Genuss­re­gio­nen Stei­er­mark: von Wein bis Kernöl

Die Genussregionen Steiermark haben etliches zu bieten: Von kulinarischen Genüssen bis hin zu edlen Tropfen. Ein Streifzug durch die Regionen und ihre Schmankerl.
Eine malerische Aufnahme einer der Genussregionen Steiermark.
Eine malerische Aufnahme einer der Genussregionen Steiermark. Fotocredit: Harry Schiffer.

Ja, die Stei­er­mark ist ein Paradies. Das denkt man sich spä­tes­tens, wenn man durch die ver­schie­de­nen Genuss­re­gio­nen der Stei­er­mark fährt, die von Bergen über Seen bis hin zur hügeligen Wein­land­schaft reichen. Letztere bietet alles, was das Herz begehrt: traum­haf­te Panoramen, herzliche Menschen und Weine, die inter­na­tio­nal für Aufsehen sorgen. Will­kom­men auf einer Reise von West nach Ost!

Kuli­na­ri­sches Spektrum der Genuss­re­gio­nen Stei­er­mark

Wein, Kernöl, Käfer­boh­nen, Kürbis, Äpfel und vieles mehr – die Stei­er­mark ist ein kuli­na­ri­sches Schla­raf­fen­land. Gäste von nah und fern (heuer eher von nah) reisen Jahr für Jahr an, um sich im stei­ri­schen Weinland wun­der­schö­ne Momente zu bescheren. Dazu tragen natürlich in erster Linie die Menschen bei, die von Herzen Gastgeber sind, ande­rer­seits aber auch die tollen Produkte und die Post­kar­ten-Land­schaf­ten. Sanft reihen sich Hügel an Hügel, in kräftigen Linien tragen die Rebzeilen zum Erschei­nungs­bild bei und von so manchem Kogel sieht man bis weit in das slo­we­ni­sche Nach­bar­ge­biet. Von der West­stei­er­mark über die Süd­stei­er­mark bis hin zum Vul­kan­land im Osten kommt man aus dem Staunen und Genießen nicht heraus. Gut so.

Schilcher-Lover

Die West­stei­er­mark, eines der drei stei­ri­schen DAC-Wein­bau­ge­bie­te, liegt süd­west­lich von Graz und hat sich mit den Orts­wein­ge­bie­ten aus Ligist, Stainz, Deutsch­lands­berg und Eibiswald vor allem auf die Rebsorten Sauvignon Blanc und Blauer Wild­ba­cher spe­zia­li­siert. Letztere wird in der Regel als der bekannte „Schilcher“ ausgebaut.

Die Wein­gär­ten auf einer Anbau­flä­che von 124 Hektar befinden sich an den Aus­läu­fern der Koralpe. In Deutsch­lands­berg stehen die Reben auch in den tiefst­ge­le­ge­nen Wein­gär­ten (380 Meter bis zu 600 Meter Seehöhe) der Region. Die mächtige, mit­tel­al­ter­li­che und in der frühen Neuzeit baulich ergänzte Burg Deutsch­lands­berg inmitten der Weinberge und am nahen Wald ist ein wild­ro­man­ti­sches Aus­flugs­ziel. In der West­stei­er­mark befinden sich vor­wie­gend Gneis­bö­den, ent­stan­den aus kris­tal­li­nem Schie­fergneis­ge­stein (nörd­li­cher Bereich) und lehmige Sand- und Schot­ter­bö­den (südlicher Bereich).

Export­schla­ger in Norwegen

Der Schilcher wird hier sowohl klassisch ausgebaut als auch als gereifter Rie­den­wein – eine sehr spannende Erfahrung übrigens! Der Duft nach Wald­erd­bee­ren, Ribiseln oder Schwarzen Johan­nis­bee­ren erweckt Kind­heits­er­in­ne­run­gen, die resche Säure verlangt nach einem guten Stück würzigem Käse oder einer ordent­li­chen Jause. Wussten Sie übrigens, dass Schilcher vor allem ein Export­schla­ger für Norwegen ist? Hier liebt man diesen wun­der­schön hellrot leuch­ten­den und säu­re­be­ton­ten Wein zu (fetterem) Fisch.

