Wirtschaftsbarometer: Steirische Konjunktur gewinnt deutlich an Fahrt

Ob Umsatz, Auftragslage, Preisniveau, Investitionen oder Beschäftigung – erstmals seit vielen Jahren zeigen im aktuellen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark wieder alle Konjunkturpfeile nach oben. Und zwar sowohl was die Einschätzung der bisherigen Entwicklung als auch was die künftigen Geschäftserwartungen betrifft. Ein Aufwärtstrend, der sich auch bei der Frage nach dem allgemeinen Wirtschaftsklima bestätigt: Hier ist der Positivsaldo von zuletzt +5,8 Prozentpunkten nämlich auf +34,4 Prozentpunkte angestiegen. Der lang erwartetet Aufschwung scheint nun nach fast zehn mageren Konjunkturjahren tatsächlich Realität zu werden. Trotzdem warnt WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk vor voreiligem Jubel: „Die Zahlen sind gut und wir freuen uns darüber. Allerdings darf die Regierung nicht wieder in einen politischen Stillstand verfallen, so wie es in den vergangenen Jahren allzu oft der Fall war. Es braucht Reformen.“

Die Konjunktur in der Steiermark hat in den vergangenen sechs Monaten deutlich an Dynamik gewonnen: Das zeigen die Zahlen des aktuellen Wirtschaftsbarometers der WKO Steiermark. Demnach schätzen die heimischen Unternehmer alle abgefragten Parameter besser ein als noch im Herbst 2016, sämtliche Trendpfeile zeigen nach oben. Im Detail: Beim bisherigen Umsatz beträgt der Positivsaldo +44,7 Prozentpunkte, bei der Auftragslage +29,2 Prozentpunkte, beim Preisniveau +13,8 Prozentpunkte, bei den Investitionen +25,5 Prozentpunkte und bei der Beschäftigung +24,7 Prozentpunkte. „Unterm Strich ergibt das die besten Konjunkturdaten der letzten Jahre“, so WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Denn auch das wirtschaftliche Gesamtklima wird deutlich positiv bewertet: Konkret beurteilen 49,4% die wirtschaftliche Entwicklung der letzten 12 Monate positiv und lediglich 15,0% negativ. Das ergibt einen Saldowert von +34,4 Prozentpunkten. Noch besser fallen die Erwartungen aus: Hier übertrifft der Saldowert mit +44,9 Prozentpunkten sogar den Wert vom Frühjahr 2011.

Insgesamt 706 steirische Unternehmerinnen und Unternehmer haben an dieser großen Konjunkturumfrage teilgenommen. „Sie spiegelt sämtliche Branchen, Regionen und Betriebsgrößen wider und lässt darüber hinaus auch einen Vergleich mit bundesweiten Daten zu“, erklärt Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der WKO Steiermark. Für Dernoscheg zeigen die Daten ein klares Bild: „Die Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf, die Trends von der Herbstumfrage haben sich bestätigt. Jetzt gilt es diese durch Reformen zu verstärken.“

So schätzen die Unternehmer die Geschäftsentwicklung ein

UMSATZ. Im aktuellen Wirtschaftsbarometer melden 63,1% der steirischen Unternehmer einen Anstieg und 18,3% einen Rückgang ihres bisherigen Gesamtumsatzes. Der daraus resultierende Saldo von +44,7 Prozentpunkten liegt klar im positiven Bereich, damit wird der positive Trend der vergangenen Umfragen fortgesetzt. Denn auch der Erwartungssaldo klettert mit +49,5 Prozentpunkten deutlich nach oben – das ist das beste Ergebnis seit dem Frühjahr 2011. Konkret rechnen 54,5% der befragten Unternehmen in den kommenden Monaten mit einer Umsatzsteigerung, nur 5,0% mit einem Rückgang.

AUFTRAGSLAGE. Eine klare Aufwärtsbewegung ist auch bei der Auftragslage zu erkennen: Sowohl der Saldo der bisherigen (29,2 Prozentpunkte) als auch jener der künftigen Auftragsentwicklung (45,0) liegt über dem Wert von Herbst 2016. Die Auftragslage hat sich in den letzten zwölf Monaten bei 48,2% der Betriebe verbessert und bei 19,0% verschlechtert. Die Erwartungshaltung fällt bei 51,1% positiv und bei lediglich 6,1% negativ aus.

