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Gesund­heit: Wir sind viel­leicht besser, als wir glauben

Selbst der große Ver­ein­fa­cher Donald Trump gesteht ein: „Gesund­heits­ver­sor­gung ist ein unglaub­lich kom­ple­xes Thema.“ Was für die USA gilt, trifft auch auf Öster­reich und die Stei­er­mark zu. Die ein­fa­chen Lösun­gen gibt es nicht, wer an einer Schrau­be dreht, setzt viel­leicht Räder in Bewe­gung, von denen er zuvor nicht einmal wusste, dass es sie gibt. Auch Zahlen sind mit Vor­sicht zu genie­ßen, zumin­dest, wenn sie aus dem Zusam­men­hang geris­sen werden – und das werden sie fast immer.

Bei­spiel „gesunde Lebens­er­war­tung“: Die ist laut OECD in Öster­reich nicht allzu hoch, was gerne als schla­gen­der Beweis für die man­geln­de Effi­zi­enz des öster­rei­chi­schen Gesund­heits­sys­tems ver­wen­det wird. Knapp 58 Jahre (bei Frauen) sind tat­säch­lich beschei­den. Nur befin­det sich Öster­reich damit in guter Gesell­schaft. Reiche Länder mit hoch ange­se­he­nen Gesund­heits­sys­te­men haben ähn­li­che, teils sogar schlech­te­re Werte – Deutsch­land, die Schweiz, Finn­land, die Nie­der­lan­de oder Däne­mark. Und andere Staaten, deren Gesund­heits­ver­sor­gung keinen guten oder gar keinen Ruf genießt, können mit exzel­len­ten Zahlen auf­war­ten. Dazu gehören Malta, Island, Bul­ga­ri­en und Zypern. Haben also die mittels Befra­gung erho­be­nen „gesun­den Lebens­jah­re“ (Healthy Life Years) gar nichts mit der Qua­li­tät des Gesund­heits­sys­tems zu tun? Oder ist es viel­leicht sogar so, dass ein hoch­ent­wi­ckel­tes Gesund­heits­sys­tem mit exzel­len­ter Dia­gnos­tik und beein­dru­cken­den the­ra­peu­ti­schen Mög­lich­kei­ten Men­schen Krank­heit früher erken­nen lässt und gleich­zei­tig dafür sorgt, dass sie trotz­dem lange leben? Dass Frauen (Männer weichen ein wenig ab) in Öster­reich eine der höchs­ten Lebens­er­war­tun­gen haben und trotz oder mit Beein­träch­ti­gung laut OECD-Sta­tis­tik im Schnitt noch mehr als 26 Jahre leben, lässt diesen Schluss auch zu. In Malta sind es nämlich nur 10,7 Jahre und die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung ist ins­ge­samt gerin­ger.

Geschlech­ter: Keine Kluft in Öster­reich

Völlig uner­klärt sind Unter­schie­de bei den gesun­den Lebens­jah­ren zwi­schen Frauen und Männern. In einem Land mit gutem Gesund­heits­sys­tem und Gen­der­ge­rech­tig­keit sollte die Dif­fe­renz nicht allzu hoch sein. In den Nie­der­lan­den, Island oder der Schweiz fühlen sich Männer aber dennoch rund vier Jahre länger gesund als Frauen. In den bal­ti­schen Ländern und Bul­ga­ri­en bleiben wie­der­um die Frauen um rund vier Jahre länger gesund. In Öster­reich beträgt der Geschlech­ter­un­ter­schied kaum mehr als zwei Monate. Damit befin­den wir uns in Sachen „gesun­der Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit im abso­lu­ten Spit­zen­feld, gemein­sam Deutsch­land, Schwe­den, Spanien, Rumä­ni­en und Italien, Ländern also, die im all­ge­mei­nen Ver­ständ­nis ansons­ten wenige Gemein­sam­kei­ten haben. Dafür, werden Skep­ti­ker ein­wen­den, geben wir aber sehr viel Geld aus.

Nun, knapp 34 Mil­li­ar­den Euro für Gesund­heit, etwas mehr als drei Viertel von der öffent­li­chen Hand, sind tat­säch­lich nicht wenig. Ange­sichts des Kos­ten­sen­kungs­drucks im öffent­li­chen Bereich ist es ver­ständ­lich, wenn sich die poli­ti­schen Ent­schei­der Gedan­ken über Ein­brem­sun­gen machen. Aber: Öster­reich ist „nicht mehr, wie noch vor einigen Jahren, Mit­glied der „Spit­zen­grup­pe“ an Gesund­heits­aus­ga­ben“, ana­ly­sier­te das IHS jüngst. Mit öffent­li­chen Gesund­heits­kos­ten von 7,9 Prozent des Brut­to­in­lands­pro­dukts liegt Öster­reich klar hinter Deutsch­land, den skan­di­na­vi­schen Ländern außer Finn­land, den Nie­der­lan­den, Frank­reich, ja sogar Belgien. Und ein Luxem­bur­ger gibt mehr als ein­ein­halb­mal so viel für Gesund­heit aus wie ein Öster­rei­cher. „Die Gesund­heits­ver­sor­gung wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, ist not­wen­dig“, schreibt der stei­ri­sche Ärz­te­kam­mer­prä­si­dent Herwig Lindner in einem Artikel für das Magazin Poli­ti­cum. Oft habe man aber den Ein­druck, „dass jene Daten gesucht werden, die am besten zu poli­ti­schen Vor­ha­ben passen“.

Daten aus Health at a Glance 2016 (OECD)

Foto: Shut­ter­stock

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