Genuss­re­gi­on Stei­er­mark: Hotspot für Wein­ken­ner

Die Spitze der Weine bilden auch in der West­stei­er­mark die Rieden. Drei besonders cha­rak­ter­vol­le sind dabei die Rieden Langegg, Greisdorf und Hochgrail vom Weingut Langmann. Letztere wurde sogar 2019 in der ORF-Sendung „9 Plätze, 9 Schätze“ zum Lan­des­sie­ger der Stei­er­mark und damit zu einem der schönsten Orte des Landes gekürt. Weitere bekannte Reben sind Lamberg, Engel­wein­gar­ten, Lestein Neuberg, Nie­der­greil, Mitteregg, Hohenfeld oder Son­nen­hü­gel.

Herz des Sau­vi­gnons blanc

Fährt man von der Region Eibiswald weiter Richtung Osten, befindet man sich bereits in der süd­stei­ri­schen Gemeinde Leutschach, dem süd­lichs­ten Orts­wein­bau­ge­biet der Stei­er­mark. Die Wein­gär­ten Leutschachs (613 Hektar Anbau­flä­che) stehen zwischen 380 und 570 Höhen­me­ter im Hang. In Leutschach über­wie­gen süd­aus­ge­rich­te­te Kes­sel­la­gen mit östlichen sowie west­li­chen Aus­läu­fern und Hang­nei­gun­gen von bis zu 75 Prozent. Das Anbau­ge­biet prägen warme Aufwinde, welche auf kühle Luft­strö­me der westlich gelegenen Koralpe treffen. Diese kli­ma­ti­sche Situation ergibt hohe Tem­pe­ra­tur­un­ter­schie­de zwischen Tag und Nacht und führt fast zu einem kom­plet­ten Fehlen jeglichen Nebels. Die Böden bestehen vor­wie­gend aus schweren Kalk­mer­gel­bö­den (Opok), teilweise durch­zo­gen von Schot­ter­bän­ken. Typische Sorten sind hier der Sauvignon Blanc und der Mus­ka­tel­ler. Bekannte Rieden sind zum Beispiel Pöss­nitz­berg, Jägerberg, Saffran, Cza­mil­lon­berg oder Oberglanz.

Von Riesling bis Sauvignon Blanc

Fährt man weiter nördlich erreicht man einer­seits das Gebiet Eichberg (einer Hügel­ket­te auf 450 bis 600 Meter Seehöhe, die von steilen, expo­nier­ten Lagen mit hohen Kuppen gekenn­zeich­net ist, mit Rieden wie Muri oder Knily), ande­rer­seits Kitzeck-Sausal, das durch seine kargen Schie­fer­bö­den eine ganz besondere Wein­re­gi­on ist. Bei Schiefer denkt man zuerst an die Wachau oder an die Mosel – doch auch das Sausal bringt durch diese Ein­zig­ar­tig­keit groß­ar­ti­ge Rieslinge, aber auch Sau­vi­gnons Blancs hervor. Straffe Mine­ra­li­tät, Sal­zig­keit und Würze zeichnen diese Ter­ro­ir­wei­ne aus. Bekannte Rieden sind Gaisriegl, Mellacher, Einöd, Wil­helms­hö­he, Edelschuh, Hoch­stein­riegl, The­re­si­en­hö­he oder Gola. Kitzeck ist mit 564 m Seehöhe übrigens auch der höchst­ge­le­ge­ne Wein­bau­ort Öster­reichs, Steil­la­gen (teilweise über 90 %!) machen die Bewirt­schaf­tung schwer. Unzählige Stunden Hand­ar­beit stecken deshalb in Weinen aus dieser Region.