PREISE. Geringe Saldoveränderungen sind beim Preisniveau zu erkennen: Der Saldo des bisherigen Preisniveaus steigt leicht auf 13,8 Prozentpunkte (Preise gestiegen: 30,3%; Preise gesunken: 16,5%). In Bezug auf die nächsten zwölf Monate rechnen 39,6% mit einer (weiteren) Preiserhöhung – in erster Linie aufgrund von Lohn- bzw. Gehaltskosten sowie von gestiegenen Preisen von Vorleistungen und Material. 17,8% sehen sich aufgrund ihrer Wettbewerbssituation mit einer Preissenkung konfrontiert. Der Erwartungssaldo bleibt damit annähernd unverändert bei 21,8 Prozentpunkten.

INVESTITIONEN. Mit der Aufhellung der konjunkturellen Lage steigt auch die Investitionsbereitschaft der steirischen Unternehmen. Nicht nur der Saldo des bisherigen Investitionsvolumens fällt im Frühjahr 2017 mit 25,5 Prozentpunkten höher aus, sondern auch in Bezug auf die kommenden zwölf Monaten zeigen sich die steirischen Unternehmen deutlich zuversichtlicher als noch im Herbst 2016: 31,9 % gehen von einer Zunahme, 15,0 % von einer Abnahme ihres Investitionsvolumens aus. Der Erwartungssaldo klettert damit auf 16,9 Prozentpunkte. Als Hauptmotiv werden erstmals seit langem wieder Neuinvestitionen (55,1 % der befragten Unternehmen) genannt.

BESCHÄFTIGUNG. Die positive Grundstimmung macht sich auch bei den Beschäftigungssalden bemerkbar: Die Saldenwerte schieben sich klar über die Nulllinie (Saldo bisher: 24,7; erwartet: 23,5 Prozentpunkte). Beinahe jeder dritte Betrieb (31,0 %) geht in den kommenden zwölf Monaten von einem Anstieg seiner Beschäftigtenzahl aus, nur 7,5 % rechnen mit einem Rückgang.

EXPORT. Der Außenhandel hat nach der Delle im Herbst 2016 wieder angezogen. Der Saldo der bisherigen Exportumsätze ist in der vorliegenden Umfrage wieder von +2,9 auf +24,8 Prozentpunkte angestiegen. Die Verunsicherung durch Brexit, Trump-Wahl und internationale Krisenherde, die im Herbst deutlich zu spüren war, dürfte sich wieder etwas gelegt haben. Laut aktuellem Wirtschaftsbarometer überwiegt bei den Exporteuren nämlich auch für die Zukunft die Zuversicht: Der Saldo der erwarteten Exportumsätzen ist gegenüber Herbst 2016 (26,1 Prozentpunkte) mittlerweile wieder auf 57,8 Prozentpunkte geklettert – und damit der höchste Wert seit dem Frühjahr 2011.

Steiermark im Österreichvergleich

Die Konjunktureinschätzung der steirischen Unternehmer ist überwiegend besser als jene im Rest Österreichs. Lediglich bei den zu erwartenden Preisen liegen die Steirer etwas darunter, ansonsten in allen Kategorien über dem Schnitt. Die größten Ausreißer dabei sind die Salden bei den erwarteten Aufträgen (Steiermark: 45,0 Prozentpunkte; Österreich: 32,0 Prozentpunkte) sowie bei den bisherigen Investitionen (Steiermark: 25,5 Prozentpunkte; Österreich: 15,0 Prozentpunkte).

Wirtschaftsklima in den Regionen

Die bisherige und künftige Entwicklung des allgemeinen Wirtschaftsklimas wird in allen steirischen Regionen überwiegend positiv eingeschätzt. Die Konjunkturlage hat sich mittlerweile stabilisiert und gewinnt wieder an Dynamik. In Bezug auf die kommenden zwölf Monate zeigen sich insbesondere die Unternehmen im Großraum Graz (Erwartungssaldo: 55,2 Prozentpunkte), im Murtal (53,1 Prozentpunkte) und in der Oststeiermark (50,9 Prozentpunkte) optimistisch gestimmt. Deutlich besser als bei der vergangenen Herbst-Umfrage, wenn auch etwas zurückhaltender als die der drei erstgenannten Regionen, fallen die Einschätzungen in der Hochsteiermark (Erwartungssaldo: 34,5 Prozentpunkte), in Liezen (33,4 Prozentpunkte) und in der Süd-/Weststeiermark (26,9 Prozentpunkte) aus.

