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Gren­zen­lo­ses Mit­ein­an­der

Über sieben Freunde, die alle­samt keine Unbe­kann­ten in der hei­mi­schen Gour­met­welt sind, und ihr nach­hal­ti­ges Bestre­ben, Grenzen außer Acht zu lassen und das Bewusst­sein für gelebte Viel­falt gemein­sam zu stärken.

Dort, wo die Lieb­lich­keit des Collio und der spröde Reiz des Karsts auf char­man­te Weise kol­li­die­ren, machten sie sich erst­mals gemein­sam auf den Weg. Michael und Wolf­gang Sicher, die im kärnt­ne­ri­schen Tainach von ihrem Haus­bach oranges Gold in Form von Saib­lings­ka­vi­ar ernten und einen Drei­hau­ben­be­trieb führen. Die Brüder Josef und Hannes Jernej, bekannt als Gast­wir­te der Rast-Insti­tu­ti­on Mocho­rit­sch in Griffen. Niko­laus Riegler, Geschäfts­füh­rer von Hirter Bier, Valen­tin Lat­schen, Inhaber der Pfau- Bren­ne­rei, und Weina­gent Günther Jordan. Sieben Gefähr­ten, die das Ver­bin­den­de vor das Tren­nen­de stellen und sich zum Ziel gemacht haben, im Alpe-Adria-Raum kuli­na­ri­schen Aus­tausch zu betrei­ben. Als Grenz­gän­ger mit reich­lich Ent­de­ckungs­freu­de und höchs­tem Qua­li­täts­an­spruch im Ruck­sack. „Genuss ver­bin­det – nämlich Länder und Regio­nen, Men­schen und Pro­du­zen­ten, Kul­tu­ren und Lebens­ar­ten“, so der Tenor. Eine Tat­sa­che, die das Gour­met­kol­lek­tiv auf gemein­sa­men Reisen wie dieser unter­strei­chen möchte – am besten doppelt und drei­fach.

Grenz­ver­kehr zwi­schen Collio & Brda

Wenn man von der Wirkung gären­der Trauben absieht und das Bild von prallen Beeren, am Wein­stock eng anein­an­der geku­schelt, als etwas großes Ganzes betrach­tet, dann scheint ein Besuch des Wein­guts von Renato Keber ein gut gewähl­ter Auftakt der gemein­sa­men drei­tä­gi­gen Genuss­rei­se. Man reicht sich kör­per­rei­chen Ribolla Extreme. Eine auto­chtho­ne Varie­tät, die das ita­lie­ni­sche Collio mit dem slo­we­ni­schen Brda ver­bin­det. Wie passend. Keber ist ebenso vino­phi­ler Grenz­gän­ger wie der vor Esprit sprü­hen­de Franco Sosol vom Weingut Il Carpino. In seinem Keller wird die Truppe später wei­ter­ver­kos­ten und Sosol, sein Glas schwen­kend, vom „flüs­si­gen Spie­gel­bild seiner Her­kunft“ sin­nie­ren hören. Die Jernejs werden dann zustim­mend nicken, schließ­lich ist ihre Rast­sta­ti­on in Griffen mit eigener Land­wirt­schaft auch alles andere als kon­ven­tio­nell.

Gut möglich, dass es dem­nächst in ihrem Bau­erla­den also Il-Carpino-Weine zu kaufen gibt. Weiter geht’s zu Gui­sep­pe Zoff, der in dritter Gene­ra­ti­on nahe Cormóns eine kleine, mehr­fach aus­ge­zeich­ne­te Käserei betreibt. Joghurt, Ricotta, Moz­za­rel­la, Lat­te­ria Käse und Caciot­ta werden aus­schließ­lich
aus der Milch der lokalen Rasse Pezzata Rossa her­ge­stellt. Wer einmal die Mar­mel­la­ta di Latte des Hauses – Milch, stun­den­lang gekö­chelt, bis sie zart nach Kara­mell schmeckt – gekos­tet hat, möchte am liebs­ten am Hof Quar­tier auf­schla­gen. Abends ging dann vor allem für die Gebrü­der Sicher im „Le Dune“ in Mariano del Friuli geschmack­lich die Post ab. Das Ris­tor­an­te ist bekannt für seine rohen Fisch­spe­zia­li­tä­ten von Zahn­bras­se bis Austern. Der Qua­li­täts­check von 3‑Hau­ben- Koch Michael Sicher, der in Süd­kärn­ten Öster­reichs bestes Fisch­lo­kal betreibt und mit behut­sa­mer Hand per­sön­lich Fisch­ei­er aus Fisch­da­men mas­siert, hält stand. Beide Daumen hoch beim Risotto mit Bot­targ­he und auch umge­kehrt ist Le-Dune-Küchen­chef Gio­van­ni Carta von seinem Gast­ge­schenk, Siche­ri­schem Kaviar, ganz angetan. „Das ist genau jener zwang­lo­se Erfah­rungs­aus­tausch, um den es uns geht“, fasst Wolf­gang Sicher zusam­men.

Begeg­nun­gen als Sou­ve­nir

Tags darauf ist das Septett zu Besuch bei Aleš Kristančič. In der Berg­land­schaft Goriška Brda stellt er Weine ohne jeg­li­che öno­lo­gi­sche Ein­grif­fe und ohne Fil­trie­rung her. Die beiden Marken Movia und Vila Maria zählen zu den bedeu­tends­ten und am häu­figs­ten prä­mier­ten Wein­pro­duk­ten Süd­ost­eu­ro­pas. Weina­gent Günther Jordan über Kristančič: „Er spart sich meta­phern­schwe­re Beschrei­bun­gen seines Weines. Das mag beschei­den sein, aber womög­lich steckt in ihm einfach die Gewiss­heit um das eigene Können.“ Hoch­pro­zen­ti­ger wird’s danach, zur Freude von Valen­tin Lat­schen, 2014 von Fal­staff für sein Leben­werk – die Bren­ne­rei  Pfau – aus­ge­zeich­net, im Schatz­kel­ler Tenuta Voll­ano­va bei Görz. In antiken Kup­fer­kes­seln mit Destil­lier­kol­ben werden hier Destil­la­te wie Grappa Mal­va­sia zutage gebracht. Zurück im Collio geht’s erst zu Essig­spe­zia­list Josko Sirk, der gleich mal sein Gast­ge­schenk, Hirter Bier, öffnet, bevor es ans Ver­kos­ten seiner in kleinen Bar­ri­que-Fässern gereif­ten Essige geht.

Anschlie­ßend hält man beim bekann­tes­ten Schin­ken­pro­du­zen­ten der Gegend. Lorenzo D’Osvaldo pro­du­ziert in keiner Fabrik, sondern mitten in Cormons in einer herr­schaft­li­chen Villa. Geräu­chert wird das Fleisch der Duroc-Schwei­ne, die der Ita­lie­ner von Bauern aus der Umge­bung bezieht,
aus­schließ­lich mit Kir­schen­holz und Lor­beer­blät­tern. 2.000 Schin­ken ver­las­sen pro Jahr die luf­ti­gen Zimmer der Villa. Nicht uner­wähnt soll zudem Familie Gallo und ihr Weingut Vie di Romans bleiben. Sie alle haben auf dieser Reise dazu bei­getra­gen, ein­an­der ohne Vor­be­hal­te neu­gie­rig zu begeg­nen und Grenzen gänz­lich aus­zu­blen­den. Ein Weg, der Food Affairs ent­ste­hen lässt. Im wahrs­ten Sinn des Wortes.

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