Öster­reichs, wie z. B. das Sulztal (Ried Zop­pel­berg vom Weingut Regele).

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