Geschäftslage nach Betriebsgröße

KLEINUNTERNEHMEN. In der Betriebsgrößenklasse der Kleinbetriebe ist im Herbst 2016 eine deutliche Verbesserung der Saldenwerte zu beobachten: 52,4% melden für die vergangenen zwölf Monate ein Umsatzplus, lediglich 11,0% einen Umsatzrückgang zurück. Der daraus resultierende Saldo von +41,4 Prozentpunkten stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber der Herbst-Umfrage dar. Auch die Erwartungen hinsichtlich der Umsatzentwicklung in den kommenden zwölf Monaten fallen überwiegend positiv aus: Konkret rechnen 40,2% mit einem steigenden und nur 7,7% mit einem rückläufigen Gesamtumsatz. Der Erwartungssaldo liegt bei guten 32,6 Prozentpunkten.

MITTELUNTERNEHMEN. Die steirischen Mittelunternehmen zeichnen bezüglich des Gesamtumsatzes weiterhin ein positives Bild. Der Saldo des bisherigen Gesamtumsatzes steigt von +21,1 auf +38,8 Prozentpunkte. Konkret gaben 59,7 % der Befragten einen Anstieg ihres Gesamtumsatzes in den vergangenen zwölf Monaten an, während 20,9 % mit Umsatzeinbußen zu kämpfen hatten. Die Erwartungen an die kommenden 12 Monate sind ebenfalls von optimistischer Natur: 46,7 % erwarten Umsatzzuwächse, keiner der befragten Mittelbetriebe rechnet mit einem Umsatzrückgang (Erwartungssaldo: 46,7 Prozentpunkte).

GROSSUNTERNEHMEN. Das Anziehen der Weltkonjunktur wirkt sich positiv auf die Geschäftstätigkeit der steirischen Großunternehmen (Gesamtumsatz, Auftragslage und Investitionen) aus. In punkto Gesamtumsatz geben 70,2 % an, ihren Umsatz im vergangenen Jahr gesteigert zu haben, 21,4 % verzeichneten hingegen Umsatzeinbußen. Daraus resultiert ein Positivsaldo von 48,8 Prozentpunkten, der höchste im Betriebsgrößenvergleich. Auch die Erwartungen der Großbetriebe sind von Optimismus getragen. Mehr als die Hälfte (65,2 %) gehen von einem Umsatzplus in den kommenden zwölf Monaten aus, wohingegen nur
5,4 % einen Umsatzrückgang befürchten (Erwartungssaldo: 59,8 Prozentpunkte).

„Auf die neue Regierung wartet viel Arbeit“

Damit sich die Konjunktur weiterhin positiv entwickeln kann, braucht es rasch wieder eine handlungsfähige Regierung. „Das Ziel muss sein, nach der Wahl am 15. Oktober so rasch als möglich wieder anzupacken“, betont WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Die Wirtschaft müsse mit Investitionsanreizen auf Kurs gehalten werden. Dies soll beispielsweise mit der Wiedereinführung des Investitionsfreibetrages gelingen. Die Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter soll auf 1.500 Euro angehoben werden. „Außerdem muss die neue Regierung dringend nötige Reformen, die in den vergangenen Jahren immer wieder auf die lange Bank geschoben wurden, umsetzen.“ Konkret nennt Herk dabei die Eindämmung der kalten Progression, aber auch eine Eindämmung der überbordenden Bürokratie. So sollen Bagatellsteuern ersatzlos gestrichen, der Vorschriftendschungel gelichtet und ein Paradigmenwechsel in der öffentlichen Verwaltung eingeleitet werden. „Das Prinzip muss künftig lauten: Beraten statt strafen“, fordert Herk. Es sei für Unternehmer mittlerweile völlig unmöglich, die mehr als 110.000 Bestimmungen und Vorschriften auf Punkt und Beistrich einzuhalten.

Neben diesen Themen muss auch der Faktor Arbeit weiter entlastet werden: Die Lohnnebenkosten müssen sinken, Arbeitszeiten flexibler und modern gestaltbarer sowie Zumutbarkeitsbestimmungen verschärft werden. Die Forderungen im Überblick:

  • Impulse für private Investitionen
  • Investitionsfreibetrag
  • Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter: 1.500 €
  • Degressive AfA (Abschreibung für Abnutzung)
  • Mehr Entlastung und weniger Bürokratie
  • Kalte Progression eindämmen
  • Prinzip „beraten statt strafen“ verankern
  • Bagatellsteuern ersatzlos streichen
  • Flexible Arbeit ist sichere Arbeit
  • Lohnnebenkosten senken
  • Zumutbarkeitsbestimmungen verschärfen
  • Arbeitszeit flexibilisieren

 

Graz, 5. Juli 2017

 

Rückfragehinweis:

Mario Lugger

Referatsleiter Kommunikation

0316/601-652

Foto: Fischer

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