Berühmt für edle Tropfen

Weiter geht es nach Gamlitz, der wohl berühm­tes­ten der stei­ri­schen Wein­bau­re­gio­nen. Wun­der­schön zeigt sich hier die sanft hügelige Land­schaft mit steilen Wein­gär­ten, Streu­obst­wie­sen und kleinen Misch­wäl­dern. Oft kommt man aus dem Bestaunen der Panoramen nicht mehr heraus, wenn sich die sym­me­tri­schen Rebzeilen land­schaft­li­che Best-of-Duelle liefern. Nicht umsonst war die Süd­stei­er­mark eine der Top 3 Lieb­lings­ur­laubs­re­gio­nen der Öste­rei­cher 2020. Die 693 Hektar Wein­gär­ten liegen zwischen 320 und 550 Meter Seehöhe und bestehen vor­wie­gend aus Sand- und Schot­ter­bö­den. Die Leit­sor­ten sind auch hier der Sauvignon Blanc und der Mus­ka­tel­ler, aber auch Morillon und Welsch­ries­ling. Etwa auf Rieden wie Kra­nach­berg, Gam­litz­berg, Ser­nau­berg, Steinbach, Flamberg, Hochsulz oder Zop­pel­berg.

Preis­ge­krön­te Jahrgänge

Weiter östlich in der Süd­stei­er­mark befindet sich Ehren­hau­sen, eine Region mit schweren Kalkböden, auf denen sich Sauvignon Blanc und Morillon am wohlsten fühlen. Übrigens: Morillon heißt der Char­don­nay nur in der Stei­er­mark, eine regionale Bezeich­nung dieser inter­na­tio­na­len Rebsorte sozusagen. Bekannte Rieden sind hier Grass­nitz­berg, Hoch­grass­nitz­berg, Obegg (alle der Familie Polz gehörend), Zieregg, Nussberg oder Hochster­metz­berg.

Der süd­stei­ri­sche Sauvignon Blanc schaffte es übrigens schon mehrmalig in die inter­na­tio­na­le Presse. Haupt­ver­ant­wort­lich ist dafür der 5‑fache „Welt­meis­ter­ti­tel“ beim Concours Mondial du Sauvignon, den die Weingüter Reinhard Muster, Walter Skoff, Kodo­lit­sch, Ewald Zweytick und Drei­sieb­ner Stammhaus in den letzten Jahren für sich gewinnen konnten. Die inter­na­tio­na­le Falstaff-Sauvignon-Blanc-Trophy 2020 ging an das Weingut Pongratz. Es muss also nicht immer eine Reise nach Frank­reich sein, um Welt­klas­se­wei­ne zu trinken.

Und noch etwas: Sagen Sie niemals „stei­ri­sche Toskana“ zu unserer Süd­stei­er­mark! Darauf reagieren die Ein­hei­mi­schen sehr emp­find­lich, zumal viele behaupten, hier sei es schöner als in Italien.

Mit der Kraft der Erde

Das dritte und letzte DAC-Wein­bau­ge­biet ist das Vul­kan­land, das seinem Namen alle Ehre macht. Zwischen Ther­mal­quel­len, alten Burgen und Schlös­sern sowie Obst­plan­ta­gen erheben sich sanfte Weinberge. 325 Hektar beträgt die Gesamt­an­bau­flä­che der Regionen St. Peter, Straden, Tieschen, Glei­chen­berg, Klöch, St. Anna, Kap­fen­stein, Rie­gers­burg und Ost­stei­er­mark. Die Böden bestehen vor­wie­gend aus ver­wit­ter­tem Vul­kan­ge­stein (Basalt und Tuff) und Sedi­ment­bö­den (Schotter, Sand und Ton). Das ist die perfekte Basis für tolle Bur­gun­der­reb­sor­ten, die gut gereift durchaus mit Kollegen aus Frank­reich mithalten können. Weiß­bur­gun­der und Morillon spielen somit die Haupt­rol­le, genauso natürlich wie Sauvignon Blanc. Klöch ist hingegen für seinen Traminer bekannt, der mit seinem unver­wech­sel­ba­ren Rosen­aro­ma zu den aus­drucks­stärks­ten Weinen Europas zählt. Top-Rieden aus dem Vul­kan­land sind Neu­setz­berg, Hoch­strandl, Stradener Rosenberg, Buch, Schemming, Annaberg oder Tamberg. Wun­der­schö­ne Panoramen machen sich auch hier breit. Und auch wenn es zurzeit schwierig ist, sich diese live anzusehen: Holen Sie sich zumindest die Weine der ein­zig­ar­ti­gen Wein­bau­re­gi­on Stei­er­mark nach Hause und genießen Sie!

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